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Claudicatio intermittens – Schmerzen in den Beinen beim Gehen

Unter einer Claudicatio intermittens (lat. für „zeitweiliges Hinken“) werden belastungsabhängige Schmerzen in den Beinen verstanden. Die Schmerzen entstehen durch eine gestörte Durchblutung der Muskeln und führen insbesondere bei längerem Gehen, in schweren Fällen auch in Ruhe, zu brennenden und ziehenden Schmerzen der Muskulatur. Typischerweise müssen betroffene Personen nach einer gewissen Gehstrecke schmerzbedingt stehenbleiben und eine kurze Erholungspause einlegen, bevor sie weitergehen können. Da es für Außenstehende den Eindruck macht, als würde der Betroffene vor jedem Schaufenster stehen bleiben, wird die Erkrankung im Volksmund auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet. 

  • Ursache

    Eine Claudicatio intermittens wird durch Verengungen der Becken- und Beinschlagadern (Arterien) verursacht, die sogenannte periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Diese Verengungen führen dazu, dass die Arterien die Muskulatur nur eingeschränkt mit Sauerstoff versorgen können. Wird die Muskulatur durch Bewegung vermehrt beansprucht, steigt der Sauerstoffbedarf der Muskulatur. Diesem gesteigerten Bedarf kann die eingeschränkte Durchblutung nicht nachkommen, die Muskulatur wird mit Sauerstoff unterversorgt und schmerzt. Ursache der Durchblutungsstörung ist die Atherosklerose: Hierbei lagern sich Fett, Thromben, Bindegewebe und Kalk in den Wänden der Blutgefäße ab, die sich verhärten und verengen. ­

    Ein besonders wichtiger Risikofaktor ist neben einem Diabetes mellitus, einem Bluthochdruck und einem erhöhten Blutfettspiegel, das Rauchen.

  • Ort und Schwere der Schmerzen

    Obwohl eine pAVK eine häufige Erkrankung ist – in Deutschland ist jede fünfte Person über 70 Jahre betroffen und rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser Erkrankung – hat nur rund ein Viertel der Patientinnen und Patienten die typischen Beschwerden einer Claudicatio intermittens.

    Je nachdem, welches Blutgefäß wo betroffen ist, können die charakteristischen Schmerzen unterhalb der Verengung auftreten:
     

    Wo ist die Arterie verengt? Wo sind die Schmerzen?
    Beckenbereich Gesäß, Becken, Oberschenkel, ggf. Impotenz, Unterschenkel
    Oberschenkelbereich Unterschenkel
    Unterschenkelbereich Fuß

    Zudem kann bei fortschreitender Verengung auch ein kompletter Gefäßverschluss auftreten. In diesem Fall können die Schmerzen bereits in Ruhe auftreten, d. h. ohne dass der Betroffene eine bestimmte Strecke gehen muss. Darüber hinaus kommt es bei einer dauerhaften Minderdurchblutung zu Veränderungen der Haut sowie der Hautanhangsgebilde (Haare, Nägel). Durch die schlechte Blutversorgung können zudem Wunden schlechter abheilen und das Risiko für ein offenes Beingeschwür steigt.

    Kommt es zu einem plötzlichen kompletten Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel (mögliche Anzeichen: Hautblässe, kalte Hauttemperatur, fehlender Fußpuls, Missempfindungen bis Taubheit der betroffenen Gliedmaße, stärkste Schmerzen), ist dies ein absoluter medizinischer Notfall, da sonst ein Abstreben des Beines/Fußes droht.

    Außerdem ist auch das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle bei einer pAVK erhöht.
    Der Arzt oder die Ärztin beurteilt den Schweregrad der pAVK unter anderem anhand der Länge der Gehstrecke, die schmerzfrei bewältigt werden kann, und weiteren Beschwerden.

  • Untersuchungen

    Anamnese und klinische Untersuchung

    Bereits die Schilderung der Beschwerden im ärztlichen Gespräch kann Hinweise auf das Vorliegen einer Claudicatio intermittens und einer pAVK liefern. Bei der körperlichen Untersuchung werden die Temperatur der betroffenen Extremität und die Fußpulse erfasst, ebenso Veränderungen von Nägeln und Haaren. Für eine pAVK sprechen abgeschwächte oder fehlende Fußpulse sowie eine kalte, blass verfärbte Extremität mit gestörtem Haar- und Nagelwuchs. Zudem kann eine vergleichende Dopplerdruckmessung an Armen und Beinen Aufschluss über das Vorliegen einer pAVK geben. Normalerweise ist der Blutdruck an den Beinen gleich oder leicht höher als an den Armen, bei einer pAVK ist dieses Verhältnis umgekehrt (Index < 0,9). Dieser Index wird als der Knöchel-Arm-Index bezeichet.

    Weitere Diagnostik

    Weitere Untersuchungen liefern Informationen über den Ort und das Ausmaß der Verengung. Hierbei kommen folgende Verfahren zur Anwendung:

    • Farbkodierte Duplexsonographie (FKDS): schmerzlose Ultraschall-Untersuchung
      • Kombination der Darstellung des Gewebes und der farbigen Darstellung des Blutflusses sowie der Fließgeschwindigkeit des Blutes in den Gefäßen mittels Ultraschall. 
      • Die Duplexsonographie ist die Methode der ersten Wahl zur Abklärung einer Gefäßverengung.
    • Angiographie: Radiologische Darstellung der Gefäße nach Gabe eines Kontrastmittels. Eine Angiographie ermöglicht die Beurteilung der Durchblutungssituation, von Gefäß-Engpässen und Umgehungskreisläufen (Kollaterale). Sofern es notwendig sein sollte, kann das verengte Blutgefäß in der gleichen Sitzung aufgeweitet werden (Endovaskuläre Therapie).
      • CT-Angiographie: Radiologische Darstellung mittels Computertomogramm (CT)
      • MR-Angiographie: Radiologische Darstellung mittels Kernspintomographie (Magnetresonanztomografie; MRT)
      • Digitale Subtraktionsangiographie: Spezielles Röntgenverfahren. Direkte Injektion von Kontrastmittel in die betroffenen Blutgefäße über einen Katheter mit gleichzeitiger computergestützter Bildverarbeitung zur Entfernung von störenden Bildelementen (Subtraktion). Diese Methode wird meistens mit einem gefäßeröffenden Eingriff verbunden.