Freizeit und Urlaub mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung
Aktivitäten außerhalb der Alltagsroutinen sind wichtig für das seelische Wohlbefinden. Sind die Aktivitäten sportlicher Natur, haben sie zudem einen positiven Effekt auf die körperliche Fitness. Je nach Krankheit sind hierbei jedoch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen angemessen.
Am wenigsten müssen sich gut eingestellte Bluthochdruck-Patienten und Diabetiker in ihrer Freizeit einschränken. Auch bei Gefäßerkrankungen gibt es nicht viele Dinge, die man zusätzlich zu den Alltagsmaßnahmen beachten sollte. Anders sieht es aus, wenn das Herz krank ist: Durch Überlastung kann es schnell zu unliebsamen Überraschungen kommen. In allen Fällen ist ein Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin darüber, was man tun und was man lassen sollte, sinnvoll.
Körperliche Aktivitäten
Mit einem übervorsichtigen Verzicht auf Sport und Bewegung tun Sie Ihrer Gesundheit keinen Gefallen. Wählen Sie stattdessen einen Belastungsgrad, der bei Ihrer Erkrankung geeignet ist:
Spazierengehen und leichte, die Beweglichkeit trainierende Gymnastik sind in der Regel bei allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen möglich. Wenn Sie das jedoch bereits anstrengt, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt!
Wandern, Schwimmen und Sport mit mittlerem Kraftaufwand eignet sich bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kann aber bei ausgeprägter Herzinsuffizienz oder Kardiomyopathie zu viel des Guten sein. Auch diese Patienten sollten vor dem Start in den Sport ärztlichen Rat einholen.
Ausdauer-Sportarten sind bei vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig. Wie intensiv trainiert werden darf oder sollte, hängt von der individuellen Situation ab. Mehr zum Thema Sport und Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden Sie an dieser Stelle.
Möchten Sie mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung eine intensivere Sportart betreiben, ist gegebenenfalls eine sportmedizinische Untersuchung sinnvoll, vor allem, wenn Sie nach längerer Pause wieder einsteigen oder bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben.
Und noch eine gute Nachricht: Sexuelle Aktivität ist normalerweise kein Problem für Herz-Patienten. Viele überschätzen die körperliche Anstrengung beim Sex, die Belastung ist nicht höher als beim Treppensteigen oder beim Tragen einer Einkaufstasche. Wenn Sie allerdings damit Probleme haben, sollten Sie es im Bett eher gemütlich angehen lassen, damit das Herz-Kreislauf-System langsam auf Touren kommt. Falls Sie dennoch Bedenken haben, reden Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin auch über dieses Thema!
Kurzurlaub oder große Reise
Wer an einer Herz-Kreislauf-Krankheit leidet, muss bei seinen Reisevorbereitungen ein paar zusätzliche Aspekte beachten.
Achtung! Nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin sollten Patienten mit Herzschwäche nicht verreisen, wenn sie bereits bei geringer körperlicher Belastung, wie Treppensteigen über eine Etage, an Luftnot und Schwäche leiden.
- Reiseplanung
Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt über mögliche Reiseziele, denn nicht jeder Ort und jedes Klima ist für Herzkranke geeignet.
Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit oder hohen Temperaturen sowie die dünne Luft in Höhenlagen können Herz und Kreislauf überfordern. Problematisch ist in feucht-heißen Ländern der notwendige Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts: Dies bedeutet eine große Belastung für Ihr Herz. Auch Durchfallerkrankungen können wegen des damit verbundenen Verlustes an Mineralstoffen Probleme bereiten. Trekking-, Rucksack- und Tauchreisen sollten Sie eher vermeiden.
Klären Sie außerdem, ob Sie mit dem Auto fahren oder fliegen dürfen! Ob Sie selbst ein Auto lenken dürfen, hängt davon ab, ob Sie an Herzrhythmusstörungen leiden, die zu Bewusstlosigkeit oder verminderter Reaktionsfähigkeit führen können.
Im Flugzeug enthält die Raumluft weniger Sauerstoff als gewöhnlich. Zum Ausgleich schlägt Ihr Herz schneller und Sie atmen häufiger. Das ist für Gesunde kein Problem, für Herzkranke kann dies jedoch eine große Belastung sein. Verzichten Sie jedoch nicht kategorisch auf Flugreisen. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, trotzdem zu fliegen , wenn beispielsweise eine Reise mit dem Auto deutlicher länger als der Flug dauern würde.
- Reisevorbereitung
Nehmen Sie sich Zeit für die Vorbereitungen. Das mindert den herzbelastenden Stress und hilft Ihnen dabei, nichts Wichtiges zu vergessen.
- Lassen Sie sich frühzeitig, z. B. drei Wochen vor der Reise, ärztlich untersuchen, damit Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Ihren Gesundheitszustand vor Ihrer Reise noch kontrollieren und die Behandlung ggf. noch Ihrer aktuellen Verfassung anpassen kann! Falls Sie Blutverdünner nehmen, klären Sie bei diesem Gespräch auch, ob Sie während der Reise Ihre Gerinnungswerte prüfen sollten!
- Besorgen Sie rechtzeitig alle nötigen Medikamente!
- Erkundigen Sie sich nach den Notrufnummern am Urlaubsort im Ausland!
- Bereiten Sie eine Medikamentenliste vor, die sie immer bei sich tragen können!
- Packen Sie Ihre Medikamente in doppelter Ration ein und bewahren Sie diese getrennt voneinander auf, um auch im Fall eines Diebstahls versorgt zu sein! Nehmen Sie eine der Rationen im Handgepäck mit, damit Sie gerüstet sind, falls Ihr abgegebenes Fluggepäck verspätet ankommt!
- Unterwegs
Vermeiden Sie auch unterwegs Stress, wann immer es geht, denn Fahrt oder Flug sind bereits anstrengend genug. Wählen Sie z. B. die Abfahrtzeit so, dass Sie ohne besondere Eile rechtzeitig im Urlaubshotel ankommen. Umsteigezeiten sollten nicht zu knapp bemessen werden und für den Fall, dass es mit den Anschlüssen doch mal nicht klappt, ist es hilfreich, am Urlaubsort Bescheid geben zu können, dass man sich verspäten wird.
Mit dem Flugzeug
Besondere Vorsicht ist auf langen Flugreisen geboten, wenn Sie an einer schweren Form der Herzschwäche leiden. Aufgrund der langen Immobilität und der trockenen Luft im Flugzeug steigt die Gefahr, dass sich ein Blutgerinnsel im Bein bildet, das die Lungengefäße verstopfen kann (Lungenembolie), sobald Sie aufstehen. Dies kann lebensgefährlich sein.
Zur Vorbeugung können Sie bei Flugreisen Kompressionsstrümpfe tragen und immer wieder auch im Sitzen Ihre Füße bewegen. Auf eine ausreichende Trinkmenge achten! Bei langen Flugreisen (ab 5 Stunden) kann gegebenenfalls nach vorheriger Absprache mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt zur Vorbeugung ein gerinnungshemmendes Medikament vor Flugbeginn unter die Haut gespritzt werden.
Mit dem Auto, Bus oder Zug
Auch das lange Stillsitzen im Auto, Bus oder Zug kann die Durchblutung der Beine beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall bildet sich ein Blutgerinnsel, das später in die Lunge wandert. Legen Sie bei Autofahrten oft Pausen ein, stehen Sie im Zug bzw. Bus häufiger auf und gehen Sie, wenn möglich, umher!
- Am Urlaubsort
Am Urlaubsort gelten natürlich die gleichen Vorsichtmaßnahmen wie im Alltag. Hier einige weitere Tipps, damit der Urlaub keine schlimme Überraschung bringt:
- Große Zeitverschiebungen können belastend sein. Lassen sie sich nicht vermeiden, sollten Sie für den Tag Ihrer Ankunft und den Folgetag keine anstrengenden Unternehmungen planen!
- Achten Sie darauf, dass Sie mit der Medikamenten-Einnahme nicht aus dem Rhythmus geraten! Wenn Sie aufgrund der Zeitverschiebung Fragen hierzu haben, besprechen Sie sich vor der Abreise mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin.
- Tragen Sie Ihren Patientenausweis auch im Urlaub immer bei sich!
- Falls noch nicht geschehen: Informieren Sie sich über die örtliche ärztliche Notrufnummer!
Herznotfall im Ausland: So holen Sie Hilfe!
Können Sie sich im Notfall in der Landessprache verständigen? Als Hilfestellung für Patienten, die im Ausland Herzprobleme bekommen und schnell Hilfe brauchen, hat die Deutsche Herzstiftung einen kleinen Sprachführer herausgegeben, der in jede Westentasche passt. Hier finden Sie die wichtigsten medizinischen Fachausdrücke und Informationen, wie Sie in einem Notfall in der Landessprache den Rettungsdienst verständigen können. Den Sprachführer gibt es in 10 Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Türkisch, Griechisch, Portugiesisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch.
Bestellen Sie den kleinen Sprachführer „Herznotfall im Ausland“ kostenlos bei der
Deutschen Herzstiftung
Vogtstraße 50
60322 Frankfurt am Mainoder per E-Mail: info@herzstiftung.de
- Wann Sie besser nicht verreisen
Unter bestimmten Umständen ist es für Herzpatienten ratsam, nicht zu verreisen, beispielsweise:
- innerhalb von drei Wochen nach einer operativen Aufdehnung von Herzkranzgefäßen (Koronardilatation) oder der Implantation eines Schrittmachers bzw. Defibrillators,
- drei Monate nach Herzinfarkt oder nach Herzoperationen,
- bei Angina-pectoris-Beschwerden (Brustschmerzen, Beklemmung, Atemnot) bei geringer Belastung oder bei zunehmenden derartigen Beschwerden,
- bei ausgeprägter Herzschwäche,
- bei wiederholtem Schwindel oder plötzlichen Bewusstlosigkeiten.
In all diesen Fällen sind Belastungen – auch eine perfekt geplante Reise erzeugt Stress! – zu riskant und im Notfall ist es von großem Vorteil, den behandelnden Arzt bzw. die behandelnde Ärztin in der Nähe zu haben.
Hobbys und Geselligkeit
Lassen Sie sich von einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nicht den Spaß am Leben verderben und schränken Sie sich nicht unnötig ein. Nur wenige Hobbys muss man aufgeben, die meisten lassen sich anpassen oder sogar ohne Weiteres fortführen. Fallschirmspringen könnte zum Beispiel heikel werden, Naturfotografie in heimischen Gefilden hingegen kaum. Fragen Sie gegebenenfalls bei der Arztsprechstunde nach, wenn Sie sich nicht sicher sind.
Was Sie – soweit es Ihnen körperlich möglich ist – auf keinen Fall aufgeben sollten, sind gesellige Unternehmungen, denn soziale Kontakte sind immens wichtig für das seelische Gleichgewicht. Auch Selbsthilfegruppen sind hier eine Möglichkeit. Vorteil: Man bekommt „nebenbei“ Unterstützung für das eigene Leben mit der Erkrankung.