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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die die Herzvorhöfe betrifft. Das Blut kann in den Vorhöfen nicht mehr richtig weitergepumpt werden und es können sich gefährliche Blutgerinnsel im Herzen bilden.

  • Was ist Vorhofflimmern?

    Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, die von den Herzvorhöfen (Atrien) ausgeht. Vorhofflimmern entsteht, wenn der Ablauf der Erregung in den Vorhöfen gestört ist. Neben der regulären elektrischen Erregung der Herzmuskelzellen können auch unerwünschte elektrische Impulse vergleichbar mit einer Art Kurzschluss entstehen. Dadurch kreist die elektrische Erregung ständig in den Vorhöfen, sodass diese sich mit einer Frequenz von 350-600 Schlägen pro Minute zusammenziehen.

    Bei derartig hohen Frequenzen „zuckt“ die Herzvorkammer nur, kann sich nicht mehr richtig zusammenziehen. Damit fließt das Blut nur noch passiv durch die Herzvorkammer in die Herzhauptkammer, ohne dass die Vorhofkontraktion zur Füllung der Hauptkammer beiträgt. Zusätzlich kommt es zu einem unregelmäßigen, meist schnelleren Herzschlag, weil die elektrische Aktivität der Herzvorkammer auch die Hauptkammer steuert. Dadurch kann es sein, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird.

    Würde das gesamt Herz, also sowohl die Vorhöfe als auch die Herzkammern, in dieser Frequenz schlagen, würde es nach kurzer Zeit zum Kreislaufstillstand kommen. Vorhofflimmern an sich ist in der Regel aber zum Glück meist nicht lebensbedrohlich, da ein Schutzmechanismus im Herz verhindert, dass der schnelle Herzschlag aus den Vorhöfen mit gleicher Geschwindigkeit in die Herzkammern weitergeleitet wird.

    Die größte Gefahr bei Vorhofflimmern ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Da das Blut in den Vorhöfen nicht mehr richtig weitergepumpt wird, können sich Blutgerinnsel bilden. Werden diese Blutgerinnsel vom linken Vorhof mit dem Blut weitergeschwemmt, können sie ein nachfolgendes Blutgefäß im Gehirn verstopfen und es kommt zum Schlaganfall. Bis zu 30 % der Schlaganfälle werden durch ein Blutgerinnsel verursacht, das durch Vorhofflimmern entsteht.

  • Ursachen

    Aus unterschiedlichen Gründen kann es im Laufe der Zeit zu einer Veränderung des Gewebes des Herzvorhofes kommen. Dies kann eine Störung der Erregungsleitung zur Folge haben, Vorhofflimmern kann entstehen. Diese Veränderungen und damit auch das Vorhofflimmern kommen bei bestimmten Erkrankungen gehäuft vor:  

    Zu den Risikofaktoren, die Vorhofflimmern begünstigen können, gehören:

    • Nikotin
    • Körperliche Anstrengung
    • Alkohol

     

  • Beschwerden

    Vorhofflimmern kann sich durch einen zu schnellen Herzschlag (Tachykardie) oder auch einen zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) bemerkbar machen. Es kann plötzlich auftreten und nur vorübergehend oder dauerhaft anhalten.

    Da sich die Herzvorhöfe nicht richtig zusammenziehen, nimmt die Fließgeschwindigkeit des Blutes ab, obwohl sich die Vorhöfe schnell bewegen, und es besteht die Gefahr der Bildung eines Blutgerinnsels. Solche Blutgerinnsel können sich von der Gefäßwand lösen, über den Kreislauf zum Gehirn gelangen, dort ein kleineres Blutgefäß verstopfen und einen Schlaganfall auslösen. 

    Mögliche Beschwerden bei Vorhofflimmern sind:

    • Herzrasen, Herzstolpern, spürbar zu langsamer Herzschlag, unregelmäßiger Puls
    • Engegefühl in der Brust
    • Schwäche
    • Schwindel, Bewusstlosigkeit
    • Luftnot
  • Untersuchungen

    Ein unregelmäßiger zu schneller, zu langsamer oder unregelmäßiger Herzschlag kann schon im Rahmen der körperlichen Untersuchung am Puls erkannt werden. Außerdem werden zusätzlich Informationen über die Krankengeschichte benötigt, z. B. zu Vorerkrankungen und Medikamenten.

    Laboruntersuchungen zeigen u. a., ob Stoffwechselerkrankungen oder Störungen des Mineralstoffhaushalts die Ursache von Vorhofflimmern sind.

    Die genaue Diagnose ermöglicht das EKG (Elektrokardiogramm). Es zeichnet die elektrische Aktivität aller Herzmuskelfasern auf. Im EKG lässt sich erkennen, ob die Störung im Vorhof entsteht und wie die Erregung an die Herzkammern weitergeleitet wird. Vorhofflimmern, das nur gelegentlich auftritt, wird am besten in einem Langzeit-EKG erfasst.

    Eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiographie) gibt Hinweise auf eine Herzerkrankung als Ursache des Vorhofflimmerns. Durch eine spezielle Ultraschall-Untersuchung des Herzens über die Speiseröhre (sog. transösophageale Echokardiographie) können Blutgerinnsel im Herzen entdeckt werden.

    Zur Klärung der Ursache für ein Vorhofflimmern können weitere Untersuchungen hilfreich sein:

    Vorsorgeuntersuchung

    Für Personen, die älter als 65 Jahre sind, und Personen mit Risikofaktoren für einen Schlaganfall wird eine Vorsorgeuntersuchung auf Vorhofflimmern empfohlen. Hierbei sollten am besten mehrere Untersuchungen zu verschiedenen Zeitpunkten erfolgen.

  • Behandlung

    Je nachdem wie hoch das Risiko ist, einen Schlaganfall zu erleiden, stehen bei Vorhofflimmern verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Ziel der Therapie ist es, die Entstehung von Schlaganfällen zu verhindern und die Beschwerden zu senken:

    • „Blutverdünner“: Um das Risiko zu vermindern, einen Schlaganfall zu erleiden, werden in der Regel gerinnungshemmende Medikamente verordnet. Diese bewirken, dass sich keine Blutgerinnsel im linken Vorhof bilden, die über die Haupt- und Halsschlagader in das Gehirn gelangen und dort ein Blutgefäß verstopfen können.
    • Medikamente für den Herzrhythmus und die Herzfrequenz (Antiarrhythmika): Bei manchen Patienten mit Vorhofflimmern kann der unregelmäßige Herzschlag mit Medikamenten (sog. Antiarrhythmika) wieder normalisiert werden, z. B. mit Propafenon und Flecainid. Der Arzt bzw. die Ärztin muss Nutzen und Risiko individuell abwägen, da manche von ihnen selbst Rhythmusstörungen verursachen können. Betablocker, ebenfalls aus der Gruppe der Antiarrhythmika, können einen zu schnellen Herzschlag bremsen.
    • Herzschrittmacher: Bei einem zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) kann ein frequenzstimulierender Herzschrittmacher eingepflanzt werden. Er überwacht den Herzrhythmus und sorgt im Bedarfsfall und bei Belastung dafür, dass das Herz wieder ausreichend schnell schlägt.
    • Kardioversion: Dabei wird der normale Herzrhythmus mit Hilfe eines starken Stromstoßes durch einen Defibrillator von außen oder durch Medikamente wieder hergestellt.
    • Bei einer Katheterablation werden über einen Herzkatheter Gewebestellen in der Herzvorkammer verödet, welche die Herzrhythmusstörung auslösen.
    • Die Bereiche des Herzmuskels, die Rhythmusstörungen auslösen, können auch durch eine Operation entfernt werden. Diese Technik steht aber im Hintergrund, seit mit der Katheterablation gute Erfolge erzielt werden.
    • Bei manchen Patienten kann alternativ zu einer dauerhaften Blutverdünnung das linke Herzohr, ein Teil des linken Vorhofs, in dem sich bevorzugt Gerinnsel bilden, über ein Herzkatheterverfahren verschlossen werden.

    Wichtig ist es auch, nach Ursachen für ein Vorhofflimmern zu suchen, denn einige Ursachen lassen sich behandeln. Bei Menschen mit einer Herzerkrankung oder einer Stoffwechselstörungen sollte auf jeden Fall die zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden.

  • Leben mit Vorhofflimmern

    Nehmen Sie die Ihnen verordneten Medikamente regelmäßig nach den ärztlichen Anweisungen ein, auch wenn Sie keine Beschwerden haben – natürlich auch am Wochenende und im Urlaub! Setzen Sie auf keinen Fall Medikamente ohne Rücksprache ab!

    Treten neue Beschwerden auf oder verschlechtern sich Ihre Beschwerden, sollten Sie sich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben.

    Lebensstil – was kann ich selbst tun?

    Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern liegt oft eine Herzerkrankung zugrunde. Durch viele allgemeine Maßnahmen können Sie Ihr Herz entlasten und so dazu beitragen, dass sich eine Herzerkrankung nicht verschlimmert. 

    Gesunde Ernährung und Rauchverzicht (Nikotin begünstigt Atherosklerose) sind Maßnahmen, die Ihnen helfen, ein gutes Leben zu führen.

    Bewegen Sie sich! Radfahren, Wandern, Spazierengehen sind gut für Menschen mit Herzproblemen geeignet. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt! Es gibt auch spezielle Sportgruppen für Herzpatienten.

    Achten Sie auch auf Ihr Gewicht! Übergewicht ist nicht nur schlecht fürs Herz, auch die Gelenke haben es schwerer. Vermeiden Sie Fettes und salzen Sie sparsam! Durch zu viel Salz wird Wasser im Körper gebunden, es kommt leichter zu Wasseransammlungen im Gewebe.

    Falls Ihr Alltag von Stress und Zeitmangel geprägt ist, versuchen Sie, regelmäßige Pausen einzulegen, in denen Sie entspannen können. Methoden zur Stressbewältigung und Entspannungstechniken sind beispielsweise Autogenes Training, Yoga und Progressive Muskelentspannung. Viele Krankenkassen, die Volkshochschulen und Selbsthilfegruppen bieten zahlreiche Kurse hierzu an. Falls Sie unter seelischen Belastungen und Konflikten leiden, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin darüber!

    Leben mit Herzschrittmacher

    Manchen Formen von Vorhofflimmern mit langsamen Herzrhythmus (Bradykardie) werden mit einem Herzschrittmacher behandelt. Viele Patienten mit solchen implantierten Therapiesystemen können schrittweise zu dem Lebensstil zurückkehren, den sie vor dem Eingriff hatten. Ihre Lebensqualität schätzen sie danach sogar höher ein als zuvor und bemerken, dass sie wieder belastbarer sind.

    Generell sind Arbeit, gewöhnliche Hobbys, sexuelle Kontakte, Sport und Reisen mit einem implantierbaren System ohne Probleme möglich.

    Lesen Sie dazu: Leben mit implantierten Therapiesystemen

    Überwachung des Herzens via App

    Mittels einiger der sogenannten Smart-Watches oder mit dem Handy kann seit einigen Jahren auch der Herzrhythmus analysiert werden. Durch einen Algorithmus soll so Vorhofflimmern erkannt werden und die Benutzer des Geräts – insbesondere diejenigen, die bisher nichts von einem Vorhofflimmern wussten – gewarnt werden. Allerdings können diese Anwendungen den Herzrhythmus auch falsch interpretieren, sie ersetzen also nicht den Arzt bzw. die Ärztin. Lassen Sie Beschwerden immer von Fachleuten abklären!  

     

  • Über diesen Artikel

    Autor:Redaktion

    Aktualisierung: 08.04.2021 /  Katrin Repkow

    Literatur: 

    • Hindricks G et al. 2020 ESC Guidelines for the diagnosis and management of atrial fibrillation developed incollaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). European Heart Journal (2020)42, 373-498.

    Bildnachweise: 

    • Titelbild © Monkey Business / fotolia.com
    • Illustration Vorhofflimmern EKG © 2012 Boston Scientific
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