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„Blutverdünnung“ – Medikamente gegen Blutpfropf und Blutgerinnsel

Herzinfarkt, Schlaganfall, Venenthrombose, Lungenembolie: Ein Blutgerinnsel – in der Fachsprache als Thrombus bezeichnet – kann Ursache oder Folge einer ganzen Reihe von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sein. Entsprechend spielen Medikamente, die in der Lage sind, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern, in vielen Bereichen der Herz-Kreislauf-Medizin eine herausragende Rolle. Ohne diese Medikamente wären entscheidende medizinische Fortschritte nicht möglich gewesen

  • Blutstillung und Blutgerinnung

    Wird ein Blutgefäß verletzt, tritt zunächst die Blutstillung in Aktion. Hierbei heften sich Blutplättchen (Thrombozyten) an den Wundrand, lagern sich zusammen und bilden einen Pfropf. Dieser Pfropf kann das verletzte Blutgefäß jedoch nicht auf Dauer verschließen, die Blutgerinnung kommt nun zum Tragen: Im flüssigen Anteil des Blutes bilden sich lange Fasern aus Fibrin. Dieses Eiweiß umgibt die Blutplättchen innerhalb von wenigen Minuten mit einem Netz: Ein Blutgerinnsel entsteht, das das verletzte Blutgefäß abdichtet. Dieser Vorgang heiß in der Fachsprache auch sekundäre Hämostase, plasmatische Gerinnung oder Koagulation.

    Damit sich im fließenden Blut kein Blutgerinnsel bildet, liegt Fibrin als lösliche Vorstufe vor, dem Fibrinogen. Der Mensch verfügt über ein kompliziertes System an Enzymen, deren inaktive Vorstufen erst in die aktive Form umgewandelt werden. Am Ende dieses Systems steht das aktive Enzym Thrombin, das Fibrinogen in aktives Fibrin umwandelt und selbst aus einer inaktiven Vorstufe (Prothrombin) entsteht:

    Im Normalfall liegt ein fein ausbalanciertes Gleichgewicht zwischen gerinnungsfördernden und -hemmenden Eigenschaften des Bluts vor.

  • Wie es zu einer Thrombose kommt

    Der deutsche Pathologe Rudolf Virchow (1821-1902) beschrieb die drei wesentlichen Faktoren, die dieses Gleichgewicht in Richtung Blutgerinnung verschieben und die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) fördern:

    • Verletzung der inneren Auskleidung eines Blutgefäßes: Sind etwa die Schlagadern (Arterien) des Herzens oder des Gehirns z. B. durch Rauchen oder erhöhte Blutfette geschädigt, bildet sich an den betroffenen Stellen leichter ein Thrombus.
    • Zu langsamer Blutfluss (Veränderung der Strömungsgeschwindigkeit), z. B. bei Bettlägerigkeit nach einer Operation
    • Gerinnungsneigung des Blutes (Veränderung der Viskosität des Blutes, veränderte Gerinnungsfaktoren)
  • Warum Blutgerinnsel verhindert werden müssen

    Je nachdem, welches Blutgefäß betroffen ist, kann sich dessen Verschluss durch ein Blutgerinnsel unterschiedlich auswirken. Verschließt ein Gerinnsel eine Herzkranzarterie, unterbricht dies die Blutversorgung in einem Bereich des Herzens und verursacht einen Herzinfarkt. Verschließt ein Blutgerinnsel eine Gehirnarterie, besteht die Gefahr eines Schlaganfalls.

    Ein Blutgerinnsel, das eine Vene verschließt, wird als Venenthrombose bezeichnet. Hier besteht die Gefahr, dass sich der Thrombus von der Venenwand ablöst, etwa im Bereich der Beine, und mit dem Blut durch das Herz in die Lunge geschwemmt wird. Verstopft das Gerinnsel dann eine Lungenarterie, spricht man von einer Lungenembolie.

    Die Behandlung mit Medikamenten, die die Bildung von Blutgerinnseln verhindern, ist also unter anderem erforderlich zur:

Welche Medikamente beugen der Bildung eines Thrombus vor?

Heutzutage stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung, die vor der Bildung von Blutgerinnseln schützen können, sei es im Bereich der Schlagadern (Arterien), die das Gewebe mit Blut versorgen, oder der Venen, die das Blut wieder zum Herzen zurückbefördern.

Der Arzt wählt das für den Patienten am besten geeignete Medikament aus. Hierbei gilt es, zwischen Wirkungen und möglichen Nebenwirkungen abzuwägen und dabei die individuelle Situation des Patienten einzubeziehen.

Medikamente, die auf Blutplättchen wirken

Bestimmte Medikamente verhindern, dass sich Blutplättchen (Thrombozyten) aneinander anlagern und einen Thrombus bilden. Medikamente dieser Klasse verändern bestimmte Botenstoffe von Blutplättchen oder deren Wirkung auf andere Blutplättchen, so dass sich diese nicht mehr zusammenlagern können. Dieser Mechanismus wird als Thrombozytenaggregationshemmung bezeichnet.

  • Acetylsalicylsäure

    Bekanntester Vertreter Plättchenhemmer ist die Acetylsalicylsäure (Handelsname unter anderem Aspirin®). Haupteinsatzgebiet ist die Vorsorge vor Herzinfarkt, Schlaganfall und der Verschlusskrankheit der Beinarterien. Die für die Hemmung der Blutplättchenfunktion erforderliche Dosis liegt unter der für die Schmerztherapie notwendigen Dosis

    So wirkt Acetylsalicylsäure

    ASS hemmt bestimmte Enzyme, die dafür sorgen, dass die Blutplättchen sich zusammenlagern. Eine ausreichende Funktion der Blutstillung bei geringfügigen Verletzungen ist unter der Einnahme von ASS jedoch vorhanden.

    Mögliche Nebenwirkungen

    Es kann zu Sodbrennen und Erbrechen kommen. Bei regelmäßiger Einnahme sind Schleimhautreizungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Magengeschwüre möglich. Bei Asthmatikern kann Acetylsalicylsäure Anfälle verursachen.

    Das sollten Sie beachten

    ASS kann die Wirkung zahlreicher anderer Medikamente verstärken oder abschwächen. Beispielsweise erhöht die gleichzeitige Einnahme von Kortison die Gefahr von Magen-Darm-Blutungen. Informieren Sie deshalb Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie noch andere Medikamente einnehmen!
    Die gerinnungshemmende Wirkung hält bis zu ca. 7 Tage nach der letzten Einnahme von ASS an. Man muss warten, bis neue, funktionsfähige Blutplättchen im Körper gebildet werden. Steht eine Operation an, muss sorgfältig abgewogen werden, ob das Medikament weiter genommen werden soll.

    Wenn ein operativer Eingriff geplant ist oder Ihnen ein Zahn gezogen werden soll oder wenn Sie andere Probleme oder Fragen haben: Wenden Sie sich bitte immer an Ihren Arzt!

     

  • Clopidogrel

    Zu den Wirkstoffen mit Wirkung auf Blutplättchen zählt auch Clopidogrel, ein sogenannter Adenosin-Diphosphat(ADP)-Hemmer. Diese Substanz wird insbesondere Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder pAVK nach Implantation einer Gefäßstütze (Stent) verschrieben, um einen Verschluss des Stents durch Bildung eines Blutpfropfs innerhalb des Stents zu verhindern.

  • Glykoprotein-IIb/IIIa-Hemmer

    Einen dritten Medikamententyp aus der Gruppe Thrombozytenaggregationshemmer stellen die sogenannten Glykoprotein-IIb/IIIa-Hemmer dar. Diese Medikamente verhindern, dass sich Brücken zwischen Blutplättchen ausbilden – einer der ersten Schritte bei der Anlagerung von Blutplättchen. Diese Substanzen werden gelegentlich zusammen mit Acetylsalicylsäure oder Heparin verabreicht, um Thrombosen während Herzkathetereingriffen zu vermeiden.

Medikamente, die auf die Blutgerinnung wirken

Medikamente, die auf die Blutgerinnung wirken, werden umgangssprachlich häufig als „Blutverdünner“ bezeichnet. In Wirklichkeit „verdünnen“ sie nicht das Blut, sondern beeinflussen die Zusammensetzung des Blutes so, dass es schlechter gerinnt als dasjenige nicht behandelter Patienten. Die heute gebräuchlichen gerinnungshemmenden Medikamente greifen an unterschiedlichen Punkten des Gerinnungssystems an.

  • Heparine: Wenn es auf eine rasche Wirkung ankommt

    Heparin ist ein Medikament, das nur als Injektion oder Infusion, jedoch nicht als Tablette wirkt. Viele kennen es unter der Bezeichnung „Thrombosespritze“. Es beugt einer Thrombose vor, wenn vorübergehend ein erhöhtes Thromboserisiko besteht, etwa wenn ein Patient nach einer Operation nicht aufstehen darf. Heparin wird auch im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung verabreicht, um die Bildung eines Blutgerinnsels während der Untersuchung zu verhindern, ebenso bei Verdacht auf das Vorliegen eines Herzinfarkts.

    Es gibt unterschiedliche Arten von Heparin, insbesondere das unfraktionierte Heparin (Standardheparin) und das niedermolekulare Heparin. Heparine wirken rasch. Standardheparin bindet unter anderem den natürlichen Gerinnungshemmer Antithrombin III und hemmt so die Aktivität des zentralen Gerinnungsfaktors Xa, niedermolekulare Heparine hemmen Xa direkt. Im Rahmen der Thromboseprophylaxe muss Heparin einmal oder mehrmals täglich unter die Haut gespritzt werden. Auch die neueren gerinnungshemmenden Substanzen Fondparinux und Idraparinux hemmen den Faktor Xa indirekt über Antithrombin III.

     

  • Cumarine

    Eine langfristige Gerinnungshemmung ist mit einer Klasse von Medikamenten möglich, die in Tablettenform eingenommen werden: die sogenannten oralen Antikoagulanzien. Ihre Wirkung beruht auf der Hemmung der Bildung des für die Blutgerinnung notwendigen Vitamin K in der Leber. Diese Medikamente wurden erstmals aus einer Süßklee-Art isoliert: Man hatte festgestellt, dass Rinder innere Blutungen erlitten hatten, weil sie diesen Klee im Übermaß auf der Weide gefressen hatten.

    So wirken Cumarine

    Cumarine sind Antikoagulanzien. Sie hemmen die Blutgerinnung, indem sie Vitamin K blockieren und so die Bildung von Gerinnungsfaktoren in der Leber hemmen. Ihre volle Wirkung entfalten sie erst nach 3-6 Tagen.

    Mögliche Nebenwirkungen

    Während der Behandlung besteht eine erhöhte Blutungsneigung. Dies äußert sich in einer vermehrten Neigung zu blauen Flecken, zu Zahnfleischbluten, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, in den Harnwegen oder durch die Haut, außerdem zu Schlaganfällen durch Hirnblutung. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Leberentzündung kommen.

    Das sollten Sie beachten

    Die volle gerinnungshemmende Wirkung setzt verzögert ein. Cumarine müssen zuverlässig eingenommen werden, die Kontrollen müssen unbedingt eingehalten werden.

    Eine streng Vitamin-K-arme Ernährung ist nicht nötig. Sie sollten sich abwechslungsreich ernähren und auch Gemüse in Ihren Speiseplan einbauen. Meiden Sie aber Blumenkohl, Broccoli, rohe Brunnenkresse, Rosenkohl und Spinat im Übermaß!

    Viele, auch rezeptfrei erhältliche Medikamente, wie beispielsweise Rheuma- oder Kopfschmerzmittel oder Vitaminpräparate, können die Wirkung der gerinnungshemmenden Medikamente stören. Es ist deshalb wichtig, dass Sie Ihrem Arzt mitteilen, welche Medikamente oder auch Vitaminpräparate Sie einnehmen.

    Bei akuten Blutungen, nach Operationen, bei schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen oder Netzhauterkrankungen mit der Gefahr von Blutungen sind Cumarine nicht für Sie geeignet. Ist ein operativer Eingriff oder das Ziehen eines Zahns geplant, muss die Behandlung entweder kurz unterbrochen oder durch ein anderes Medikament, das in die Bauchhaut gespritzt wird, ersetzt werden.

    Tragen Sie immer einen vom Arzt ausgestellten Ausweis über die gerinnungshemmende Behandlung bei sich!

    Wenn Sie stärkere Blutungen bemerken, wenn ein operativer Eingriff geplant ist oder Ihnen ein Zahn gezogen werden soll oder wenn Sie andere Probleme oder Fragen haben: Wenden Sie sich bitte immer an Ihren Arzt!

    Kontrollen

    Der Blutspiegel dieser Medikamente ist Schwankungen unterworfen, die die Wirksamkeit der Medikamente beeinflussen können. Regelmäßige Kontrollen sind deshalb unerlässlich, um nicht zu riskieren, dass es bei zu hohem Spiegel zu Blutungen kommt. Zur Kontrolle eignet sich der Quick-Wert, auch Thromboplastinzeit (TPZ) genannt. Zur besseren Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Laboratorien wird heute besser der INR-Wert (international normalized ratio) angegeben. Es gibt tragbare Testgeräte für zu Hause: Dadurch wird die regelmäßige Kontrolle der Werte erleichtert.

    Beispiele

    Phenprocoumon (Handelsnamen z. B. Marcumar® oder Falithrom®), Acenocoumarol (z. B. Sintrom®), Warfarin

  • Direkte (oder „neue“) orale Antikoagulantien (DOAK oder NOAK)

    Die direkten oder auch „neuen“ oralen Antikoagulanzien (DOAK oder NOAK) werden als Dauertherapie bei Vorhofflimmern ohne Beteiligung einer undichten Herzklappe verwendet, ansonsten sind Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar Standard. Außerdem können DOAKs zur Vorbeugung erneuter tiefen Venenthrombosen oder Lungenembolien eingesetzt werden.

    Die Wirkung dieser Medikamente tritt ähnlich rasch ein wie bei den Heparinen, eine Überwachung von Gerinnungswerten ist jedoch häufig nicht erforderlich.

    So wirken DOAKs

    Diese Blutgerinnungshemmer wirken auf verschiedene Gerinnungsfaktoren (Faktor IIa, Faktor Xa), die normalerweise bei Blutungen in einer Gerinnungskaskade aktiv werden. Sie unterdrücken so die Entstehung von Thromben bei inneren Blutungen und verringern somit auch das Risiko eines Schlaganfalls.

    Mögliche Nebenwirkungen

    Wie bei allen Gerinnungshemmern, besteht auch bei DOAKs während der Behandlung eine erhöhte Blutungsneigung. Dies äußert sich in einer vermehrten Neigung zu blauen Flecken, zu Zahnfleischbluten, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, in den Harnwegen oder durch die Haut, außerdem zu Schlaganfällen durch Hirnblutung.

    Das sollten Sie beachten

    DOAKs werden je nach Wirkstoff ein- bis zweimal täglich eingenommen. Da sie die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen, muss der Arzt vor einer Operation unbedingt darüber informiert werden, dass Sie Gerinnungshemmer einnehmen. Gegebenenfalls können DOAKs vor einem geplanten Eingriff abgesetzt werden. Diese Entscheidung trifft Ihr Arzt. Bei Notfällen gibt es für manche Wirkstoffe ein Gegenmittel.

    Kontrollen

    Die Nierenfunktion muss regelmäßig überprüft werden, da sich die Wirkstoffe bei nachlassender Nierenfunktion anreichern und sich die Blutungsgefahr erhöht, dazu jährliche Kontrolle der Leberfunktion und des Blutbildes. Im Gegensatz zu anderen Gerinnungshemmern müssen die Gerinnungswerte nicht regelmäßig kontrolliert werden.

    Beispiele

    Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban

  • Faktor-XI-Inhibitoren

    Bei der Blutgerinnung werden zunächst die Blutplättchen aktiviert, parallel läuft die sogenannte Gerinnungskaskade ab. Diese beinhaltet viele Schritte, bei denen unterschiedliche Gerinnungsfaktoren aktiviert werden. Einer dieser Faktoren ist der Faktor-XI (= Faktor 11).

    Wird der Faktor-XI durch Faktor-XI-Inhibitoren gehemmt, werden weniger Blutgerinnsel gebildet. Man erhofft sich von Faktor-XI-Inhibitoren, dass sie die Blutgerinnung hemmen, ohne – wie die NOAKs – das Blutungsrisiko zu erhöhen. Aktuell laufen mehrere Studien, die Faktor-XI-Inhibitoren untersuchen und unter anderem mit NOAKs vergleichen.

    Mehr zum aktuellen Forschungsstand in unserem Magazin.

     

Blutgerinnsel auflösen

Wenn es bereits zur Bildung eines Blutgerinnsels gekommen ist, werden „Blutverdünner“ nur eingesetzt, um ein Fortschreiten der Gerinnselbildung zu unterdrücken. Bestehende Blutgerinnsel werden mittels Thrombolyse (auch Lysetherapie oder Lyse) aufgelöst oder chirurgisch entfernt (Thrombektomie). Bei der Lysetherapie eingesetzte Medikamente bestehen aus Enzymen, die das Blutgerinnsel abbauen können, oder aus Stoffen, die ein körpereigenes Abbauenzym (Plasminogen) aktivieren.

  • Alternativen zur Blutverdünnung

    In einigen Fällen stehen Alternativen zur Einnahme gerinnungshemmender Medikamente zur Verfügung. So werden Patienten mit Vorhofflimmern, einer bestimmten Form einer Herzrhythmusstörung, üblicherweise mit Gerinnungshemmern behandelt. Da sich die Herzvorhöfe bei dieser Erkrankung nicht richtig zusammenziehen, nimmt die Fließgeschwindigkeit des Blutes ab und es besteht die Gefahr der Bildung eines Blutgerinnsels, insbesondere in einer beutelförmigen Verlängerung des linken Herzvorhofs, die als linkes Herz-Vorhofohr bezeichnet wird. Löst sich ein solches Blutgerinnsel von der Herzwand, kann es über den Kreislauf zum Gehirn gelangen, dort ein kleineres Blutgefäß verstopfen und einen Schlaganfall auslösen.

    Allerdings vertragen Patienten die Behandlung oft nicht gut, die Wirksamkeit schwankt und es sind häufig Blutuntersuchungen erforderlich. Inzwischen gibt es für bestimmte Patienten mit Vorhofflimmern, die gerinnungshemmende Medikamente nicht vertragen oder bei denen die Medikamente keinen ausreichenden Schutz bieten, mechanische Alternativen. Dabei wird das Vorhofohr mittels eines Katheterverfahrens durch eine Miniaturschirmchen oder Stöpsel verschlossen, das sich im Eingangsbereich dieser Herzausstülpung aufspannt. Im Wesentlichen kommen dabei derzeit das Watchman-System und das Amplatzer-System zum Einsatz, die sich hauptsächlich durch die Form des verschließenden Elementes unterscheiden.

    In wenigen ausgesuchten Fällen gibt es für Patienten, die unter Thrombosen der Becken- und Beinvenen leiden, aber langfristig keine gerinnungshemmende Dauerbehandlung erhalten können, die Möglichkeit einer Schirmfilter-Einpflanzung in die Bauchvene. Solche Schirmfilter fangen Blutgerinnsel auf, die sich von einer tiefer gelegenen Venenwand abgelöst haben und mit dem Blut in Richtung Herz und Lunge wandern. Mit dieser Methode lassen sich daher Lungenembolien verhindern.

  • Nachsorge

    Dem Arzt steht heute ein ganzes Arsenal wirksamer Medikamente zur Verfügung, das zur Behandlung und Vorsorge von Thrombosen und Embolien einsetzt werden kann. Die Behandlung richtet sich nach der individuellen Situation jeder Patientin und jedes Patienten. Sie berücksichtigt unter anderem das Alter, die Lebensumstände, die Ernährung, Begleiterkrankungen sowie die Einnahme weiterer Medikamente.

    Wichtig ist, dass Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente erhalten, spätestens dann mit ihrem Arzt sprechen, wenn sich in ihrer Lebensführung etwas ändert, wenn andere Erkrankungen auftreten oder wenn sie neue Medikamente bzw. dieselben Medikamente in einer anderen Dosis einnehmen. Ansonsten sind häufig regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich, bei denen sich der Arzt ein Bild vom Patienten und seiner Gerinnungssituation verschafft. Auf keinen Fall sollten Patienten Medikamente ohne Rücksprache mit dem Arzt einfach absetzen.

  • Tipps für den Alltag

    Was Patienten beachten sollten, die orale „Blutverdünner“ einnehmen

    Ernährung:

    Sinnvoll ist eine möglichst ausgewogene Ernährung ohne wesentliche Änderungen. Einige Nahrungsmittel enthalten größere Mengen Vitamin K und sollten nur in eingeschränkter Menge verzehrt werden, sofern sie nicht regelmäßig gegessen werden. Dazu zählen:

    • alle Kohlsorten wie z. B. Rosenkohl, Blumenkohl, Broccoli, Sauerkraut
    • Spinat, Feldsalat,
    • Erbsen, Bohnen,
    • Spargel,
    • Innereien, Leber und Leberwurst,
    • Multivitamin- und Gemüsesäfte

    Medikamente:

    Viele verschreibungspflichtige und rezeptfreie Medikamente beeinflussen die Wirkung der Vitamin-K-Gegenspieler:

    • Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin®),
    • manche Antibiotika,
    • Aufbaumittel und Multivitaminpräparate, die Vitamin K enthalten

    Patienten sollten daher ohne Rücksprache mit dem Arzt keine zusätzlichen Medikamente einnehmen.

    Intramuskuläre Injektionen:

    Wegen der Blutungsgefahr sind bei Spritzen in den Muskel Vorsichtsmaßnahmen nötig. Injektionen in die Vene oder unter die Haut sind dagegen ohne Probleme möglich.

    Operationen:

    Gelegentlich stellt der Arzt die gerinnungshemmende Behandlung mit Vitamin-K-Gegenspielern mit vor Operationen (mit Ausnahme einiger zahnärztlicher Maßnahmen) auf Heparin um. Beim Einsatz von DOAK ist das nicht nötig.

    Reisen:

    Auch auf Reisen ist eine regelmäßige Untersuchung der Gerinnungswerte erforderlich, ggf. als Selbstmessung. Bei Reisen in medizinisch unterversorgte Gebiete sollte das Vitamin-K-haltige Konakion mitgenommen werden.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion

    Aktualisierung: 19.10.2022

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Alexandr Mitiuc / fotolia.com
    • Illustration Blutgerinnung © Henrie / fotolia.com
    • Schema Fibrin-Bildung © DP-Medsystems AG
    • Illustration Tabletten © Nailia Schwarz / fotolia.com