Ihr Herz-Kreislauf-Portal

Katheter-basierter Herzklappenersatz

Die Herzklappen sorgen dafür, dass das Blut in der richtigen Richtung durch das Herz strömt. Ihr Öffnen und Schließen erlaubt es dem Herzmuskel, Druck aufzubauen, mit dem der Blutstrom durch den Körper geschickt wird. Diese Klappen können verschleißen, mit schwerwiegenden Folgen für Herz und Kreislauf. Wir stellen Ihnen hier ein Verfahren vor, mit dem eine defekte Aortenklappe minimal-invasiv mit einer Katheter-basierten Methode ersetzt werden kann. 

  • Wann wird eine neue Herzklappe eingesetzt?

    Herzklappentypen

    Im Herz befinden sich zwei verschiedene Arten von Herzklappen. Zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern befinden sind Segelklappen, zwischen den Kammern und den Schlagadern befinden sich Taschenklappen.

    Die Herzklappe, die sich zwischen linker Herzkammer und der Hauptschlagader (Aorta) befindet, heißt Aortenklappe und ist eine Taschenklappe. Sie hat auf der Aortenseite taschenförmige Ausstülpungen, die einen Rückstrom des Blutes in die Herzkammer verhindern, indem sich die Taschen mit Blut füllen. Wird Blut vom Herzmuskel aus der linken Herzkammer gepumpt, entleeren sich die Taschen durch den Druck und geben den Durchgang frei, sodass sauerstoffreiches Blut in den Körper gelangt.

    Verengung der Aortenklappe

    Im Alter können die Herzklappen verkalken. Ablagerungen führen zu einer schleichenden Verhärtung und Verdickung der Herzklappe. Hiervon ist besonders die Aortenklappe betroffen.

    Bei krankhaft verengten Aortenklappen (Aortenklappenstenose oder kurz Aortenstenose) muss das Herz einen höheren Druck aufbauen, um die gleiche Menge Blut zu befördern. Dies erfordert große Mehrarbeit, die der Körper anfangs noch kompensieren kann. Doch schließlich machen sich die ersten Symptome bemerkbar. Bei körperlicher Belastung ist das Herz nun schnell überfordert, es kommt zu zunehmenden Brustschmerzen, Atemnot und Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit. Durch den Rückstau im Herz erhöht sich außerdem der Blutdruck im Lungenkreislauf, mit weiteren Folgen für den Organismus.

    Bleibt eine symptomatische Aortenklappenstenose unbehandelt, ist die Lebenserwartung drastisch reduziert.

    Behandlung der Aortenklappe

    Reicht eine Therapie mit Medikamenten zur Kontrolle der Symptome nicht aus, sollte die Klappe zur Linderung der Symptomatik und  Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit durch eine Prothese ersetzt werden.

    Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten. In der Regel wird bei Betroffenen unter 75 Jahren die alte Klappe in einer mehrstündigen Operation am offenen Herzen entfernt und eine künstliche Herzklappe eingenäht. Dies ist ein ausgereiftes Routineverfahren mit geringer Komplikationsrate und sehr guten langfristigen Ergebnissen.

     

  • Wann wird die Aortenklappe minimal-invasiv eingesetzt?

    Die Alternative zur offenen Operation ist ein minimal-invasives Verfahren, das ohne große operative Eingriffe auskommt: die Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI). Der Brustkorb muss für diese Operation nicht geöffnet werden, sondern der Zugang erfolgt durch die Leiste. Der Eingriff wird am schlagenden Herzen durchgeführt, sodass der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine nicht notwendig ist.

    TAVI ist das neue Routineverfahren für alle über 75-Jährigen, da das Verfahren in Studien in dieser Altersgruppe dem chirurgischen Klappenersatz ebenbürtig oder überlegen war. Die meisten von einer altersbedingten Aortenstenose Betroffenen stammen ohnehin aus dieser Altersgruppe, TAVI ist also auch in diesem Sinne inzwischen ein Routineverfahren.

    Die aktuellen Leitlinien von 2021 der europäischen Gesellschaft für Kardiologie empfehlen die TAVI-Methode für folgende Patienten mit hochgradiger Aortenstenose:Patienten mit einem hohen und mittleren Operationsrisiko

    • Patienten ab 75 Jahren
    • Patienten mit einem hohen Operationsrisiko
    • Patienten, die nicht für eine Operation geeignet sind

    Alle andere Patienten sollten je nach individueller Abwägung mit der TAVI-Methode oder einem chirurgischem Aortenklappenersatz behandelt werden.

  • Ablauf beim Katheter-basierten Herzklappenersatz

    Katheter-basierter Herzklappenersatz

    Die künstliche Aortenklappe, die beim Katheter-basierten Herzklappenersatz verwendet wird, ist nur zum Teil künstlich: Die neue Taschenklappe stammt vom Schwein oder Rind, die in Handarbeit in ein manschettenförmiges Drahtgeflecht eingenäht wird. Sie unterscheidet sich von anderen Bioprothesen also nur durch die „Aufhängung“ der Klappensegel. Damit das Drahtgeflecht genau in den Aorteneingang passt, stehen unterschiedliche Größen und Modelle verschiedener Hersteller zur Auswahl.

    Aufgrund des Drahtgeflechts lässt sich die neue Klappe zusammendrücken. Diese Eigenschaft ist beim Katheter-basierten Herzklappenersatz wichtig, denn die neue Herzklappe wird zum Transport zusammengefaltet an einem Katheter befestigt.

    Dieser wird meist durch die Leiste bis an den Bestimmungsort vorgeschoben. Dort dehnt sich die zusammengefaltete Ersatzklappe zu ihrer vollen Größe aus und drückt dabei die schadhafte Herzklappe zur Seite. Die neue Klappe kann sofort ihre Funktion übernehmen. Der Katheter wird entfernt und die Eingangsstelle verschlossen. Die gesamte Prozedur dauert nur etwa eine Stunde. Je nach Begleiterkrankung kann der Patient bzw. die Patientin das Krankenhaus schon nach einigen Tagen verlassen, eine Reha ist nicht immer notwendig.

    Alternative Zugänge

    Um den Katheter mitsamt der Prothese über die Leiste zum Herzen vorzuschieben, müssen die Blutgefäße auf dem Weg dorthin in gutem Zustand sein. So dürfen die Blutgefäße nicht zu eng sein. Bei starker Gefäßverkalkung beispielsweise reicht der Gefäßdurchmesser nicht aus. Auch besteht die Gefahr, auf dem gewundenen Weg durch den Aortenbogen etwaige Skleroseplaques abzulösen, die über die Blutbahn ins Gehirn gelangen könnten. Aussackungen (Aneurysmen) und Knicke in der Blutbahn sind ebenfalls hinderlich.

    Genügt der Zustand der Gefäße des Patienten bzw. der Patientin den Anforderungen für eine Führung des Katheters über die Leiste nicht, gibt es die Möglichkeit, den Katheter über einen kleinen Schnitt an der seitlichen Brustwand im Bereich der Herzspitze einzuführen. Herzspitze und Brustwand werden nach diesem Eingriff chirurgisch verschlossen.

    Auch der Zugang über die Schlüsselbeinarterie oder direkt über die Schlagader/Aorta ist möglich.

  • Nachsorge

    Die Patienten erholen sich in der Regel nach diesem Eingriff schnell. Nach einer kurzen Beobachtungszeit auf der Intensivstation erfolgt eine Weiterbehandlung auf der Normalstation. In der Regel können die Patienten rasch in eine Anschlussheilbehandlung entlassen werden.

    Für viele Betroffene bessert sich die Lebensqualität nach einem TAVI-Eingriff schnell, da sauerstoffreiches Blut nun dank der neuen Aortenklappe wieder ungehindert vom Herzen in die Körperschlagader gelangen kann. Die Symptome der Herzinsuffizienz wie Schwindel und Atemnot gehen zurück und die Leistungsfähigkeit im Alltag ist deutlich verbessert.

Infografik

Im Alter können die Herzklappen verkalken. Hiervon ist besonders die Aortenklappe betroffen, durch die sauerstoffreiches Blut in den Körper gelangt. Ein Ersatz der erkrankten Klappe durch eine künstliche Klappe stellt den Blutfluss wieder her. Eine Infografik informiert Sie über die Symptome einer defekten Aortenklappe und die verschiedenen Möglichkeiten, eine neue Klappe einzusetzen. 

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell

    Aktualisierung: 07.05.2022

    Literatur:

    • Vahanian A et al. 2021 ESC/EACTS Guidelines for the management of valvular heart disease. European Heart Journal 2021. doi:10.1093/eurheartj/ehab395
    • 29. Deutscher Herzbericht 2017, Deutsche Herzstiftung e.V.
    • Schäfer, A., Conradi, L., Schäfer, U. et al.: „TAVI für alle. Wohin geht die Reise?“; Z Herz- Thorax- Gefäßchir, published online 13 August 2018, pp.1-9.
    • Leoan, M.B., et al.:  „Outcomes 2 Years After Transcatheter Aortic Valve Replacement in Patients at Low Surgical Risk”; J Am Coll Cardiol. 2021 Mar, 77 (9) 1149–1161; https://www.jacc.org/doi/full/10.1016/j.jacc.2020.12.052

    Bildnachweis: Titelbild und Illustration © Henning Riediger / fotolia.com