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Im Herzkatheter-Labor: Arzt zeigt einem, Patienten, der auf der Liege liegt, etwas am Monitor. © Epstock / shutterstock

Für Behandlungen mit dem Herzkatheter ist keine Vollnarkose nötig.

Herzkatheter im Einsatz

An Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems sterben nach wie vor die meisten Menschen in Deutschland. Vor allem der Herzinfarkt ist Todesursache Nummer eins. Die Zahl der Todesfälle aufgrund eines Herzinfarkts hat allerdings in den letzten Jahren abgenommen. Ein Grund hierfür ist sicherlich die moderne Medizin, die unter anderem mit verschiedenen Herzkatheterbehandlungen vielen Patienten ein längeres Leben ermöglicht.

Laut der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts starben 2015 rund 49.000 Menschen in Deutschland an einem Herzinfarkt. Auch wenn diese Zahl recht hoch klingt – 1998 starben noch knapp 82.000 Deutsche an einem Herzinfarkt. Dieser positive Trend ist vor allem auf die häufig schnellere Diagnostik, effektivere Therapien und eine bessere Prophylaxe zurückzuführen.

Vor allem Herzkatheterbehandlungen kommen – neben Operationen am offenen Herzen – bei Patienten mit Herzerkrankungen zum Einsatz. Der Vorteil dieser Therapien: Sie sind minimal-invasiv, d. h. es ist weder eine Vollnarkose noch ein großer operativer Eingriff nötig. Dadurch bringen sie weniger Risiken mit sich. Zudem können diese Behandlungen häufig bereits direkt bei einer Herzkatheteruntersuchung durchgeführt werden.

Ballondilatation: Weitung der Gefäße

Sind Durchblutungsstörungen des Herzmuskels durch verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße für Beschwerden verantwortlich, kann die Ballondilatation das Mittel der Wahl sein. Hierbei wird der aus einem biegsamen, dünnen Kunststoffschlauch und einem kleinen, aufblasbaren Ballon bestehende Ballonkatheter über die Leistenarterie bis zum betroffenen Gefäß vorgeschoben. Das Vorschieben erfolgt hierbei unter Röntgenkontrolle sowie Kontrastmittelgabe, um die Engstelle sicher zu identifizieren.

Ist die Engstelle erreicht, wird der Ballon aufgedehnt. Durch den hierdurch verursachten Druck werden die für den Teil- oder kompletten Verschluss verantwortlichen Ablagerungen in die Gefäßwand gedrückt und dadurch die Durchblutung des Gefäßes wieder hergestellt.

Nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung wird der Druck aus dem Ballon wieder abgelassen und der Katheter kann entfernt werden. Die Ballondilatation kann bei allen Gefäßen eingesetzt werden – je nach Durchmesser des Gefäßes kommen unterschiedlich große Ballonkatheter zum Einsatz. Weitere Einzelheiten zur Ballondilatation finden Sie hier.

Ein Stent sorgt dafür, dass ein Gefäß nach einer Ballondilatation offen bleibt.

Stents stützen Gefäße dauerhaft

Um zu verhindern, dass sich ein Gefäß nach erfolgreicher Dilatation wieder verschließt, wird meist zeitgleich eine dauerhafte Gefäßstütze, ein sogenannter Stent, in die Gefäßwand eingelegt. Diese Stütze besteht aus einem Metallgeflecht und hält das Gefäß offen.

Da der Stent jedoch Fremdmaterial darstellt, wehrt sich der Körper gegen ihn. Eine Folge kann die Blutpfropfbildung (Thrombus) sein. Um das Thromboserisiko zu verringern, erhält der Patient daher verschiedene Medikamente während der Einheilungsphase. Zusätzlich besteht das Risiko, dass der Stent nicht normal einheilt, sondern das Gewebe regelrecht zu wuchern anfängt. Um dies zu verhindern, sind neuere Stents zusätzlich mit einem Medikament beschichtet, das das Wachstum des Gewebes unterdrückt.

Rekanalisation und Rotablation

Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung werden auch chronische Verschlüsse von Herzkranzgefäßen gefunden. Da sich diese Verschlüsse in der Regel langsam entwickeln, bilden sich Umgehungskreisläufe, die einen Herzinfarkt verhindern. Allerdings sind diese Umgehungskreisläufe weniger belastbar, so dass sich unter Belastung oft die Symptome einer Angina pectoris einstellen, wie Brustschmerzen, Beklemmung und Atemnot.

Daher müssen die verschlossenen Gefäße entweder durch eine Bypass-Operation umgangen werden oder im Zuge einer Herzkatheteruntersuchung rekanalisiert werden. Je nach Art und Umfang werden hier mittels spezieller Drähte und Mikrokatheter die chronischen Verschlüsse (CTO = chronic obstructive occlusion) wieder eröffnet.

Sind die Gefäße aufgrund von harten Verkalkungen verschlossen, kommt die Rotablation zum Einsatz. Hier werden mit Hilfe eines diamantbeschichteten rotierenden Fräskopfes die sogenannten Plaques (Kalzifizierungen/Kalk) abgetragen. Sowohl im Anschluss an eine Rotablation als auch an eine Rekanalisation wird mit Hilfe einer konventionellen Ballondilatation und der Implantation eines Stents dafür gesorgt, dass das Gefäß dauerhaft offen bleibt.

Kathetergestützte, minimal-invasive Eingriffe

Doch nicht nur Gefäße können mittels eines Katheters behandelt werden. Weitere Einsatzgebiete sind Eingriffe, die bis vor ein paar Jahren noch mittels einer relativ großen Operation durchgeführt werden mussten, nun jedoch minimalinvasiv, d. h. mit kleinstmöglichem Aufwand, möglich sind. Diese Eingriffe kommen u. a. bei Patienten zum Einsatz, für die eine konventionelle OP eine zu große Belastung wäre oder die sich mit Medikamenten nicht ausreichend behandeln lassen. Dazu gehören

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  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Nicole Comtesse

    Aktualisierung: 3. 8. 2018 / Dr. Joachim Sauer

    Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Epstock / Shutterstock.com
    • Illustration Stent © 2014 Boston Scientific Corporation or its affiliates