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Auffallend blasse Haut: möglicher Hinweis auf eine Anämie

Viele Menschen sind von Natur aus blass; sie gehören zum keltischen Typ oder kommen zu selten an die Sonne – sie haben weniger bräunende Pigmente in der Haut. Das sind die mit Abstand häufigsten Gründe für Blässe. Oft genügen ein paar Stunden an der frischen Luft, um einen gesund wirkenden, rosigen Teint zu bekommen.

Eine ausgesprochene Bleichheit, die nicht auf einen Pigmentmangel zurückgeht, hat mit einer geringeren Durchblutung der Haut zu tun. Mediziner sprechen bei Blässe von einem „anämischen Zustand“.

Dieser kann sehr kurzfristig auftreten (z. B. starkes Erschrecken, Kälte) oder sich über Tage oder Wochen hinziehen (z. B. Erkältungen, Unwohlsein, besondere Lebensphasen). Auch in diesen Fällen ist Blässe kein besonderes Warnsignal. Aufmerksam sollte man werden, wenn der Zustand chronisch ist, dann kann er z. B. auf Mangelernährung, zu niedrigen Blutdruck oder eine Blutkrankheiten (die eigentliche Anämie) hindeuten.

Werden nur einzelne Bereiche der Haut blass, liegt möglicherweise eine lokale Störung der Blutversorgung vor. Das sollte man ebenfalls nicht ignorieren.

  • Was ist eine Anämie?

    Das deutsche Wort Blutarmut führt ein wenig in die Irre: Bei einer Anämie hat der Betroffene in der Regel nicht zu wenig Blut, sondern zu wenig roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) im Kreislauf oder einen zu geringen Anteil roter Blutkörperchen im Verhältnis zum gesamten Blutvolumen. Da Hämoglobin den lebenswichtigen Sauerstoff durch den Körper transportiert, kommt es bei einer Anämie zu einer Unterversorgung der Organe. Eine Anämie kann den gesamten Körper oder einzelne Organe betreffen.

  • Arten von Anämie

    Eine Anämie kann verschiedene Ursachen haben: Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten)

    • … enthalten zu wenig Hämoglobin, weil sie zu klein oder deformiert sind.
    • … sind groß genug, es gibt aber zu wenige im Blutkreislauf,
      • weil sie zu früh in der Milz abgebaut werden,
      • weil zu wenige gebildet werden,
      • weil sie zerstört werden,
      • weil es einen Blutverlust gibt.
    • … sind im Körper ungleichmäßig verteilt, sodass nicht alle Organe gleichgut versorgt werden.
  • Ursachen von Anämien

    Der Prozess der Blutbildung im Knochenmark ist sehr komplex. Neben einer Funktionsstörung des Knochenmarks kann zum Beispiel ein Mangel an Eisen, Folsäure oder B12 die Blutbildung beeinträchtigen. Diese Mangelzustände können durch die Ernährung bedingt sein, aber auch bei bestimmten Krankheiten auftreten, z. B. wird bei einer bestimmten Form der Magenschleimhautentzündung zu wenig Vitamin B12 aus der Nahrung aufgenommen (perniziöse Anämie).

    Auch bei einer Nierenfunktionsstörung kann eine Anämie auftreten; in diesem Fall wird in der Niere nicht genug von dem Hormon Erythropoetin produziert, das im Knochenmark die Bildung der roten Blutkörperchen anregt.

    Entzündungen, Infektionen und andere Erkrankungen können das blutbildende System beeinflussen. So ist eine Anämie nicht selten Begleiterscheinung unter anderem von bestimmten angeborenen Defekten, Krebs (z. B. Leukämie, aber auch vielen anderen Krebserkrankungen), Virusinfektionen oder Autoimmunerkrankungen.

    Innere und äußere Blutungen kommen als Ursache ebenso infrage (Blutungsanämie).

    Hämolytische Anämien werden durch einen zu schnellen Abbau roter Blutkörperchen oder ihren Zerfall bzw. ihre Zerstörung (Hämolyse), z. B. durch Chemikalien, Medikamente, Immunreaktionen, Infektionserreger (wie Malaria-Erreger) oder auch durch künstliche Herzklappen bewirkt.

  • Symptome bei Anämie

    Typische Symptome bei allen Anämieformen und -ursachen sind die Zeichen der Unterversorgung der Organe mit Sauerstoff:

    • Blasse Haut und Schleimhäute einschließlich der Lidbindehäute
    • Schwindel
    • Kopfschmerzen
    • Verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit
    • Atemnot (Dyspnoe) bei Belastung, bei fortgeschrittener Anämie auch in Ruhe
    • Herzklopfen und Ohrensausen

    Je nach Ursache der Anämie können folgende Symptome dazukommen:

    • Bei Eisenmangel: brüchige Haare und Nägel, entzündete Schleimhäute (z. B. im Mundwinkel)
    • Bei Vitamin-B12-Mangel: Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Gewichtsverlust, Gedächtnisprobleme, rote, glatte Zunge (sogenannte Lackzunge)
    • Bei inneren Blutungen: schwarzer Stuhl (Teerstuhl oder Meläna) oder rotes Blut im Stuhl oder Urin, Kreislaufzusammenbruch, niedriger Blutdruck, hohe Herzfrequenz
    • Bei hämolytischer Anämie: Gelbsucht (Ikterus) mit gelb verfärbter Haut sowie gelblicher Färbung des Auges.

Wann sollten Sie zum Arzt gehen?

Blass zu sein, ist in der Regel nichts, worüber man sich sorgen muss. Zusammen mit anderen Symptomen kann Blässe aber ein Indiz für gesundheitliche Probleme sein. Lassen Sie das Problem abklären,

  • wenn Sie über längere Zeit bleich sind, ohne dass Sie einen Grund dafür erkennen
  • wenn Sie immer wieder ohne erkennbaren Grund anfallsartig blass werden
  • wenn bestimmte Körperbereiche blass sind und/oder schmerzen
  • wenn Sie sich unwohl, müde oder abgeschlagen fühlen oder oft frieren
  • wenn Ihr Puls schnell ist, Sie Atemprobleme haben oder Ihr Kreislauf schwach ist
  • wenn Sie Schwindel verspüren oder es zu einer Ohnmacht gekommen ist
  • wenn Sie Magen-Darm-Probleme bzw. Bauchschmerzen haben
  • wenn Sie eine Verfärbung von Stuhl oder Harn bemerken

Notfall: 112 rufen!

Ein Notfall liegt bei einem Kreislaufschock vor. In diesem Fall tritt die Blässe fast schlagartig auf. Wenn sich Ohrläppchen, Lippen und Fingernägel bläulich-grau verfärben, zeigt das Sauerstoffmangel an. Außerdem kann sich ein Schock durch eine flache, schnelle Atmung, Atemnot, einen sehr schnellen Puls, Schwäche, Zittern Unruhe oder/und Übelkeit äußern. Es drohen Kreislaufversagen und Tod.

  • Untersuchungen und Therapien

    Bei der Vielfalt der möglichen Ursachen für Blässe bzw. Anämie sind für die Ärztin bzw. den Arzt vor allem die weiteren Symptome wichtig. Auch die Lebensumstände (Ernährung, Bewegung, Lebens- und Arbeitssituation) können von Bedeutung sein. Neben dem Aussehen der Haut und der Schleimhäute bestimmt der Arzt z. B. den Blutdruck und testet den Puls. Es können Laboruntersuchungen des Blutes nötig sein, gegebenenfalls endoskopische Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes oder bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall oder MRT. Je nachdem, auf welchen Ursachenkreis Anamnese und Untersuchungen hinweisen, werden Fachärzte zu Rate gezogen, die ihrerseits spezielle Verfahren anwenden.

    Auch die Therapie richtet sich nach der Ursache. Ist die Blässe z. B. eine Folge von zu niedrigem Blutdruck, kann Sport helfen. In einfachen Fällen von Anämie genügen allgemeine Maßnahmen wie eine vollwertige Ernährung bzw. Eisen- oder Vitaminpräpate. In anderen Fällen sind operative Eingriffe (z. B. bei inneren Blutungen) oder andere weiterreichende Therapien nötig, um die Ursache der Anämie zu beheben