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Carotisstenose

Verkalkungen und Engstellen in der Halsschlagader bereiten zunächst keine Beschwerden, können jedoch einen Schlaganfall verursachen. Diese Verengungen in der Halsschlagader lassen sich mit einer entsprechenden Behandlung gut therapieren, damit kann das Risiko eines Schlaganfalls gesenkt werden.

  • Was ist eine Carotisstenose?

    Verengungen der Halsschlagader treten im Alter häufiger auf und betreffen mehr Männer als Frauen. Ärzte nennen eine Verengung der Halsschlagader (Karotis) auch Karotisstenose bzw. Carotisstenose.

    Die häufigste Ursache von Verengungen an den Schlagadern (Arterien) sind Fettablagerungen und Verkalkungen (Atherosklerose). Auch die Halsschlagader (Arteria carotis), die Sauerstoff und Nährstoffe zum Gehirn transportiert, kann betroffen sein. Typischerweise ist davon ein bestimmter Gefäßabschnitt im oberen Halsbereich betroffen, an dem sich die Halsschlagader gabelt. Dort bilden sich die meisten Ablagerungen, die die Halsschlagader nach und nach verengen.

    Viele ältere Menschen haben eine leichte Carotisstenose. Das ist normal und es besteht meist kein Grund zur Sorge. Informieren Sie sich jedoch über Warnzeichen und über die Möglichkeit, einer stärkeren und eventuell gesundheitsschädigenden Verengung der Halsschlagader vorzubeugen.

     

  • Risiko Schlaganfall

    Eine starke Verengung der Halsschlagader kann die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen, zudem können sich dort leichter Blutgerinnsel bilden. Es besteht die Gefahr, dass solche Blutgerinnsel oder Ablagerungen von der Gefäßwand mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt werden und dort Blutgefäße verstopfen. Die Folge: Das betroffene Hirnareal wird nicht mehr ausreichend durchblutet, Hirngewebe wird geschädigt und damit die körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, die von dieser Gehirnregion gesteuert werden, beeinträchtigt. Das Ausmaß der Schäden hängt davon ab, welches hirnversorgende Gefäß verstopft ist, wie schwer der Schlaganfall ist und wie lange die Unterbrechung der Blutversorgung andauert.

    Verengungen von Schlagadern können unter anderem auch die Herzkranzgefäße oder die Becken- und Beinarterien betreffen und dort zur koronaren Herzkrankheit bzw. der Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit) führen.

  • Risiko Sehstörung

    Auch die Augen können durch eine Verengung der Halsschlagader beeinträchtigt werden, denn eine schlechtere Durchblutung des Kopfes schädigt auch die Netzhaut und beeinträchtigt auf Dauer das Sehvermögen. Löst sich gar ein Blutgerinnsel von einem Plaque in der Halsarterie und verstopft ein Blutgefäß im Auge, kann dies sogar zu einer zeitweiligen oder dauerhaften Erblindung führen.

  • Beschwerden

    Nehmen Sie die Warnzeichen eines Schlaganfalls ernst!

    Bevor es zu einem Schlaganfall kommt, können sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIA) auftreten. Darunter versteht man vorübergehende Störungen der Gehirndurchblutung, die meist keine bleibenden Schäden verursachen.

    Typische Warnzeichen des Schlaganfalls sind:

    • Einseitige Sehstörungen, kurzzeitige Erblindung (Amaurosis fugax)
    • Einseitige Lähmungserscheinungen von Arm und/oder Bein
    • Einseitige Gefühlsstörungen, Kribbeln, Taubheit
    • Störung des Sprachverständnisses oder des Sprechens

    Diese Beschwerden sind, wie der Name sagt, transitorisch, gehen also vorüber. Nehmen Sie diese Warnzeichen trotzdem ernst und suchen Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt auf!

  • Behandlung

    Sind noch keine Symptome durch die Verengung der Halsschlagader aufgetreten, ist die Verringerung der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen die wichtigste Maßnahme, um die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Schlaganfalles zu senken. Alle Patienten, deren Carotisstenose Symptome verursachen, sollten mit eine Thrombozytenaggregationshemmer behandelt werden, um die Bildung von Blutpfropfen zu verhindern.

    Auch bei symptomfreien Patienten mit nachgewiesener Carotisstenose ist eine prophylaktische Einnahme von Aspirin und Statinen (Cholesterinsenkern) hilfreich, um dem Fortschreiten einer Carotisstenose entgegenzuwirken. Mit dem Aspirin wird das Blut verdünnt und durch die Statine werden nicht nur die Cholesterinwerte gesenkt, sondern auch die Ablagerungen in den Gefäßen stabilisiert. Sehr wichtig ist auch eine gute Einstellung des Blutdrucks und einer Diabeteserkrankung.

    Auch Sie selbst können einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit Ihrer Halsarterien leisten, indem Sie sich gesund ernähren und für ausreichend Bewegung sorgen, nicht rauchen und überflüssiges Gewicht abnehmen.

    Was ist Carotisendarteriektomie?

    Sind bereits Symptome einer Carotisstenose aufgetreten, kann bei einer Verengung von mehr als 60 % des Durchmessers der Halsschlagader  eine operative Behandlung der Engstelle notwendig sein. Diese wird als Carotisendarteriektomie (CEA) bezeichnet. Hierbei wird die Halsschlagader an der verengten Stelle eröffnet und die Ablagerungen entfernt, die für die Verengung verantwortlich sind. Das Hauptrisiko dieser Operation ist das Auslösen eines Schlaganfalles durch Blutgerinnsel oder Ablagerungen, die die hirnversorgenden Blutgefäße verstopfen.

    Carotisstenting – Erweiterung der Halsschlagader mittels einer Gefäßstütze

    Alternativ kann der verengte Bereich im Rahmen einer Katheter-Behandlung aufgedehnt und durch Einbringen einer Gefäßstütze (Stent) offengehalten werden. Insbesondere Erkrankte, die ein erhöhtes Risiko für eine Operation oder Narkose haben, eignen sich für ein Stenting. Auch für voroperierte Patienten, nach Bestrahlung, Patienten mit beidseitig hochgradiger Stenose oder Verschluss der Gegenseite ist Stenting geeignet. Diese Therapieverfahren sollten in ausgewiesenen Zentren durchgeführt werden, da diese die größte Erfahrung mit der Auswahl der geeigneten Behandlung haben.

    Während der katheterinterventionellen Behandlung wird ein Katheter meist über eine Leistenarterie bis in den Bereich der Engstelle vorgeschoben. Durch diesen sogenannten Führungskatheter werden nun die für die Behandlung notwendigen Instrumente eingeführt.

    1. Zunächst wird ein spezieller Filter oberhalb der verengten Schlagader platziert, der Ablagerungen auffängt, die sich lösen könnten und weggeschwemmt würden.

    2. Nun führt der Arzt einen Ballonkatheter bis zur verengten Stelle vor, bläst den Ballon mit einem Gemisch aus Wasser und Kontrastmittel auf und drückt so die Ablagerungen an die Gefäßwand. Dann wird der Druck wieder aus dem Ballon abgelassen. Das Blut kann nun wieder besser fließen.

    3. Um eine erneute Verengung zu verhindern, wird zusätzlich ein sogenannter Stent eingelegt – dabei handelt es sich um ein winziges Gitterröhrchen, das die Ader dauerhaft offen hält.

    4. Mithilfe des Ballonkatheters wird der Stent leicht an die Gefäßwand angedrückt. Am Ende der Behandlung wird der Katheter mitsamt Ballon und Filter wieder entfernt.

  • Vorsorge

    Um einer Arterienverkalkung und damit auch einer Verengung der Halsschlagader vorzubeugen, sollten Sie sich gesund ernähren, nicht rauchen und auf ausreichend Bewegung achten. Lassen Sie sich regelmäßig ärztlich untersuchen und Ihre Blutwerte kontrollieren, auch wenn Sie sich gesund fühlen! Einige der Hauptrisikofaktoren für Arterienverkalkung (erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck und Diabetes) verursachen nämlich im frühen Stadium der Erkrankung keine Beschwerden, können aber bereits behandelt werden.

    Ein allgemeines Screening auf Vorliegen einer Carotisstenose wird nicht durchgeführt. Liegen bei Ihnen jedoch mehrere Risikofaktoren vor, kann es sinnvoll sein, die Halsschlagader auf Durchgängigkeit und Ablagerungen hin zu untersuchen, auch wenn Sie keine Beschwerden haben. Dies geschieht völlig schmerzlos per Ultraschall. Ist die Ader verengt, empfiehlt Ihre Ärztin bzw. Arzt üblicherweise weitere regelmäßige Kontrolluntersuchungen.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell

    Aktualisierung: 01.04.2021 Dr. Corinna Powell, Dr. Ralf Birkemeyer, Dr. Ralf Langhoff

    Literatur:

    1. Eckstein HH et al. S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der extracraniellen Carotisstenose. 2. Auflage, 03. Februar 2020
    2. Eckstein HH et al. European society for vascular surgery guidelines on the management of atherosclerotic carotid and vertebral artery disease, European Journal of Vascular and Endovascular Surgery (2017).
    3. Aboyans, et al. 2017 ESC guidelines on the diagnosis and treatment of peripheral arterial diseases, in collaboration with the european society for vascular surgery (ESVS), European Journal of Vascular and Endovascular Surgery (2017).

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Kirill Kendrinski / fotolia.com
    • Illustration Lage der Carotis © SciePro / iStock
    • Illustration Carotisstenting: Image provided courtesy of Boston Scientific. © 2012 Boston Scientific Corporation or its affiliates. All rights reserved.