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Ventrikuläre Arrhythmie

Die ventrikuläre Arrhythmie ist eine Herzrhythmusstörung, die in den Herzkammern (Ventrikeln) entsteht. Eine ventrikuläre Arrhythmie kann lebensbedrohlich sein, da sie in das gefährliche Kammerflimmern übergehen und zum plötzlichen Herztod führen kann.

  • Was ist eine ventrikuläre Arrhythmie?

    Ventrikuläre Arrhythmien (Kammertachykardien) entstehen, wenn der Ablauf der Erregung in den Herzkammern gestört ist. In geschädigtem Herzmuskelgewebe können neben der regulären elektrischen Erregung der Herzmuskelzellen auch unerwünschte elektrische Impulse entstehen – eine Art Kurzschluss. Dadurch kreist die elektrische Erregung ständig in den Herzkammern, sodass diese keine Ruhepause mehr haben und das Herz sehr schnell schlägt.

    Je schneller das Herz schlägt, desto weniger Blut kann es weiterpumpen. Es bleibt nicht genug Zeit, dass sich das Herz zwischen den Schlägen wieder mit Blut füllt. Dadurch kommt es zu einem uneffektiven Herzschlag. Der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

    Eine ventrikuläre Arrhythmie ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, da sie in Kammerflattern und das lebensgefährliche Kammerflimmern übergehen kann:

    • Bei der ventrikulären Tachykardie schlägt das Herz mit einer Frequenz von 100-250 Schlägen/Minute.
    • Eine Herzfrequenz zwischen 250-320 Schlägen/Minute heißt Kammerflattern.
    • Beim Kammerflimmern schlägt das Herz nicht mehr richtig, sondern „zuckt“ nur noch mehr als 320 Mal pro Minute. Dadurch kann kein Blut mehr weitergepumpt werden und es kommt zum Herz-Kreislauf-Stillstand. Es droht der plötzliche Herztod.
  • Ursachen

    Häufig entstehen ventrikuläre Arrhythmien bei Herzerkrankungen, beispielsweise durch Narben und Durchblutungsstörungen im Herzmuskel nach einem Herzinfarkt oder bei koronarer Herzkrankheit.

    Auch bei Herzschwäche, bei Herzmuskelentzündungen und bei  Kardiomyopathien ist das Risiko für ventrikuläre Arrhythmien erhöht.

    Weitere Ursachen sind u. a.

    • Nebenwirkungen von Medikamenten
    • Störungen des Mineralstoffhaushalts im Körper
    • Angeborene Herzerkrankungen
    • Stromschlag
    • Idiopathisch, d. h. ohne bekannte Ursache
  • Beschwerden

    Je nach Schwere und Dauer einer ventrikulären Arrhythmie können verschiedene Beschwerden auftreten, wie z. B.

  • Untersuchungen

    Ein zu schneller Herzschlag kann schon im Rahmen der körperlichen Untersuchung am Puls erkannt werden. Der Arzt bzw. die Ärztin benötigt zusätzlich von Ihnen Informationen über die Krankengeschichte, z. B. zu Vorerkrankungen und Medikamenten.

    Laboruntersuchungen zeigen u. a., ob Stoffwechselerkrankungen oder Störungen des Mineralstoffhaushalts die Ursache einer ventrikulären Arrhythmie sind.

    Die genaue Diagnose ermöglicht das EKG (Elektrokardiogramm). Es zeichnet die elektrische Aktivität aller Herzmuskelfasern auf. Mit einem Belastungs-EKG können Rhythmusstörungen festgestellt werden, die nur unter Belastung auftreten. Ventrikuläre Arrhythmien, die nur gelegentlich auftreten, werden am besten in einem Langzeit-EKG erfasst.

    Um der Ursache für eine ventrikuläre Arrhythmie im Erregungsleitungssystem des Herzens weiter auf den Grund zu gehen, ist in manchen Fällen eine elektrophysiologische Untersuchung des Herzens sinnvoll. Dabei werden die elektrischen Aktionen des Herzmuskels direkt aus dem Herzen abgeleitet. So lassen sich Ort und die Ursache der Rhythmusstörungen genau ermitteln.

    Zur Diagnosestellung und Klärung der Ursache einer ventrikulären Arrhythmie können weitere Untersuchungen hilfreich sein:

  • Notfall Kammerflimmern

    Eine ventrikuläre Arrhythmie kann in das lebensbedrohliche Kammerflimmern übergehen und zum plötzlichen Herztod führen. Bei einem Atem- und Herz-Kreislauf-Stillstand wird deshalb in der Regel sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen und Defibrillation begonnen. Lesen Sie mehr dazu im Abschnitt Plötzlicher Herztod.

  • Behandlung

    Eine ventrikuläre Arrhythmie ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung und sollte unverzüglich behandelt werden. Je nach Art und Schweregrad der ventrikulären Arrhythmie stehen mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:

    • Medikamente: Einige Tachykardien werden mit Medikamenten (sog. Antiarrhythmika) behandelt, z. B. Natrium-, Kalium- und Kalziumkanalblockern und Betablockern. Die Ärztin bzw. der Arzt muss Nutzen und Risiko individuell abwägen, da manche von ihnen selbst gefährliche Rhythmusstörungen verursachen können.
    • Kardioversion: Dabei wird die normale Herzfrequenz mit Hilfe eines starken Stromstoßes durch einen Defibrillators oder durch Medikamente wieder hergestellt.
      Die elektrische Kardioversion wird auch als Notfallbehandlung bei Kammerflimmern angewendet.
    • Bei einer Katheterablation werden über einen Herzkatheter Gewebestellen am Herzmuskel zerstört, welche die Herzrhythmusstörung auslösen.
    • Die Bereiche des Herzmuskels, die Rhythmusstörungen auslösen, können auch durch eine Operation entfernt werden. Diese Technik wird nicht mehr oft angewendet, seit mit der Katheterablation gute Erfolge erzielt werden.

    Wichtig ist es auch, nach Ursachen für eine ventrikuläre Arrhythmie zu suchen, denn einige Ursachen lassen sich behandeln. Bei Menschen mit einer Herzerkrankung oder einer Störung des Mineralstoffhaushalts sollte auf jeden Fall die Erkrankung behandelt werden.

    Ein ICD als Lebensretter

    Eine ventrikuläre Arrhythmie kann in lebensbedrohliches Kammerflimmern übergehen und zum plötzlichen Herztod führen. Dieser kann durch einen so genannten implantierbaren Kardioverter Defibrillator (ICD) verhindert werden. Ein ICD überwacht den Herzrhythmus und gibt bei Herzrasen oder Kammerflimmern elektrische Impulse ab, die den normalen Herzrhythmus wieder herstellen.

    Manche Menschen mit einer schweren Herzinsuffizienz leiden an ventrikulären Tachykardien, die in das gefährliche Kammerflimmern übergehen können. Bei einigen dieser Patienten kann ein sogenanntes CRT-D-Gerät eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus einem speziellen Herzschrittmacher mit einem ICD-Elektroschockgerät.

  • Leben mit Tachykardien

    Herzrhythmusstörungen wie ventrikulären Arrhythmien liegt oft eine Herzerkrankung zugrunde. Durch viele allgemeine Maßnahmen können Sie Ihr Herz entlasten und so dazu beitragen, dass sich eine Herzerkrankung nicht verschlimmert. 

    Gesunde Ernährung, normales Gewicht und der Verzicht aufs Rauchen – das alles sind Maßnahmen, die Ihnen helfen, ein gutes Leben zu führen.

    Auch Bewegung tut gut: Radfahren, Wandern, Spazierengehen sind gut für Menschen mit Herzproblemen geeignet. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit Ihrem Arzt!

    Falls Ihr Alltag von Stress und Zeitmangel geprägt ist, versuchen Sie, regelmäßige Pausen einzulegen, in denen Sie entspannen können. Viele Krankenkassen, die Volkshochschulen und Selbsthilfegruppen bieten Kurse für Methoden zur Stressbewältigung an. Falls Sie unter seelischen Belastungen und Konflikten leiden, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt darüber.

    Leben mit ICD

    Um Kammerflimmern und dem plötzlichen Herztod vorzubeugen, wird bei manchen Patienten mit ventrikulären Arrhythmien ein implantierbarer Kardioverter Defibrillator (ICD) oder ein CRT-D-Gerät eingesetzt. Viele können schrittweise zu dem Lebensstil zurückkehren, den sie vor dem Eingriff hatten. Ihre Lebensqualität schätzen sie danach sogar höher ein als zuvor und bemerken, dass sie wieder belastbarer sind.

    Generell sind Arbeit, gewöhnliche Hobbys, sexuelle Kontakte, Sport und Reisen mit einem implantierbaren System ohne Probleme möglich.

    Lesen Sie dazu: Leben mit implantierten Therapiesystemen 

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion
    Aktualisierung: 02.07.2021

    Literatur:

    • Priori SG et al. 2015 ESC guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J. 2015; 36:2793-2867

    Bildnachweise:

    • Titelbild © rocketclips / fotolia.com
    • Illustration Entstehung © 2012 Boston Scientific
    • Illustration Notruf © Thaut Images / fotolia.com
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