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Schlaganfall

Plötzliche Sehstörungen, Schwindel, Lähmungserscheinungen oder stärkste Kopfschmerzen – wer einen Schlaganfall erleidet, wird innerhalb von Sekunden zum Notfallpatienten. Je schneller der Betroffene intensivmedizinische Hilfe erhält, desto größer ist die Chance, dies ohne bleibende Schäden zu überstehen.

 

  • Was ist ein Schlaganfall?

    Ein Schlaganfall (oder auch Gehirnschlag) wird durch eine plötzliche Störung der Blutversorgung des Gehirns verursacht. Der daraus entstehende Sauerstoffmangel führt innerhalb von Sekunden zum Ausfall von Hirnfunktionen. Bleibt die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen für mehr als ein paar Sekunden gestört oder unterbrochen, beginnen Nervenzellen in den betroffenen Gehirnteilen abzusterben. Dies führt zu einer irreversiblen Schädigung des Gehirns.

    Blutgerinnsel

    In den meisten Fällen verstopft ein Blutgerinnsel eine der hirnversorgenden Arterien oder deren Verästelungen. Dann sprechen Ärzte von einem ischämischen Schlaganfall. Woher kommen diese Blutgerinnsel?

    Blutgerinnsel können sich überall dort bilden, wo das Blut langsamer fließt oder steht statt zu strömen. Dies kann im Inneren von Blutgefäßen zum Notfall führen: das Blutgerinnsel blockiert eine Ader.

    Der Hauptgrund, weshalb sich Gerinnsel in Blutgefäßen bilden, ist die Atherosklerose. Lösen sich die Ablagerungen (Plaques) von der Gefäßwand ab, wandern sie mit dem Blutstrom in immer feinere Verästelungen der Gefäße, bis sie aufgrund ihrer Größe stecken bleiben und die Blutversorgung des angrenzenden Gewebes blockieren.

    Bei Vorhofflimmern können sich Blutgerinnsel in den Ausstülpungen der Herzvorhöfe (den sogenannten Vorhofohren) bilden, wenn das Blut nur unvollständig aus dem Vorhof in die Herzkammer transportiert wird.

    Hirnblutung

    Seltener wird der Schlaganfall durch eine Hirnblutung ausgelöst. Dies nennt man einen hämorrhagischen Schlaganfall. Oft ist Bluthochdruck die Ursache, wenn ein Blutgefäß im Hirn platzt. Durch das austretende Blut kommt es zu einer Druckerhöhung im Schädel, dies führt zum Absterben von Nervenzellen und Funktionsstörungen des Gehirns.

  • Transitorische Ischämische Attacke

    Abzugrenzen von einem Schlaganfall sind vorübergehende Durchblutungsstörungen (transitorische ischämische Attacke, TIA) des Gehirns. Zwar bilden sich die Symptome innerhalb einer Stunde zurück, unbehandelt folgt allerdings bei 5 bis 10 % der Betroffenen innerhalb kurzer Zeit ein Schlaganfall. Zur Vorbeugung eines Schlaganfalls ist es deswegen äußerst wichtig, dass die Beschwerden möglichst schnell weiter abgeklärt, und, falls nötig, Risikofaktoren behandelt werden. Ebenso wie bei einem Schlaganfall handelt es sich hier um einen medizinischen Notfall.

  • Beschwerden

    Verschiedene Bereiche des Gehirns sind für die Steuerung unterschiedlicher Bewegungen oder Körperfunktionen zuständig. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns von einem Schlaganfall betroffen ist, entstehen unterschiedliche Symptome. Allen gemeinsam ist ein schlagartiges Auftreten.

    Typische Beschwerden sind:

    • Halbseitige Lähmung von Arm, Bein und Gesicht (der bekannte hängende Mundwinkel), manchmal auch als Kribbeln und Taubheit wahrgenommen
    • Sprachstörungen (Sprechen und/oder Sprachverständnis)
    • Sehstörungen (z. B. einseitiger Gesichtsfeldausfall, Doppeltsehen)
    • Halbseitige Gefühlsstörungen
    • Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen, Schwindel
    • Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit
    • Starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
    • Störung der Reflexe (z. B. Schluckreflex)
    • Epileptischer Anfall

    Die Beschwerden können nur leicht oder auch sehr stark ausgeprägt sein. Dies hängt davon ab, wie groß das betroffene Hirnareal ist und ob die Blutversorgung nur beeinträchtigt oder ganz unterbunden ist.

  • Die FAST-Formel

    Bei einem Schlaganfall muss schnell gehandelt werden. Die FAST-Formel hilft zu entscheiden, ob ein Schlaganfall vorliegen könnte.  „F-A-S-T“ ist das englische Wort für „schnell“ und steht für folgende Schritte

    • F: Face (Gesicht)
      Versuchen Sie zu lächeln! Liegen Veränderungen im Gesicht vor, z. B. ein heranhängender Mundwinkel oder ein herabhängendes Augenlid?
    • A: Arms (Arme)
      Versuchen Sie beide Arme gleichzeitig anzuheben! Lässt sich einer der Arme nur schwerer anheben als der andere?
    • S: Speech (Sprechen, Sprache, Sprachverständnis)
      Versuchen Sie einen Satz nachzusprechen! Liegt eine Störung der Sprache vor, z. B. eine sehr undeutliche Aussprache?
    • T: Time (Zeit)
      Wenn eines oder mehrere der oberen Punkte auf Sie oder eine Person in Ihrer Nähe zutrifft, sollten Sie sofort den Notruf wählen, die Zeit rennt!

    Es gibt auch eine deutsche Merkhilfe: „Bei GAS Gas geben!“ Dabei steht GAS für:

    • Gesicht
    • Arme
    • Sprache
  • Zeit ist Hirn

    Schon bei Verdacht auf einen Schlaganfall sollte sofort der Notarzt gerufen werden, denn es zählt jede Minute.

    Mit jeder Minute, in der das Gehirngewebe von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten ist, sterben Millionen von Nervenzellen ab. Daher muss ein Schlaganfallpatient schnellstmöglich ärztlich versorgt werden. Je schneller der Patient behandelt werden kann, desto größer sind die Chancen, dass keine oder nur geringe Beeinträchtigungen zurückbleiben und desto größer ist der Rehabilitierungserfolg.

    Oft kündigt sich ein Schlaganfall in den vorausgehenden Tagen an, beispielsweise durch flüchtige Sehstörungen, ein pelziges Gefühl auf der Zunge mit Sprechstörungen oder Empfindungsstörungen wie Schwäche oder Kribbeln in den Armen. Nehmen Sie diese Warnzeichen ernst und gehen Sie zum Arzt.

  • Untersuchungen

    Als erstes wird eine neurologische Untersuchung durchgeführt, bei der die Gehirnfunktionen überprüft werden. Es werden z. B. Reflexe, Bewegungskoordination, Sprachverständnis und Sprechen sowie das Sehvermögen untersucht. So macht sich der Arzt ein Bild von dem Ausmaß und den Auswirkungen des Schlaganfalls.

    Vor einer Behandlung muss geklärt werden, ob der Schlaganfall durch einen Gefäßverschluss oder durch eine Gehirnblutung verursacht wurde, denn die anschließende Behandlung unterscheidet sich je nach Ursache grundlegend.

    Hierzu wird meist eine Computertomographie durchgeführt, die innerhalb von Minuten eine Darstellung des Gehirns ermöglicht. Das Gehirngewebe lässt sich so in vielen dünnen Schichten abbilden und erlaubt dem Arzt eine Unterscheidung zwischen Gefäßverschluss oder Gehirnblutung. Weitere Untersuchungen können, aber müssen nicht durchgeführt werden. Dies entscheidet der Arzt für jeden Patienten individuell. Diese sind z. B:

    • Darstellung der Hirngefäße (Angiographie) mit Ultraschall, Computer- oder Kernspintomographie
    • Blutuntersuchungen auf Risikofaktoren für einen Schlaganfall (Gerinnungsstörungen, Infektionen, usw.)
    • Messung der Sauerstoffsättigung im Blut
    • Untersuchung des Nervenwassers (Liquor)
    • Röntgenaufnahme des Brustkorbes
    • Ableitung der Hirnströme (EEG)
    • Herzuntersuchungen wie EKG, Ultraschall oder Echokardiographie, um herauszufinden, ob dem Schlaganfall ein Vorhofflimmern zugrunde liegt.
       
  • Behandlung

    Die Schlaganfall-Typen werden auf völlig unterschiedliche Weise behandelt – einem Fall geht es darum, den Blutfluss (in das Gewebe hinein) zu stoppen, im anderen Fall muss der Blutfluss (durch das Gefäß) wieder hergestellt werden. 

    Ischämischer Schlaganfall

    Wurde der Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel verursacht, können in den ersten 4,5 Stunden Medikamente verabreicht werden, die den Blutpfropf auflösen können (Thrombolyse) und damit die Blutversorgung wiederherstellen. Je schneller dies geschieht, desto besser. Mit diesen Medikamenten besteht jedoch auch das Risiko, eine Hirnblutung auszulösen, daher ist diese Behandlung nicht für alle Patienten geeignet.

    Wenn der Schlaganfall, beziehungsweise der Beginn der Beschwerden bei der Diagnose schon zwischen 4,5 und 12 Stunden zurückliegt, kann man versuchen, den Pfropfen über einen Katheter mit winzigem Werkzeug entfernen (Thrombektomie).

    Untersucht wird derzeit, ob es einen Vorteil bringt, eine Behandlung mit Medikamenten mit einer Thrombektomie zu kombinieren.

    Hämorrhagischer Schlaganfall

    Wenn ein Schlaganfall durch eine Gehirnblutung verursacht wurde, muss die Blutung gestillt werden und der Schaden, der durch das ausgetretene Blut entsteht, begrenzt werden.

    Das freigesetzte Blut kann durch seine Inhaltsstoffe das Gehirngewebe direkt schädigen. Außerdem erhöht eine Blutung den Druck im Gehirn und schädigt so weitere Nervenzellen. Es kann daher eine Operation nötig sein, bei der das ausgetretene Blut entfernt wird. Leidet der Patient an Bluthochdruck, kann dieser langsam gesenkt werden, um das Risiko einer erneuten Hirnblutung zu verringern.

    Wie geht es weiter?

    Nach der Akutversorgung wird der Patient am besten auf einer speziellen Schlaganfallstation (Stroke Unit) des Krankenhauses versorgt. Hier können Patienten mit einem akuten Schlaganfall besonders intensiv von besonders geschulten Ärzten, Pflegern und Therapeuten betreut werden können.

    Eine Rehabilitation kann schon in den ersten Tagen im Krankenhaus beginnen und wird dann in spezialisierten Reha-Einrichtungen fortgesetzt.

  • Risikofaktoren

    Verschiedene Faktoren können die Entstehung eines Schlaganfalls begünstigen. Manche davon können wir nicht beeinflussen. So nimmt die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, mit dem Alter zu. Manche Patienten haben auch eine erbliche Veranlagung für diese Erkrankung.

    Auf die meisten Risikofaktoren können Sie jedoch positiven Einfluss nehmen. Daher ist es wichtig, diese zu kennen und zu verbessern (nach Wichtigkeit sortiert):

  • Vorbeugung

    Was können Sie selbst tun, um Ihr Schlaganfallrisiko zu verringern? Verschiedene Untersuchungen helfen dabei, Risiken zu erkennen, die sich positiv beeinflussen lassen:

    • Kontrollieren Sie Ihren Blutdruck regelmäßig! Ein hoher Blutdruck sollte unbedingt behandelt werden.
    • Einfache Blutuntersuchungen geben Aufschluss über Ihren Cholesterinwert und Ihr Diabetesrisiko.
    • Ist Ihr Herz gesund? Vorhofflimmern kann gefährliche Blutgerinnsel verursachen. Es gibt gerinnungshemmende Medikamente, die das Schlaganfallrisiko bei Vorhofflimmern senken. Wenn diese Medikamente nicht vertragen werden oder keinen ausreichenden Schutz bieten, kann man mithilfe eines Katheterverfahrens das linken Vorhofohr mittels eines Miniaturschirms verschließen, damit sich dort keine Blutgerinnsel bilden können.

    Viele der Risikofaktoren lassen sich durch die Veränderung des Lebensstils verringern:

    • Wenn Sie rauchen, sollten Sie versuchen, Ihren Tabakkonsum zu verringern oder am besten das Rauchen ganz aufzugeben. Wenn nötig, holen Sie sich hierzu ärztliche Hilfe.
    • Trinken Sie Alkohol nur in Maßen
    • Achten Sie auf eine ausgewogene, maßvolle Ernährung
    • Bewegen Sie sich regelmäßig
  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell

    Aktualisierung: 07.04.2021, Katrin Repkow

    Literatur:

    • Hessinger H. Schlaganfall: Erkennen – Rehabilitation – Vorbeugung. Verlagshaus der Ärzte 2012
    • O’Donnell MJ et al. Risk factors for ischaemic and intracerebral haemorrhagic stroke in 22 countries (the INTERSTROKE study): a case-control study. The Lancet 2010; 376:112-123
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    • Kirchhof P et al. 2016 ESC guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with EACTS. Eur Heart J 2016;v37:2893-2962
    • Groß N et al. Könnte es ein Schlaganfall sein? CME 2017; 14(4):9-23 
    • Steinmetz H et al. Vaskuläre Erkrankungen. Subarachnoidalblutung. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. 2012
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    • https://www.schlaganfall-verhindern.de/schlaganfallsymptome/der-fast-test-schnell-und-verlaesslich-einen-schlaganfall-erkennen, abgerufen am 07.04.2021
    • Panuganti KK et al. Transient Ischemic Attack. StatPearls [Internet]. Verfügbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK459143/, abgerufen am 07.04.2021
    • Herold G et al. Innere Medizin 2021.
    • Grunert, D: Ischämischer Schlaganfall: Thrombektomie mit und ohne vorangehende Lyse. Dtsch Arztebl 2020; 117(27-28): [16]; DOI: 10.3238/PersNeuro.2020.07.08.03

    Bildnachweise: 

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