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Schlafapnoe

Bei einer Schlafapnoe kommt es während des Schlafens immer wieder zu längeren Atempausen. Menschen mit Schlafapnoe haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine konsequente Behandlung der Schlafapnoe kann die Leistungsfähigkeit des Herzens verbessern.

  • Was ist eine Schlafapnoe?

    Von einer Schlafapnoe spricht man, wenn während des Schlafens immer wieder die Atmung aussetzt. Diese Atemstillstände dauern länger als zehn Sekunden und treten mehr als fünfmal pro Stunde auf. Wenn die Atmung während des Schlafes wiederholt für längere Zeit aussetzt, sind die Betroffenen tagsüber oft müde und unkonzentriert.

    Obstruktive und zentrale Schlafapnoe

    Die häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA). Dabei erschlaffen die Muskeln des weichen Gaumens während des Schlafens. Als Folge verschließen sich die Atemwege und die bzw. der Schlafende kann nicht mehr richtig atmen. Diese Atemstillstände führen zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Körpers, der Blutdruck steigt an. Als Alarmreaktion wird die Atmung abrupt wieder aktiviert, der Puls steigt. Der Schlafenden wachen dabei meist kurzzeitig mit einem Schnarchgeräusch auf, können sich jedoch häufig nicht an die Schlafunterbrechung erinnern. Durch den wenig erholsamen Schlaf und das häufige Aufwachen sind die Betroffen tagsüber meist sehr müde.

    Bei der zentralen Schlafapnoe (CSA) liegt eine Störung der Atmungsregulation im zentralen Nervensystem vor. Der Atemantrieb setzt immer wieder aus, und somit auch die Atemmuskulatur. Dies tritt bei Menschen auf, bei denen das Atemzentrum im Gehirn infolge einer Entzündung oder Durchblutungsstörung oder durch Medikamente oder Drogen beeinträchtigt ist. Zudem sind oft Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen betroffen, bei denen die Pumpfunktion eingeschränkt ist und die Blutzirkulation verlangsamt. Etwa 50 % der Menschen mit einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) leiden auch unter einer zentralen Schlafapnoe.

    Die Sonderform „komplexe Schlafapnoe“ ist eine Kombination aus beiden Apnoeformen.

  • Folgen für Herz und Kreislauf

    Eine Schlafapnoe erhöht das Risiko für Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, im Einzelnen sind dies

    Eine Schlafapnoe verschlimmert außerdem eine vorbestehende Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und umgekehrt. Durch eine Behandlung der Schlafapnoe kann auch die Herzinsuffizienz verbessert werden.

  • Ursachen

    Spezielle Ursachen einer Schlafapnoe sind nicht bekannt. Verschiedene Risikofaktoren können jedoch ihre Entstehung begünstigen, z. B.

    • Übergewicht
    • Behinderung der Atmung durch Polypen, Nasenscheidewandverkrümmung, vergrößerte Rachenmandeln, große Zunge
    • Alkohol, Nikotin, Schlaf- und Beruhigungsmittel
    • Fehlbildungen und Fehlstellungen des Unterkiefers
    • Koronare Herzerkrankung, Herzschwäche
  • Beschwerden

    Schlafapnoe ist schwer zu erkennen. An die kurzen Aufwachphasen, die durch die nächtlichen Atemstillstände verursacht werden, können sich die Betroffenen morgens meist gar nicht erinnern.

    Atemaussetzer und Schnarchen

    Das wichtigste Symptom bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe ist das laute und unregelmäßige Schnarchen mit Atemaussetzern im Schlaf. Häufig fallen diese Beschwerden zuerst der Lebenspartnerin oder dem Lebenspartner auf. Schnarchen kann auf Schlafapnoe hinweisen, muss es aber nicht: Bei Weitem nicht jeder, der schnarcht, leidet unter Schlafapnoe!

    Tagesmüdigkeit

    Durch den wenig erholsamen Schlaf sind Menschen mit Schlafapnoe tagsüber oft sehr müde und leiden unter Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Dadurch steigt auch die Unfallgefahr im Straßenverkehr, z. B. durch den sogenannten Sekundenschlaf.

    Weitere Beschwerden

    Manche Menschen leiden außerdem unter Kopfschmerzen und Depressionen. Auch sexuelle Störungen wie Erektionsstörungen können auftreten.

    Trotz ihrer Bedeutung wird die Schlafapnoe gerade bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen zu selten erkannt. Dabei kann sich die Herzerkrankung sogar bessern, wenn die Schlafstörung richtig behandelt wird.

  • Untersuchungen

    Erste Hinweise auf eine Schlafapnoe ergeben sich meist aus der Schilderung der Beschwerden und der Krankengeschichte, z. B. lautes Schnarchen, nächtliche Atemaussetzer und Tagesmüdigkeit.

    Nach einer körperlichen Untersuchung werden in der Regel weitere fachärztliche Untersuchungen durchgeführt:

    • Es wird überprüft, ob anatomische Hindernisse im Nasen-Rachen-Raum die Atmung im Schlaf behindern, z. B. vergrößerte Rachenmandeln.
    • In einer Schlafuntersuchung werden verschieden Körperfunktionen während des Schlafes untersucht, die Hinweise auf eine Schlafstörung geben, u. a. Atmung, Schnarchen, Puls, Atembewegungen, Sauerstoffversorgung. Eine Schlafuntersuchung kann zu Hause mit einem speziellen tragbaren Gerät durchgeführt werden. Bestätigt sich der Verdacht auf eine Schlafapnoe oder sind die Ergebnisse nicht eindeutig, werden die Betroffenen meist noch zusätzlich in einem Schlaflabor ein bis zwei Nächte genauer untersucht (Polysomnographie). Dort kann gleichzeitig mit einer Behandlung begonnen werden.

    Auch mit einigen implantierbaren Therapiesystemen wie Herzschrittmacher oder ICD, die zur Behandlung von Herzinsuffizienz und zur Vorbeugung von Herzrhythmusstörungen wie dem plötzlichen Herztod eingesetzt werden, kann die Atmung im Schlaf untersucht werden. So können Schlafstörungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

  • Behandlung

    Bei Schlafapnoe werden verschiedene Behandlungsmethoden eingesetzt, je nach Schwere und Ursache der Erkrankung.

    Übergewicht reduzieren, Verzicht auf Alkohol, Nikotin

    Bei manchen Menschen reichen einfache Maßnahmen, um eine Schlafapnoe zu verhindern. Zum Beispiel sollten Menschen mit Übergewicht auf jeden Fall abnehmen. Das reduziert das Schlafapnoe-Risiko deutlich. Außerdem sollte man auf Alkohol, Nikotin sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel verzichten.

    Schlafrhythmus

    Wichtig ist außerdem ein regelmäßiger Schlafrhythmus. Vor dem Schlafen sollte man schwere Mahlzeiten und anstrengende Tätigkeiten vermeiden. Auch das Schlafen in Seiten- statt in Rückenlage verringert das Risiko einer Schlafapnoe.

    Schlafmaske (CPAP-Therapie)

    Meist wird die CPAP-Therapie eingesetzt. CPAP bedeutet „kontinuierliche positive Überdruckbeatmung“ (englisch: continuous positive airway pressure). Dabei wird über eine Nasen- oder Gesichtsmaske durch ein Atemgerät ein leichter Überdruck in den Atemwegen erzeugt. Dieser Überdruck hält die Atemwege offen und verhindert eine Schlafapnoe. Die CPAP-Therapie muss in der Regel ein Leben lang durchgeführt werden.

    Menschen mit Herzschwäche und obstruktiver Schlafapnoe, die mit dieser kontinuierlichen positiven Überdrucktherapie (kurz CPAP) behandelt wurden, profitieren nachweislich von dieser Behandlung: Der Schlaf wird erholsamer und auch die Herzfunktion kann verbessert werden. Sie sind ausgeruhter, das Herz wird entlastet, der Blutdruck sinkt, die Lunge kann sich erholen, die Lebensqualität verbessert sich.

    Eine andere Form der Atemunterstützung (BiPAP, biphasischer positiver Atemwegsdruck) über eine spezielle Maske kann bei anderen Formen der Schlafapnoe zum Einsatz kommen.

    Gebiss-Schienen

    In manchen Fällen von Schlafapnoe helfen auch spezielle, herausnehmbare Gebiss-Schienen für Ober- und Unterkiefer. Sie halten die Atemwege nachts offen, indem sie den Unterkiefer nach vorne verlagern und so ein Zurücksinken des Unterkiefers im Schlaf verhindern.

    Operation

    In seltenen Fällen wird die Schlafapnoe durch eine Operation behandelt – u. a. bei einer Atemwegsbehinderung durch anatomische Besonderheiten wie eine Nasenscheidewandverkrümmung.

    Nervenstimulation: Der Zungenschrittmacher

    Eine relativ neue die Behandlung der Schlafapnoe ist die Nervenstimulation. Dabei werden Nerven stimuliert, die entweder die Atemmuskulatur (Zwerchfell) anregen oder die Mundboden- und Zungenmuskulatur, um einen Verschluss der Atemwege zu verhindern. Damit kann eine Verbesserung der Atemstörungen erreicht werden, Langzeitdaten fehlen jedoch noch.

    Bei Patientinnen und Patienten, bei denen eine kardiale Resynchronisationstherapie durch einen Herzschrittmacher erfolgt, konnte neben einer Verbesserung der Herztätigkeit auch eine Verbesserung der zentralen Schlafapnoe festgestellt werden.

  • Leben mit Schlafapnoe

    Manchmal reichen einige simple Maßnahmen, um eine Schlafapnoe zu verhindern.

    Richtig schlafen

    Wichtig ist z. B. die so genannte Schlafhygiene – Sie sollten auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus mit ausreichend langen Schlafenszeiten achten. Vor dem Schlafen sollten Sie üppige und schwere Mahlzeiten sowie anstrengende Tätigkeiten meiden. Auch die Schlafposition spielt eine Rolle – das Schlafen in Seiten- statt in Rückenlage verringert das Risiko einer Schlafapnoe.

    Verzicht auf Rauchen und Alkohol

    Verzichten Sie auf Alkohol, Nikotin sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel! Diese Stoffe steigern das Risiko einer Schlafapnoe.

    Übergewicht reduzieren

    Auch Übergewicht spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer Schlafapnoe. Falls Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen, abzunehmen! Dabei hilft auch eine Umstellung der Ernährung.

    Ernähren Sie sich vitamin- und ballaststoffreich sowie fettarm! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt fünf Portionen Obst oder Gemüse täglich. Achten Sie bei Käse und Wurst auf den Fettgehalt! Fisch sollte mindestens zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Verwenden Sie sparsam gute kaltgepresste Öle, wenig Butter und andere tierische Fette. Vollkornbrot oder ein Müsli am Morgen sind besser als Weißbrot.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion

    Aktualisierung: 07.07.2021

    Literatur:

    • Oldenburg O et al. Positionspapier „Schlafmedizin in der Kardiologie“ Update 2014. Kardiologe 2015; 9:140-158
    • Pearse SG, Cowie MR. Sleep-disordered breathing in heart failure. Eur Heart J 2016; 18:353-361
    • Heiser C, Hofauer B. Hypoglossusnervstimulation bei CPAP-Versagen. Evolution einer Alternativbehandlung für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe. HNO 20167; 65:99-106

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