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Verschluss des Vorhofohrs: Verhütung des Schlaganfalls bei Vorhofflimmern

Bei Vorhofflimmern können sich – meist im linken Vorhofohr – Blutgerinnsel bilden. Das mit der Gerinnselbildung verbundene Risiko eines Schlaganfalls kann durch den Verschluss des linken Vorhofohrs mit einem Miniaturschirm verringert werden.

  • Prinzip/Einsatzgebiete

    Im linken Herzvorhofohr können sich bei Vorhofflimmern Blutgerinnsel bilden, die einen Schlaganfall verursachen können.Vorhofflimmern ist an sich nicht lebensbedrohlich, der Herzschlag kann durch Medikamente gut beeinflusst werden. Da sich die Herzvorhöfe jedoch nicht richtig zusammenziehen, nimmt die Fließgeschwindigkeit des Blutes ab und es besteht die Gefahr der Bildung eines Blutgerinnsels – am häufigsten in einer beutelförmigen Verlängerung des linken Herzvorhofs, die als linkes Herz-Vorhofohr bezeichnet wird (siehe Abbildung).

    Solche Blutgerinnsel können sich von der Gefäßwand lösen, über den Kreislauf zum Gehirn gelangen, dort ein kleineres Blutgefäß verstopfen und einen Schlaganfall auslösen. Schätzungen zufolge stehen bis zu 20 % aller Schlaganfälle im Zusammenhang mit Vorhofflimmern.

    Blutgerinnungshemmende Medikamente

    Zur Behandlung werden vor allem Medikamente eingesetzt, die die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen und damit die Bildung von Gerinnseln verhindern. Allerdings vertragen Patienten die Behandlung oft nicht gut, die Wirksamkeit schwankt und es sind häufig lästige Blutuntersuchungen erforderlich.

    Bis zur Hälfte der Patienten erhält oder nimmt ihr gerinnungshemmendes Medikament nicht in einer Dosierung, mit der ein Schlaganfall verhindert und/oder Komplikationen – in erster Linie Blutungen – vermieden werden(1).

    Viele Patienten werden daher langfristig mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten behandelt, obwohl sie eigentlich dafür nicht in Frage kommen(2).

    Mechanischer Schutz vor Blutgerinnsel und Schlaganfall

    Inzwischen gibt es für bestimmte Patienten mit Vorhofflimmern, die gerinnungshemmende Medikamente nicht vertragen oder bei denen die Medikamente keinen ausreichenden Schutz bieten, eine mechanische Alternative.

    Da sich Blutgerinnsel meist im linken Vorhofohr bilden, kann das Risiko eines Schlaganfalls vermindert werden, indem man das linke Vorhofohr verschließt. Damit wird möglicherweise auch eine langfristige gerinnungshemmende Behandlung überflüssig.

    Hierbei handelt es sich um ein System mit einem Miniaturschirm (einem sogenannten Vorhofohr-Okkluder, englisch: LAA-Occluder), das mithilfe eines Katheterverfahrens im Bereich des linken Vorhofohrs verankert wird und dieses verschließt. 

    Zwei dieser Implantate, die in Deutschland eingesetzt werden, sind das Watchman-Implantat und der Amplatzer-Verschluss. Beim Watchman-Implantat handelt es sich um ein Draht-Schirmchen, das mit einem textilartigen Polyestergewebe überzogen ist. Der Amplatzer-Verschluss ist ähnlich aufgebaut, hat aber eine andere Form.

  • Ablauf des Eingriffs

    Das Implantat zum Verschluss des linken Vorhofohrs ist eine mechanische Alternative zur oralen Antikoagulation bei Patienten mit Vorhofflimmern, das nicht von der Herzklappe ausgeht.

    Das Vorhofohr-Verschlusssystem besteht aus einem flexiblen Rahmen mit Gewebebespannung und Fixierungsankern. Da die Größe des Herzens und des Herzohres individuell verschieden ist, gibt es das System in verschiedenen Größen. Der Arzt wählt zuerst den jeweils genau passenden Schirm für seinen Patienten aus. Hierzu wird die Größe des Herzohres mit Röntgen- oder Ultraschallaufnahmen ausgemessen.

    Der Miniaturschirm befindet sich zusammengefaltet in einem Katheter. Der Katheter ist ein biegsamer, dünner Kunststoffschlauch. Dieser wird durch die Leiste eingeführt und über die Körpervene, den rechten Vorhof und den linken Vorhof bis zum Herzohr geschoben. Die Behandlung dauert ungefähr eine Stunde und findet meistens unter Sedierung statt. Auf den Monitoren im Herzkatheterlabor kann der Arzt die Position des Katheters ständig kontrollieren.

    Im Herzohr angekommen, faltet sich der Schirm selbstständig auf und verankert sich im Gewebe. Seine Oberfläche besteht aus einem Polyesterschirm. Dieser kann Blutgerinnsel abfangen, die sich möglicherweise im Herzohr bilden.

    Sobald der Schirm an der richtigen Stelle befestigt ist, wird der Katheter entfernt, die Einführöffnung in der Leiste wird verschlossen und mit einem Druckverband versorgt. Der Patient bzw. die Patientin muss noch einige Stunden flach liegen und kann in der Regel das Krankenhaus am Tag nach dem Eingriff verlassen.

     

  • Nachsorge

    Damit sich kein größerer Bluterguss an der Eintrittsstelle des Katheters bildet, sollten die Patienten für die nächsten 5 Tage schwere körperliche Anstrengungen vermeiden.

    Das Herzgewebe benötigt für die Heilung mindestens 6 bis 12 Wochen. Danach ist der Okkluder mit Herzgewebe überwachsen. In dieser Zeit muss ein Medikament zur Blutverdünnung sowie Acetylsalicylsäure weiter eingenommen werden. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin kann Ihnen auch ein Antibiotikum verschreiben, um eine Infektion nach dem Eingriff zu verhindern. Nach 6 bis 12 Wochen werden Untersuchungen durchgeführt, um das Vorhofohr-Verschlusssystem zu überprüfen. Jetzt kann eventuell Ihr Medikament zur Blutverdünnung abgesetzt werden. Acetylsalicylsäure wird in der Regel weiterhin verschrieben.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell​​​​​​​
    Aktualisierung: 18.11.2022 / 05.06.2023 Dr. Ralf Birkemeyer

    Literatur:

    • Connelly SJ, et al. Benefit of oral anticoagulant over antiplatelet therapy in atrial fibrillation depends on the quality of international normalized ratio control achieved by centers and countries as measured by time in therapeutic range. Circulation. 2008;118:2029-2037.
    • Waldo AL, et al for the NABOR Steering Committee. Hospitalized patients with atrial fibrillation and a high risk of stroke are not being provided with adequate anticoagulation. J Am Coll Cardiol. 2005;46:1729-1736.

    Bildnachweise:

    • Titelbild © Eraxion / istockphoto.com
    • Illustrationen © 2012 Boston Scientific Corporation or its affiliates.