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Sport als Teil der Herz-Reha. © contrastwerkstatt / fotolia

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Cardiosana-Herzrehabilitation

Für viele ist es wie ein Stich aus dem Nichts: Nach einem Herzinfarkt findet man sich auf der Intensivstation wieder und der lange Weg zurück in den Alltag beginnt. Was kommt als Nächstes auf mich zu, wo kann ich Hilfe bekommen?

  • Ambulante Herzrehabilitation

    Wir wissen heute, dass nach einem Herzinfarkt oder einem Eingriff am Herzen, z. B. an den Herzkranzgefäßen oder an den Herzklappen, eine frühe Rehabilitation für die meisten Patienten die beste Maßnahme ist, um im Alltag wieder zurechtzukommen.

    Die Herzrehabilitation gliedert sich in drei Phasen:

    • Zunächst stehen die kardiologische Erstversorgung auf der Intensivstation und ein Aufenthalt in einer Klinik im Mittelpunkt.
    • In der zweiten Phase wird eine Anschlussbehandlung von etwa drei Wochen Dauer durchgeführt. Diese erfolgt entweder stationär oder ambulant unter kardiologischer Kontrolle. Währenddessen wird die individuelle Belastbarkeit durch körperliche Aktivität verbessert und die zur Behandlung notwendigen Herzmedikamente an den jeweiligen Zustand des Patienten angepasst. Eine Gesundheits- und Ernährungsberatung runden das Programm in der Regel ab.
    • Eine Langzeitrehabilitation kann schließlich ein wöchentliches Training in einer medizinisch betreuten Herzsportgruppe umfassen.

    Im schweizerischen Wetzikon ist vor 14 Jahren mit Cardiosana ein Programm zur ambulanten Herzrehabilitation mit Modellcharakter entstanden, das in seiner umfassenden Betreuung diese Ansprüche noch übertrifft. Cardiosana wird durch die Abteilung Kardiologie des Departments Medizin der Gesundheitsversorgung Züricher Oberland (GZO) betrieben. Es ist eine offiziell anerkannte kardiologische Rehabilitationsstätte.

  • Eine Modelleinrichtung nicht nur für die Schweiz

    Kardionet hat das Cardiosana-Programm am Spital der GZO besucht.

    Kompetent betreut: Cardiosana für Herzgesundheit

    Am Spital Wetzikon werden die Herzpatienten in einer dreimonatigen ambulanten Reha intensiv betreut. Ziel des Cardiosana-Programms ist es, die Patienten zur praktischen Umsetzung eines herzschützenden Verhaltens anzuregen.

    Über einen Zeitraum von zwölf Wochen werden die Patienten von einem elfköpfigen Team aus Ärzten, Physiotherapeuten, Ernährungsberatern und Psychiatern bei der Wiedereroberung ihres Lebens begleitet. Dreimal pro Woche wird sportlich trainiert, dazu kommen wöchentliche Theoriestunden und Workshops zu Herzfunktion, Medikamenten und Ernährung. Auch eine psychologische Betreuung ist Teil des Programms. So gelingt es den Patienten, ein neues, gesünderes Verhalten einzuüben und zur Gewohnheit werden zu lassen.

    Wohnortnahe Betreuung

    Das Programm ist bewusst wohnortnah gestaltet, damit es sowohl ältere als auch berufstätige Patienten ambulant gut besuchen können. Berufstätige erhalten ein Attest für die Zeit ihrer Teilnahme an der ambulanten Rehabilitation.

    Die Zusammenarbeit mit dem betreuenden Hausarzt ist eng. Gemeinsam mit dem Hausarzt werden Medikamente und Dosis im Verlauf des Programms angepasst und weitere Maßnahmen abgestimmt.

  • Ein gutes Training fordert, aber überfordert nicht

    Im Rahmen von Cardiosana können die Patienten an Fahrrädern, Crosstrainern und Laufbändern trainieren und ihre individuelle Belastbarkeit verbessern, während sie von geschultem Personal betreut werden. Viele Patienten schonen sich z.B. aus Angst vor einem erneuten Herzinfarkt und vermeiden jegliche Anstrengung. Genau dies ist aber schadet dem Herzen erst recht, erklärt der ärztliche Leiter des Cardiosana-Programms Dr. Büsser.

    Vor der Entlassung aus der Klinik wird ein Austrittsbelastungstest durchgeführt. Hierbei wird die körperliche Belastbarkeit des Patienten als Ausgangspunkt für die zweite Phase der Rehabilitation ermittelt. Der Patient bewegt sich dabei auf einem Trainingsfahrrad, während der für ihn ideale Belastungspulsbereich festgestellt wird. Diese Trainingsherzfrequenz (z. B. im Bereich von 110 – 130 Pulsschlägen pro Minute) gibt den Pulsbereich vor, in dem ein gesundes Ausdauertraining möglich ist.

    Pulsuhr und dosierte Belastung

    Trainiert wird immer mit Herzfrequenzüberwachung. Übersteigt der Puls die vorgegebenen Werte, piepst eine Pulsuhr Alarm. Dies verhindert, dass sich der Patient zu stark belastet, dass der Körper mehr Sauerstoff verbraucht als er aufnimmt.

    Herztherapeutin Frau Pratt und ihre Kollegen kontrollieren während des Trainings die Pulsanzeigen und sorgen auch mal mit aufmunternden Worten dafür, dass es sich die Herzsportler nicht zu bequem machen. Die Devise heißt: Genug anstrengen, damit man ins Schwitzen kommt, aber nicht so stark, dass man sich nicht noch nebenher unterhalten kann. Die Patienten lernen dabei, nicht nur auf die Pulsuhr, sondern auch auf ihren Körper zu hören: Ein Gefühl von Herzenge oder Schwindel sind ein deutliches Warnsignal, die Belastung zu reduzieren.

    Bessere Leistungsfähigkeit

    Körperliches Training führt zu einer besseren Muskelleistung bei gleicher Herzbelastung, denn der Körper lernt durch regelmäßiges Muskeltraining, den Sauerstoff im Blut besser auszuschöpfen. Ein Training mit Herzmedikamenten ist besonders anspruchsvoll, beispielsweises weil Beta-Blocker die Leistung des Herzens bremsen. ‚Cardiosaniker‘ trainieren daher für ihre Verhältnisse „so hart wie echte Sportler“, lobt Dr. Büsser, der auch als Sportarzt tätig ist.

  • Für Sicherheit ist gesorgt

    Ein großer Koffer mit medizinischer Notfallausrüstung inklusive Defibrillator ist für den Notfall vor Ort und auch immer dabei, wenn die Patienten draußen auf dem Trimm-Dich-Pfad unterwegs sind. Doch „in den 14 Jahren des Programms hat es einen solchen noch nie gegeben“, beruhigt Kardiotechniker Gossen, „schließlich überwachen wir unsere Patienten sehr genau.“

  • Gesund werden, gesund bleiben

    Einmal in der Woche versammeln sich die Patienten nach dem Training zum Theorieunterricht. Hier geht es um Themen wie Ernährung, Bewegung, Herzgesundheit und Risikofaktoren wie Stress, die im Wechsel von Ärzten, Therapeuten und Ernährungswissenschaftlern vorgetragen werden. Alle sechs Wochen spricht eine Psychiaterin über Angst und Depressionen. Bei Bedarf wird außerdem eine psychologische Einzelbetreuung angeboten.

    Zu vielen der Theoriestunden, insbesondere bei Ernährungsthemen, sind interessierte Angehörige eingeladen. Denn oft sorgt der Ehepartner für die Auswahl des Essens.

    Maßgeschneiderter Theorieunterricht

    Heute spricht Dr. Büsser mit den Reha-Teilnehmern über die Funktion des Herzens, über Blutdruck und die Auswirkungen der verschiedenen Herzmedikamente. Seine Erklärungen sind laiengerecht, er geht auf viele Fragen und Einwürfe seiner Patientenrunde ein und auch Scherze fliegen durch den Raum. Wer hat sein Medikament einmal gewechselt? Warum ist ein niedriger Blutdruck günstig? Und was bedeutet das überhaupt: Blutdruck? Mit ein paar Strichen wirft Büsser ein Diagramm aufs Papier, redet von Schlauchpumpen und Druckabfall und zieht sogar George Clooney heran, um eine Stressbelastung des Herzens zu illustrieren.

    Im Zürcher Oberland ist die Welt noch klein, man kennt sich und nimmt aneinander Anteil. Dr. Büsser kommt selbst aus der Umgebung und spricht mit seinen Patienten im warmen Dialekt des Oberlandes. Er kennt seine „Herzler“, wie die Patienten des Cardiosana-Programms liebevoll genannt werden, genau und er kennt auch die betreuenden Hausärzte. Büsser weiß, welche Patienten gut mit der hausärztlichen Versorgung zurechtkommen, und auf welche er ein Extra-Auge werfen muss.

    Nicht nur das körperliche Durchhaltevermögen wird geschult

    Das Programm ist anspruchsvoll. Vielen Patienten fällt es mit zunehmender Genesung schwer, dreimal wöchentlich zwei Stunden Zeit für das körperliche Training und die Unterrichtsstunden aufzuwenden. Und natürlich kostet es Überwindung, die Sportstunden konsequent zu besuchen. Trotzdem bleiben fast alle dabei und versäumen kaum einen Nachmittag der Rehabilitation. Diese Verbindlichkeit entsteht durch eine besondere Gruppendynamik, denn alle sitzen hier ‚im selben Boot‘ und lernen schnell, offen und herzlich miteinander umzugehen.

    Abschied von der Reha – Wiedergewinn an Lebensqualität

    Frischgeduscht sitzt man anschließend noch auf ein Stück Kuchen zusammen, denn eine Patientin feiert nach 12 Wochen Reha ihren Ausstand. Wer es sich von den Cardiosana-Mitarbeitern einrichten kann, bleibt noch ein wenig da, nutzt die Zeit für ein entspanntes Gespräch mit den Patienten, ermutigt, berät, mahnt. Ob sich die Abschied nehmende Patientin denn schon um einen Platz in der Herzsportgruppe gekümmert hat? Dort treffen sich viele ehemalige Cardiosana-Teilnehmer wieder und halten sich gegenseitig bei Stange. So kann die erworbene Leistungsfähigkeit erhalten werden.

    Nachhaltiger Therapieerfolg

    Die Patienten kommen nach 6 bis 12 Monaten zur Nachsorge. Mehr als die Hälfte von ihnen hat es geschafft, weiterhin aktiv zu bleiben – ein beachtlicher Erfolg, über den sich Dr. Büsser und seine Kollegen immer wieder freuen. Man merkt, die „Herzler“ liegen dem Team am Herzen.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell

    Aktualisiert: 17.07.2018

    Bildnachweise:

    • Titelbild © contrastwerkstatt / fotolia.com
    • Illustration GZO © GZO Spital Wetzikon
    • Illustrationen sonst © DP-Medsystems AG