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Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Durchblutungsstörung. Meist sind die Beine betroffen. Typisch sind Schmerzen in den Beinen, die anfänglich beim Gehen, bei fortgeschrittener Krankheit auch in Ruhe auftreten können. Häufig zwingen diese Schmerzen den Betroffenen, nach einer bestimmten Gehstrecke eine Pause einzulegen, z. B. unauffällig vor dem einen oder anderen Schaufenster, was der pAVK auch den Namen „Schaufensterkrankheit“ einbrachte.

  • Was ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit?

    Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) sind die Arterien der Arme oder Beine z. B. aufgrund von Atherosklerose verengt, sodass die Durchblutung und damit die Versorgung der Gewebe mit Sauerstoff beeinträchtigt sind. Die Arterien der Beine sind dabei wesentlich häufiger betroffen als die der Arme.

    Die pAVK ist genauso wie der Herzinfarkt eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Während beim Herzinfarkt die Arterien am Herzen verengt sind, sind bei einer pAVK vor allem die Arterien der Beine betroffen. Häufig sind bei Patienten mit pAVK auch weitere Blutgefäße im Körper von einer Arterienverkalkung und Verengungen betroffen. Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sind erhöht. Leider wird die Erkrankung jedoch oftmals wenig ernst genommen.

    Wer ist betroffen?

    Insgesamt leiden 3-10 % der Personen in Deutschland an einer pAVK. Im Jahr 2018 wurden etwa 190.000 Menschen in Deutschland wegen einer pAVK im Krankenhaus behandelt und damit deutlich mehr als noch im Jahr 2005 (etwa 136.000 Betroffene). Das Auftreten der pAVK ist altersabhängig, das heißt, mit zunehmendem Alter steigt das Risiko an einer pAVK zu erkranken. Männer sind häufiger betroffen.

    Was sind die Ursachen?

    Eine häufige Ursache der pAVK ist die Atherosklerose (Arteriosklerose). Dabei lagern sich Fett- und evtl. Kalkpartikel in den Gefäßwänden ab, so dass die Blutgefäße sich zunehmend verengen und möglicherweise ganz verschließen.

    Auch andere Erkrankungen wie eine Gefäßentzündung oder die Autoimmunerkrankung Kollagenose können zu einer pAVK führen. Akute Gefäßverschlüsse werden beispielsweise durch Blutgerinnsel ausgelöst. Dabei treten sofort – also ohne längere „Vorwarnzeit“ – starke Beschwerden auf.

  • Risikofaktoren

    Wie bei anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht ein Zusammenhang mit den typischen Risikofaktoren. 

    Risikofaktoren für die Entstehung einer pAVK sind:

    • Rauchen (deshalb auch „Raucherbein“ genannt, dreifach erhöhtes Risiko)
    • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus, zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko)
    • Erhöhte Blutfette (z. B. Cholesterin)
    • Bluthochdruck (bis zu vierfach erhöhtes Risiko)
    • Alter (Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter)
    • Familiäre Vorbelastung (vor allem bei jungen Patienten)

    Kommen mehrere Risikofaktoren zusammen, erhöht sich das individuelle Erkrankungsrisiko entsprechend. 

  • Beschwerden

    Durchblutungsstörungen machen sich besonders bei Muskelarbeit bemerkbar. Je aktiver die Muskeln sind, desto mehr Sauerstoff brauchen sie – durch den eingeschränkten Blutfluss steht dieser aber nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Deshalb sind Schmerzen in den Beinen beim Gehen typisch. Häufig müssen Patienten nach einer bestimmten Gehstrecke eine Pause einlegen. So kommt es zum Begriff der „Schaufensterkrankheit“ – es scheint, als ob die Gehpausen zum Betrachten der Schaufenster genutzt werden. In Wirklichkeit sinkt durch das Stehenbleiben der Sauerstoffbedarf der Muskeln und die Betroffenen warten darauf, dass der Schmerz nachlässt.

    Schreitet die Erkrankung fort, wird die schmerzfreie Gehstrecke immer kürzer, irgendwann treten die Schmerzen auch in Ruhe auf. Im Extremfall können Bereiche des Fußes absterben, wenn sie nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.

    Man unterscheidet vier Schweregrade der pAVK:

    • Stadium 1: Obwohl es schon Engstellen in den Beinarterien gibt, treten praktisch keine Beschwerden auf. In diesem Stadium ist pAVK meist ein Zufallsbefund. Auch wenn keine Beschwerden auftreten, ist das Risiko für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie zum Beispiel einen Herzinfarkt) dennoch bereits erhöht.
    • Stadium 2: Es treten belastungsabhängige Schmerzen in Waden, Oberschenkeln oder im Gesäß auf. Längere Strecken können nicht schmerzfrei gegangen werden.
    • Stadium 2a: Gehstrecken von 200 m und mehr können noch bewältigt werden
    • Stadium 2b: Nur kurze Strecken von weniger als 200 m können gegangen werden.
    • Stadium 3: Im Ruhezustand treten Schmerzen in Füßen und Zehen auf, besonders im Liegen.
    • Stadium 4: Durch die chronische Unterversorgung mit Blut wird das Gewebe so sehr geschädigt, dass offene Stellenentstehen und Gewebe abstirbt. Schreiten diese fort oder entzünden sich, kann eine Amputation notwendig werden.
  • Untersuchungen

    Erste Hinweise auf die Erkrankung erhält der Arzt bereits durch eine genaue Befragung zu Art und Dauer der Beschwerden und der typischen Risikofaktoren. Bei der körperlichen Untersuchung fallen je nach Stadium der Erkrankung eine kalte, blasse Haut, ein schwer tastbarer oder fehlender Puls, in fortgeschrittenem Stadium auch offene Hautstellen auf. 

    Zusätzlich können folgende Untersuchungen hilfreich sein:

    • Ermittlung des Knöchel-Arm-Index: Bei der arteriellen Verschlusskrankheit ist der Blutdruck an den Beinen wesentlich niedriger als an den Armen. Ausnahme: Bei Diabetikern mit fortgeschrittener Mediasklerose sind die Arterien so verkalkt sind, dass sie sich nicht mehr komprimieren lassen.
    • Durch eine einfache und schmerzfreie Ultraschalluntersuchung kann der Arzt die Erkrankung sogar schon im Anfangsstadium zuverlässig erkennen, bevor Schmerzen auftreten. Die Gefäßwände werden beurteilt und der Blutfluss gemessen: Gefäßabschnitte mit verlangsamtem Blutfluss weisen auf Engstellen hin.
    • Darstellung der Arterien mit Hilfe einer Angiographie (Kontrastmitteluntersuchung). Das Kontrastmittel macht alle Arterien sichtbar. Verengungen lassen sich erkennen. Sichtbar gemacht werden die Blutgefäße dann über eine Röntgenuntersuchung (DSA, digitale Subtraktionsangiographie) oder eine Computertomographie (CT-Angiographie).

    Da bei Patienten mit Schaufensterkrankheit oft auch Gefäßveränderungen an Herz und Gehirn vorliegen, sollte Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin unbedingt auch diese Gefäße untersuchen.

  • Behandlung

    Gesünderer Lebensstil

    Zuallererst können Sie selbst dazu beitragen, dass sich die krankhaften Gefäßveränderungen nicht verschlimmern. Vermeiden Sie nach Möglichkeit alle Risikofaktoren: Meiden Sie das Rauchen, achten Sie auf Ihr Gewicht und eine gesunde Ernährung, sorgen Sie für regelmäßige Bewegung! Auch Erkrankungen wie Diabetes, erhöhte Blutfette oder Bluthochdruck zählen zu den Risikofaktoren und sollten ärztlich behandelt werden.

    Ärztliche Behandlung

    An zweiter Stelle stehen spezifische Therapieverfahren, die je nach Stadium der Erkrankung eingesetzt werden:

    • Konsequentes Gehtraining steigert die schmerzfreie Gehstrecke, durch die Bildung von Umgehungskreisläufen wird die Durchblutung der Muskulatur verbessert. Empfohlen wird ein regelmäßiges, am besten täglich durchgeführtes Intervalltraining. Man sollte sich bis zum Eintreten des Schmerzes belasten und dann kurz pausieren. Dann nimmt man das nächste Stück in Angriff, macht wieder Pause und so weiter.
    • Es werden unterstützend Medikamente verabreicht, die zum einen ein Fortschreiten der Atherosklerose verhindern sollen (z. B. Statine) und auch die Bildung von Blutgerinnseln verhindern (Blutverdünner).
    • Verbesserung der Blutversorgung in den Beinen durch Aufweiten des verengten Blutgefäßes mit einem Ballon und ggf. Stützen des aufgeweiteten Gefäßes mit einem Stent, um zu verhindern, dass sich das Gefäß wieder verschließt. Liegt ein Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel vor, kann dies interventionell oder operativ mit einem Katheter, der über eine kleine arterielle Punktion oder einen kleinen Schnitt am Leistengefäß eingeführt wird, entfernt werden.
    • Bei einer Bypass-Operation wird die Engstelle mit einer körpereigenen Vene oder einer Kunststoffprothese überbrückt und damit die Blutversorgung wieder hergestellt
    • Als letzte Möglichkeit muss leider manchmal der betroffene Fuß oder das Bein amputiert werden. Durch rechtzeitige und konsequente Behandlung kann eine Amputation oft vermieden werden.
  • Leben mit pAVK

    Die Atherosklerose, die Verkalkung der Arterien, ist die Hauptursache von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Sie kann durch gezielte vorbeugende Maßnahmen verhindert oder zumindest deutlich verlangsamt werden.

    Gesund leben

    • Rauchen ist Gift für Ihre Gefäße. Je eher Sie aufhören, desto besser.
    • Achten Sie auf eine vitaminreiche, fettarme Ernährung!
    • Achten Sie auf Ihr Gewicht! Falls Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen, abzunehmen.
    • Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung! Schon mit 30 Minuten Spazierengehen jeden Tag tun Sie Ihren Gefäßen etwas Gutes.

    Körperpflege

    • Schlecht durchblutete Körperteile sind anfälliger für Infekte und Wunden heilen weniger gut. Daher ist eine sorgfältige Fußpflege äußerst wichtig, um Verletzungen zu vermeiden und Infektionen vorzubeugen. Verwenden Sie besser Nagelfeile und Bimsstein, statt eine Verletzung durch eine Nagelschere zu riskieren, oder lassen Sie eine professionelle Fußpflege machen.
    • Trocknen Sie Füße und Zehenzwischenräume nach dem Waschen sorgfältig ab, um ein Aufweichen der Haut und den Eintritt von Keimen (Bakterien, Pilzen) zu vermeiden!
    • Betrachten Sie Beine und Füße und auch die Fußsohle (notfalls mit einem Spiegel) täglich: Auch kleinere Wunden an Beinen und Füßen sollten gewissenhaft gepflegt werden, um ein Abheilen zu beschleunigen.
    • Diabetiker sollten auch kleinste Wunden einem diabetesgeschulten Arzt zeigen.
    • Wählen Sie Schuhe, die nicht einengen, um eine möglichst gute Durchblutung der Füße sicherzustellen und Druckstellen zu vermeiden. Je besser die Füße durchblutet sind, desto weniger anfällig sind sie für Infekte und etwaige Wunden heilen besser.

Infografik

Was hat pAVK mit Herzinfarkt zu tun? Unsere Infografik erklärt es Ihnen auf unterhaltsame Art und informiert außerdem darüber, was Sie selbst dazu beitragen können, nicht an pAVK zu erkranken oder eine bestehende Erkrankung einzudämmen.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion

    Aktualisierung: 28.03.2022, Katrin Repkow, Dr. Ralf Langhoff

    Literatur:

    • Kühnl A et al. Krankenhausinzidenz, stationäre Versorgung und Outcome der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit und arteriellen Thrombose/Embolie in Deutschland von 2005 bis 2018. Gefässchirurgie 2020; 25:433–445.
    • Lawall H et al. S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. AWMF 2015. Verfügbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/065-003.html (abgerufen am 09.04.2021).
    • Espinola-Klein C et al. Pocket-Leitlinie: Diagnose und Therapie der peripheren arteriellen Erkrankung (Version 2017). Verfügbar unter: https://leitlinien.dgk.org/2018/pocket-leitlinie-diagnose-und-therapie-der-peripheren-arteriellen-erkrankung/ (abgerufen am 09.04.2021).
    • Hohe M. Risikofaktoren für pAVK. Wien. Klin. Wochenschr. Educ 2014;9:45-52
    • Aboyans V et al. 2017 ESC guidelines on the diagnosis and treatment of peripheral arterial diseases, in collaboration with the european society for vascular surgery (ESVS): document covering atherosclerotic disease of extracranial carotid and vertebral, mesenteric, renal, upper and lower extremity arteries; endorsed by: the european stroke organization (ESO), the task force for the diagnosis and treatment of peripheral arterial diseases of the european society of cardiology (ESC) and of the european society for vascular surgery (ESVS). Eur Heart J 2017; 00:1-60

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Franz Patzal / pixelio.de
    • Illustration Beschwerden © Kurhan / fotolia.com
    • Illustration Fußpflege © Robert Kneschke / fotolia.com