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Aortenaneurysma – Bauchaortenaneurysma

Die Hauptschlagader oder Aorta ist mit einem Durchmesser von etwa drei Zentimetern und einer Länge von dreißig bis vierzig Zentimetern das größte Blutgefäß im Körper. Sie transportiert sauerstoffreiches Blut direkt vom Herzen bis zum Becken, wo sie sich in die Beinarterien aufzweigt . Von der Aorta aus wird das Blut in die Organe und die den Körper versorgenden Arterien verteilt.

Mit jedem Herzschlag muss die Aorta großen Druckschwankungen standhalten. Dafür ist sie durch ihre mehrschichtige, elastische Gefäßwand bestens ausgerüstet, die die Schubkraft des pulsierenden Blutes abfedert und schließlich in einen gleichmäßigeren Blutstrom verwandelt. Verliert die Gefäßwand ihre Geschmeidigkeit, kann sie sich sackartig ausweiten. Fachleute bezeichnen eine solche dauerhafte Ausweitung als Aneurysma.

  • Was ist ein Aortenaneurysma?

    Das Aortenaneurysma beschreibt eine krankhafte Aussackung der Hauptschlagader. Häufigste Ursache hierfür sind verschleißbedingte Veränderungen der Gefäßwand, wie sie beispielsweise bei älteren Patienten im Rahmen einer Atherosklerose auftreten. Die Gefäßwand verliert hierbei ihre elastische Festigkeit, sodass sich durch den Druck des Blutes der Durchmesser der Schlagader in einem längeren Abschnitt dauerhaft erweitert oder stellenweise Aussackungen entstehen.

    Lage des Aortenaneurysma

    Ein Aortenaneurysma kann mehr oder weniger stark in jedem Abschnitt der Hauptschlagader auftreten. Am häufigsten findet man Aortenaneurysmen jedoch im Bauchbereich (Bauchaortenaneurysma). Seltener ist der obere Teil der Aorta betroffen. Dieser gekrümmte Arterienabschnitt (Aortenbogen) befindet sich im Brustkorbbereich und wird daher als Brustschlagader bezeichnet.

    Aortendissektion

    Wenn die innere Wand der Aorta durch Plaques oder Verschleiß defekt ist, kann der Blutstrom durch diese Wunde zwischen die innere und äußere Gefäßwand gelangen und beide Schichten auseinanderdrängen. Diese sogenannte Aortendissektion (Zweiteilung) ist eine Sonderform des Aortenaneurysmas und tritt auch bei angeborener Bindegewebsschwäche wie z. B. dem Marfan-Syndrom auf. Eine Aortendissektion kann sich rasch auf eine beträchtliche Länge der Aorta ausbreiten.

  • Tickende Zeitbombe

    Ähnlich wie bei einem prall gefüllten Luftballon besteht bei einem Aneurysma die Gefahr, dass das überdehnte, geschwächte Blutgefäß plötzlich einreißt und eine lebensgefährliche innere Blutung verursacht. Eine Aneurysma-Ruptur ist ein medizinischer Notfall, der nur schwer zu behandeln ist.

    Ein kleineres Aneurysma kann unbemerkt über einen längeren Zeitraum bestehen. Trotzdem kann es Schaden anrichten, denn das Blut in einem Aneurysma neigt dazu, Blutgerinnsel zu bilden. Die Blutgerinnsel können sich ablösen und als Blutpfropf in andere Gefäße gelangen und diese verstopfen.

    Wie wahrscheinlich ist ein Aortenaneurysma?

    Das Risiko nimmt mit dem Alter zu. In jungen Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit, ein Aneurysma zu entwickeln deutlich unter 1 %. Erst ab dem Rentenalter beginnen die Zahlen zu klettern. Eine Studie im Jahr 2015 fand ein Aneurysma bei ca. 3 % der Männer zwischen 65-69 Jahren, bei ca. 6 % im Alter von 70-74 und über 8 % ab 80 Jahren. Die gleiche Studie fand bei Frauen unter 74 Jahren nur bei weniger als 1 % ein Aneurysma, zwischen 75-79 Jahren waren es weniger als 3 %, ab 80 Jahren etwa 5 %.

    Das Risiko, dass ein Aortenaneurysma einreißt, ist bei kleinen Aneurysmen sehr gering. Bei Aneurysmen im Durchmesser von 3-5,5 cm beträgt es je nach Studie 0–1,6 % pro 100 Personenjahren. Mit zunehmendem Durchmesser der Aussackung wird ein Riss oder ein Platzen wahrscheinlicher: Das jährliche Risiko für nicht operierte Patienten beträgt 3,5 % bei einem Durchmesser von 5,5-6 cm, ab 7 cm beträgt es mehr als 6 %.

    Kurz gesagt:  Die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Aneurysma hat und dass dieses dann einreißt, ist äußerst gering.

  • Beschwerden

    Aneurysmen entstehen gewöhnlich schleichend und bleiben lange unentdeckt, denn es gibt keine typischen Anzeichen. Die Beschwerden sind oft diffus und uneindeutig und werden daher irrtümlich anderen Ursachen zugeschrieben.

    Selbst bei einem Riss (Ruptur) eines Aneurysmas können die Beschwerden von mildem Spannungsgefühl bis zum Vernichtungsschmerz reichen. Der Blutdruck sinkt schlagartig und die Betroffenen können Atemnot und Todesangst verspüren. Die inneren Blutungen sind von außen nicht zu erkennen, wohl aber eine mögliche Blutleere der unteren Extremitäten, die durch die nun gestörte Blutversorgung ausgelöst wird.

    Eine Aneurysma-Ruptur kann sich unter Umständen durch Bauch- oder Rückenschmerzen ankündigen. Patienten mit festgestelltem Aneurysma sollten neu auftretende Bauch- oder Rückenschmerzen daher immer als Warnzeichen sehen. Eine umgehende Einweisung ins Krankenhaus kann dann das Schlimmste verhüten.

  • Untersuchungen

    Ein Bauchaortenaneurysma, das keine Beschwerden verursacht, wird meist zufällig bei einer Routineuntersuchung festgestellt.

    Diagnose

    Beim Abtasten des Bauches oder durch den Enddarm kann der Arzt eventuell eine pulsierende Schwellung ertasten. Je nach Größe und Lage des Aneurysmas kann es auf umliegendes Gewebe drücken und hierdurch Beschwerden verursachen wie z. B. Taubheitsgefühl, Störung der Nierenfunktion oder der Blasenentleerung, schmerzhafter Stuhlgang oder Blut im Stuhl.

    Mit Ultraschall lassen sich die meisten Bauchaortenaneurysmen erkennen. Da keine Strahlenbelastung für die Patienten entsteht, eignet sich Ultraschall auch gut zur Verlaufskontrolle. Ein Aneurysma in der Beckenarterie lässt sich mit dieser Methode jedoch nur schwer erkennen.

    Mit der Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) lässt sich ein Aneurysma sicher erkennen. Sie sind jedoch nicht für alle Patienten geeignet, da z. B. Patienten mit einem Herzschrittmacher meist nicht ins MRT dürfen.

  • Behandlung

    Im günstigsten Fall wird ein bestehendes Aneurysma bei einer Untersuchung rechtzeitig entdeckt und kann behandelt werden, bevor es zu einem Einriss an der Gefäßwandschwachstelle kommt. Der Arzt bzw. die Ärztin schätzt das Risiko einer bevorstehenden Ruptur je nach Durchmesser, Form und Lage des Aneurysmas ein.

    Behandlung ohne Operation

    Bei Patientinnen oder Patienten mit einem unauffälligen, kleineren Bauchaortenaneurysma mit einem Durchmesser von weniger als fünf Zentimeter ist es meist vorteilhafter, zu beobachten und abzuwarten, wie sich das Aneurysma entwickelt. Tabakentwöhnung, Medikamente zur Blutdruck- und Blutfettsenkung, z. B. in letztgenanntem Fall die sogenannten Statine, können gegebenenfalls den Zustand der Gefäßwände verbessern und ein Wachstum des Aneurysmas herauszögern.

    Operation eines Bauchaortenaneurysmas

    Aneurysmen, die Beschwerden verursachen, rasch wachsen oder einen Durchmesser von mehr als fünf Zentimetern aufweisen werden im Allgemeinen vorsorglich operiert, um einen Riss des Aneurysmas zu verhindern. Hierzu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Da es sich nicht um eine Notfallsituation handelt, ist es möglich, in Ruhe eine Klinik auszuwählen, die auf Gefäßoperationen spezialisiert ist und durch hohe Fallzahlen Erfahrung erworben hat.

    Reißt ein Aneurysma dagegen ein, besteht akute Lebensgefahr und eine Notoperation ist zwingend erforderlich.

    Endovaskuläre Behandlung (EVAR; engl. endovascular aortic repair)

    Eine endovaskuläre Therapie, bei der minimal-invasiv ein Katheter durch die Leistenarterie zum Aneurysma vorgeschoben wird, ist für den Körper weniger anstrengend als eine offene Operation. Da die meisten Patienten älter sind und außer einem Aneurysma auch noch weitere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems aufweisen und somit wenig belastbar sein können, ist dies für sie oft die Therapie der Wahl.

    Bei der endovaskulären Reparatur eines Bauchaortenaneurysmas wird ein besonderer Stent mit Hilfe eines Katheters in der Aorta platziert. Der Aortenstent ist ein röhrenförmiges, mit Gewebe bezogenes Metallgitter, das die Schwachstelle im Gefäß überbrückt und so den Druck von der dünnen Wand des Aneurysmas nimmt.

    Nach dieser Behandlung sind regelmäßige Nachuntersuchungen empfohlen, um Komplikationen durch undichte Stellen, Verrutschen, Knickbildung oder Blockierung von Seitenästen frühzeitig zu erkennen.

    Offene Operation

    Der schadhafte Teil der Bauchaorta kann auch in einer offenen Operation mit einer Rohrprothese ersetzt werden. Je nach Lage des Aneurysmas stehen auch gegabelte Prothesen (Bifurkationsprothesen) zur Auswahl.

    Patienten mit hoher Lebenserwartung und niedrigem Operationsrisiko profitieren von einer offenen Operation, da es im Vergleich zu endovaskulären Eingriffen seltener zu Langzeitkomplikationen kommt.

  • Vorbeugen

    Je fitter das gesamte Gefäßsystem ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Aneurysma bildet. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Reduzieren von allgemeinen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind deshalb angebracht.

    Risikofaktoren

    Alles was die Gefäßgesundheit schädigt oder auf geschwächte, unelastische Blutgefäße hinweist, gilt als Risikofaktor für die Entstehung eines Aneurysmas. Sie sind also in weiten Teilen die gleichen, die das Risiko für Atherosklerose erhöhen.

    Die beiden größten Risikofaktor können wir ohnehin nicht beeinflussen: Es ist das männliche Geschlecht, gefolgt vom Alter. Bei Männern tritt ein symptomloses Aortenaneurysma deutlich häufiger auf als bei Frauen und ist oft größer.
    Andere Risikofaktoren haben einen viel geringeren Einfluss, aber wir können manche davon beeinflussen.

    An erster Stelle steht hier das Rauchen, welches das Risiko für ein Aortenaneurysma stark erhöht. Ist ein Aneurysma im Entstehen, kann eine Rauchentwöhnung die Größenzunahme des Aneurysmas um ein Fünftel verlangsamen.

    Auch wer einen Herzinfarkt hatte, an der peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) leidet, oder nahe Verwandte mit Aortenaneurysma hat, trägt ein mehr als doppelt so großes Risiko. Auch Bluthochdruck kann etwas zur Entwicklung eines Aortenaneurysma beitragen.

    Vorsorgeuntersuchung per Ultraschall

    Mit einer Untersuchung per Ultraschall lässt sich eine Erweiterung der Bauchschlagader erkennen. Da diese sehr seltene Ausbeulung bei älteren Männern am häufigsten auftritt, bieten die Krankenkassen Männern ab 65 Jahren eine einmalige Screening-Untersuchung per Ultraschall an. Diese kostenlose Vorsorgeuntersuchung ist einfach, schmerzfrei und kommt ohne Strahlenbelastung aus. Sie hat mit 90 % eine hohe Aussagekraft und kann die wenigen Patienten entdecken, die eine gefährliche Aussackung der Schlagader haben. Andererseits können aber auch harmlose Veränderungen entdeckt werden, die den Patienten unnötig beunruhigen können. Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt wird die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchung daher gerne mit Ihnen besprechen, damit Sie Ihr individuelles Risiko einordnen können.

    Im Bedarfsfall kann zusätzlich eine Computertomografie (CT) durchgeführt werden. Diese belastet den Körper zwar mit Röntgenstrahlen, aber sie kann ein eventuelles Aortenaneurysma in Größe und Ausdehnung sehr gut sichtbar machen.

    Ein in der Vorsorgeuntersuchung frühzeitig entdecktes Aortenaneurysma kann ggf. rechtzeitig behandelt werden, bevor es zu einem lebensbedrohlichen Einreißen der Aorta kommt.  Nutzen Sie daher Ihre Vorsorgeuntersuchung. Sicher ist sicher.