Ihr Herz-Kreislauf-Portal

Herzklappenerkrankungen

Bei einer Herzklappenerkrankung ist die Herzklappe verengt oder schließt nicht mehr richtig. Dadurch wird der normale Blutfluss im Herzen gestört.

  • Was ist eine Herzklappenerkrankung?

    Die Herzklappen sorgen normalerweise dafür, dass das Blut im Herzen nur in eine Richtung fließt. Durch eine Herzklappenerkrankung wird der normale Blutfluss im Herzen behindert.

    Man unterscheidet zwei Formen von Herzklappenerkrankungen:

    • Bei einer Klappenstenose ist die Herzklappe verengt. Das Blut staut sich vor der verengten Klappe und muss mit erhöhtem Druck durch die Verengung gepumpt werden.
    • Bei einer Klappeninsuffizienz schließt die Herzklappe nicht mehr richtig und das Blut fließt durch die undichte Klappe zurück.

    Auch eine Kombination von Klappenstenose und -insuffizienz kann auftreten.

    Die erhöhte Belastung des Herzens kann zu einer Verdickung der Herzmuskulatur und Erweiterung der Herzkammer führen. Je nach Schweregrad des Klappenfehlers kann sich eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickeln.

  • Ursachen für Herzklappenerkrankungen

    Angeborene Herzklappenfehler machen nur etwa 1 % aus, die meisten Herzklappenfehler sind im Laufe des Lebens erworben. Mögliche Ursachen für erworbene Herzklappenschädigungen sind:

    • Altersbedingte Verkalkung der Klappen
    • Entzündungen der Herzklappen (Endokarditis)
    • Vergrößerung der Herzkammern oder der Haupt- oder Lungenschlagader (durch Herzinsuffizienz, Myokarditis), sodass die eigentlich gesunde Herzklappe zu klein wird und deshalb nicht mehr richtig schließen kann
    • Schäden im unmittelbaren Umfeld der Herzklappe, z. B. durch Herzinfarkt
  • Beschwerden bei Herzklappenerkrankungen

    Je nachdem, welche Herzklappen wie schwer betroffen sind, können verschiedene Beschwerden auftreten.

    Zunächst treten die Beschwerden meist nur bei körperlicher Belastung auf, später auch in Ruhe. Häufig leiden die Betroffenen unter folgenden Symptomen:

    • Leistungsminderung, rasche Ermüdbarkeit
    • Kurzatmigkeit
    • schneller Puls
    • Schwindel

    Durch die erhöhte Belastung des Herzens kann sich das Blut vor dem Herzen oder in der Lunge anstauen. Dadurch kann es zu Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme) kommen, z. B. an Knöcheln und Unterschenkeln oder in der Lunge.

  • Untersuchungen bei Verdacht auf Probleme mit den Herzklappen

    Die Ärztin bzw. der Arzt wird zuerst nach der Krankengeschichte fragen. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, zu der das Abhören des Herzens und der Lungen gehört. Dabei achtet der Arzt besonders auf krankhafte Veränderungen der Herztöne, die Hinweise auf eine Herzklappenerkrankung liefern.

    In der Regel wird der Verdacht auf eine Herzklappenerkrankung durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) abgesichert. Damit kann der Arzt das Aussehen und die Funktionstüchtigkeit der Klappen überprüfen. Gleichzeitig kann er die Größe der Herzkammern, die Dicke des Herzmuskels und die Auswurfleistung des Herzens bestimmen. So kann er überprüfen, wie weit der Herzklappenfehler das Herz geschädigt hat und ob sich bereits eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickelt hat.

    EKG und Belastungstests können zeigen, ob der Herzrhythmus in Ruhe oder unter Belastung krankhaft verändert ist und die Belastbarkeit überprüfen.

    Daneben werden bei manchen Patienten weitere Untersuchungen durchgeführt:

    • In einer Röntgenuntersuchung des Brustkorbs können z. B. eine Vergrößerung des Herzens oder Wasseransammlungen in der Lunge sichtbar sein.
    • Mit Hilfe einer Herzkatheteruntersuchung wird überprüft, welche Auswirkungen ein Herzklappenfehler auf die Herzfunktion hat, z. B. auf die Druckverhältnisse im Herzen und die Förderleistung des Herzens. Gleichzeitig können bei Bedarf die Herzkranzgefäße untersucht werden.
    • Magnetresonanztomografie: Die Kernspinuntersuchung des Herzens kann weitere Informationen zum Zustand von Herzmuskel und Herzklappen liefern.
  • Behandlung von Herzklappenerkrankungen

    In leichten Fällen wird eine Herzklappenerkrankung gar nicht oder allenfalls mit Medikamenten behandelt. Dabei sind jedoch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen nötig, um der Entstehung einer Herzinsuffizienz frühzeitig entgegenzuwirken und um zu erkennen, wann eine Klappenoperation notwendig wird.

    Herzklappenoperation

    Oft wird empfohlen, Herzklappendefekte schon früh zu operieren. Damit kann einer Schädigung des Organes und der Entwicklung einer Herzinsuffizienz vorgebeugt werden. Dabei kommen verschiedene Herzklappenoperationen zum Einsatz:

    Bei der Herzklappenrekonstruktion wird die Form und Funktion der erkrankten Herzklappe durch eine Operation wiederhergestellt. Dieses Verfahren kommt z. B. bei Herzklappenverengungen zum Einsatz.

    Beim Herzklappenersatz wird die erkrankte Herzklappe durch eine künstliche Herzklappe (aus Metall oder Kunststoff) oder eine biologische Herzklappe (von Mensch oder Tier) ersetzt. Dies kann durch eine Operation erfolgen, oder auch mit einem Katheterverfahren (z. B. TAVI).

    Bei einer Insuffizienz der Mitral- oder Trikuspidalklappe kann auch ein Clip eingesetzt werden. Dieser Eingriff erfolgt minimal-invasiv durch ein Katheterverfahren.

  • Leben mit Herzklappenerkrankungen

    Patienten mit einer künstlichen Herzklappe müssen ein Leben lang Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung hemmen. Die blutgerinnungshemmenden Medikamente verhindern, dass sich an der künstlichen Herzklappe gefährliche Blutgerinnsel bilden. Werden diese Blutgerinnsel mit dem Blut weitergeschwemmt, können Sie z. B. ein nachfolgendes Blutgefäß im Gehirn verstopfen und es kommt zum Schlaganfall. Bei einer biologischen Herzklappe muss die Blutgerinnung nicht gehemmt werden.

    Bei einer Behandlung mit Medikamenten ist es wichtig, die Medikamente regelmäßig einzunehmen, um die Entwicklung einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu verhindern oder zu verlangsamen. Nehmen Sie die Ihnen verordneten Medikamente regelmäßig nach ärztlicher Anweisung ein, auch wenn Sie keine Beschwerden haben! Setzen Sie auf keinen Fall Medikamente ohne Rücksprache ab! Treten neue Beschwerden auf oder verschlechtern sich Ihre Beschwerden, sollten Sie sich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben.

    Wichtig sind auch regelmäßige kardiologische Kontrolluntersuchungen, um frühzeitig zu erkennen, ob sich eine Herzklappenschädigung verschlechtert.

    Patienten mit einer künstlichen Herzklappe aus Kunststoff müssen nach der Operation ein Leben lang blutgerinnungshemmende Medikamente einnehmen, die verhindern, dass sich an der Kunstklappe Blutgerinnsel bilden.

    Da vorgeschädigte und operierte Herzklappen anfällig für Infektionen sind, sollte vor medizinischen Eingriffen, in deren Verlauf Bakterien über die Blutbahn in das Herz geschwemmt werden können (z. B. Zahnbehandlungen) eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen, um die Herzklappe zu schützen.

    Bei einer Herzklappenerkrankung gibt es noch einige Dinge, die Sie tun können, um Ihr Herz zu entlasten – wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gewichtsnormalisierung und Verzicht aufs Rauchen (Risikofaktor für Atherosklerose). 

    Bewegung hält fit!

    Radfahren, Wandern, Spazierengehen sind gut für Menschen mit Herzproblemen geeignet. Sobald Sie ein bisschen trainiert haben, werden Sie merken, dass Ihre Leistungsfähigkeit zunimmt. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit Ihrem Arzt. Es gibt auch spezielle Sportgruppen für Herzpatienten.

    Pausen zur Entspannung

    Falls Ihr Alltag von Stress und Zeitmangel geprägt ist, versuchen Sie, regelmäßige Pausen einzulegen, in denen Sie entspannen können. Methoden zur Stressbewältigung und Entspannungstechniken sind beispielsweise Autogenes Training, Yoga und Progressive Muskelentspannung. Viele Krankenkassen, die Volkshochschulen und Selbsthilfegruppen bieten zahlreiche Kurse hierzu an. Falls Sie unter seelischen Belastungen und Konflikten leiden, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt darüber.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion

    Aktualisierung: November 2017, Eva Holmhey; 18.06.2021

    Literatur: 

    • Baumgartner H. et al.: „2017 ESC/EACTS guidelines for the management of valvular heart disease“. Eur Heart J 2017; 38:2739-2786
    • Otto C.M. et al.: „2020 ACC/AHA Guideline for the Management of Patients With Valvular Heart Disease: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines“, Circulation. 2021;143:e72–e227; doi.org/10.1161/CIR.0000000000000923

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Jürgen Fälchle / fotolia.com
    • Illustration Herzklappen © DP-Medsystems AG
    • Illustration Ernährung © Michaela Wille / pixelio.de