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Erektile Dysfunktion

Jeder dritte 60- bis 69-jährige Mann ist von einer erektilen Dysfunktion betroffen. Was viele nicht wissen: Die Erektionsstörung kann ein Vorbote für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein.

  • Was ist eine erektile Dysfunktion?

    Kann ein Mann länger als 6 Monate keine Erektion bekommen oder aufrechterhalten, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht, besteht eine erektile Dysfunktion. Eine solche Erektionsstörung kann sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen sowie des Lebenspartners auswirken.

    Mit steigendem Lebensalter wird die erektile Dysfunktion häufiger. Eine Untersuchung der Universität Köln im Jahr 2000 zeigte, dass 10 % der 40- bis 49-jährigen Männer von erektiler Dysfunktion betroffen sind. Diese Zahl steigt rapide mit dem Lebensalter: Unter den 60- bis 69-Jährigen ist jeder dritte Mann betroffen und bei den 70- bis 80-Jährigen ist mehr als jeder zweite Mann betroffen.

    Bei der Mehrzahl der Betroffenen finden sich körperliche Ursachen für die Erektionsstörung. Besonders häufig von einer erektilen Dysfunktion betroffen sind Männer mit bestimmten Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen und Bluthochdruck. Eine rein psychische Ursache findet sich vor allem bei jüngeren Männern.

    Arztbesuch dringend angeraten

    Auch wenn das Thema Erektionsstörung häufig schambehaftet ist, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen. Häufig ist eine erfolgreiche Therapie mit einem sogenannten Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) möglich.

    Außerdem kann eine erektile Dysfunktion ein wichtiger Warnhinweis für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Die erektile Dysfunktion entsteht nämlich häufig aufgrund einer „Verkalkung“ (Atherosklerose) der Blutgefäße, die den Penis mit Blut versorgen. Die Atherosklerose kann aber auch an anderen Stellen im Körper auftreten. Sind z. B. die Blutgefäße, die das Herz und das Gehirn versorgen, betroffen, droht im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Solche gravierenden Folgen können oft vermieden werden, wenn die Atherosklerose rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

  • Ursachen

    Es gibt viele verschiedene Ursachen der erektilen Dysfunktion. Häufig kommt es zu einem Zusammenspiel mehrerer auslösender Faktoren. In den meisten Fällen sind körperliche Ursachen für eine erektilen Dysfunktion verantwortlich. Atherosklerose, Diabetes und Medikamentennebenwirkungen spielen bei mehr als 80 % der älteren Betroffenen eine Rolle. Am häufigsten liegt eine Störung der Penisdurchblutung vor. Sind die den Penis versorgenden Arterien von Atherosklerose betroffen, kommt zu wenig Blut im Penis an. Auch wenn das Blut zu schnell über die versorgenden Venen wieder abfließt, ist eine befriedigende Erektion nicht möglich.

    Atherosklerose

    Eine häufige Ursache für eine erektile Dysfunktion ist eine Atherosklerose (Arterienverkalkung) der Blutgefäße, die den Penis mit Blut versorgen. Es gibt viele Risikofaktoren, die die Entstehung einer Atherosklerose begünstigen. Die wichtigsten sind

    Häufig ist eine erektile Dysfunktion das erste Warnzeichen, dass eine Atherosklerose vorliegt. Da eine solche Arterienverkalkung zu schwerwiegenden Folgen wie einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall haben kann, ist eine Behandlung der Atherosklerose sehr wichtig.

    Diabetes

    Patienten, die an Diabetes erkrankt sind, haben eine erhöhtes Risiko, eine erektile Dysfunktion zu entwickeln. Man geht davon aus, dass 35-75 % der Patienten mit Diabetes unter Erektionsstörungen leiden. Hierbei spielen zwei Faktoren zusammen: Die chronisch erhöhten Blutzuckerwerte greifen die Nerven an. Diese Nervenschädigungen führen dazu, dass der Penis nicht mehr wie gewohnt auf sexuelle Reize reagieren kann. Außerdem schädigen die hohen Blutzuckerwerte die Gefäßwände und erhöhen damit das Atherosklerose-Risiko.

    Medikamentennebenwirkungen

    Bei jedem vierten Mann, der sich in der Allgemeinarztpraxis mit erektiler Dysfunktion vorstellt, stecken Medikamentennebenwirkungen hinter der Erektionsstörung. Zu den Medikamenten, bei denen Erektionsprobleme als Nebenwirkungen auftreten können, gehören z. B. Medikamente gegen Bluthochdruck (z. B. Betablocker), entwässernde Medikamente, Medikamente zur Senkung der Blutfette oder Medikamente, die zur Behandlung einer Depression eingesetzt werden.

    Wird die Ursache der Erektionsstörung in einer Medikamentennebenwirkung vermutet, muss Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden. Medikamente sollten nie eigenmächtig abgesetzt oder ausgetauscht werden. Nur der behandelnde Arzt kann eine medizinische Einschätzung geben und eventuell auf ein anderes Präparat umstellen.

    Testosteronmangel

    Das männliche Geschlechtshormon Testosteron spielt eine wichtige Rolle für eine befriedigende Erektion. In manchen Fällen können erniedrigte Testosteronspiegel im Blut die Ursache von Erektionsstörungen sein.

    Erkrankungen und Verletzungen von Nerven

    Intakte Nervenbahnen — vom Gehirn über das Rückenmark hin zum Penis — sind eine Grundvoraussetzung dafür, dass eine Erektion zustande kommt. Daher können Bandscheibenvorfälle sowie Verletzungen oder Operationen im Beckenraum wie z. B. nach Prostatakrebs zu Erektionsstörungen führen. Das gleiche gilt für Operationen oder Verletzungen im Bereich des Rückenmarks. Schäden an den peripheren Nerven können durch Diabetes oder einen chronischen Alkoholmissbrauch entstehen. Auch Krankheiten, die das zentrale Nervensystem betreffen, wie Multiple Sklerose oder ein Morbus Parkinson, können Erektionsstörungen verursachen.

    Psychische Ursachen

    Eine rein psychische Ursache kommt vor allem bei jungen Männern vor. Viel häufiger ist es, dass sich zu einer körperlichen Ursache psychische Probleme hinzugesellen. Aber auch psychische Erkrankungen wie Depression oder Angsterkrankungen können eine erektile Dysfunktion begünstigen.

  • Diagnose

    Männer mit Erektionsproblemen sollten sich an Ihren Hausarzt oder Urologen wenden. Um sich ein genaues Bild der Erektionsstörung zu verschaffen, stellt der Arzt Fragen zum Sexualleben des Patienten. Hierzu werden oft standardisierte Fragebögen verwendet. Auch stellt der Arzt die Frage nach nächtlichen oder morgendlichen Spontanerektionen. Häufig kann es hilfreich sein, wenn der Partner beim Arztbesuch dabei ist und vom Arzt zu den Symptomen befragt werden kann. Im Weiteren erfragt der Arzt mögliche Ursachen wie zurückliegende Operationen im Beckenbereich, Bandscheibenvorfälle, Bluthochdruck oder Diabetes. Da häufig Medikamentennebenwirkungen hinter der Erektionsproblemen stecken, erkundigt sich der Arzt nach regelmäßig eingenommenen Medikamenten.

    Körperliche Untersuchung

    In der körperlichen Untersuchung werden die Geschlechtsorgane und die Prostata nach etwaigen Auffälligkeiten untersucht. Da Erektionsstörungen häufig durch Durchblutungsstörungen verursacht werden, untersucht der Arzt die Pulse an Armen und Beinen. Auch wird der Blutdruck gemessen, da ein Bluthochdruck einen Risikofaktor für die Entstehung einer erektilen Dysfunktion darstellt. In einer Blutuntersuchung werden u. a. der Blutzuckerspiegel, die Blutfette, Leber- und Nierenwerte und die Sexualhormone Testosteron und Prolaktin gemessen. Da eine erektile Dysfunktion ein häufiger Vorbote einer koronaren Herzkrankheit ist, kann ein Belastungs-EKG Aufschluss darüber geben, ob eine koronare Herzerkrankung vorliegt. In manchen Fällen wird darüber hinaus noch eine Gefäßuntersuchung am Penis oder eine neurologische Untersuchung durchgeführt.

  • Behandlung

    Ursache behandeln

    Steckt hinter der erektilen Dysfunktion eine körperliche Ursache wie z. B. Diabetes, sollte diese behandelt werden. Da auch ein Bluthochdruck und erhöhte Blutfette Risikofaktoren für die Entstehung einer erektilen Dysfunktion sind, ist es von höchster Wichtigkeit, diese ausreichend zu behandeln. Auch ein gesunder Lebensstil mit einer Reduktion oder Verzicht von Nikotin und Alkohol ist in der Behandlung der Erektionsstörung grundlegend. Bei einem Testosteronmangel kann nach einer ausführlichen Untersuchung verschiedener Hormone eine Testosterongabe erfolgen. Sind es Medikamentennebenwirkungen, die die Erektionsprobleme verursachen, wird der behandelnde Arzt nach medizinischer Abwägung ggf. auf ein anderes Präparat umstellen.

    Behandlung mit Medikamenten

    Sind die Ursachen der erektilen Dysfunktion geklärt und ausreichend behandelt, kann in einem weiteren Schritt eine medikamentöse Therapie erfolgen. Hier kommen vor allem sogenannte Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) zum Einsatz. Diese führen eine Erektion herbei, indem sie die Blutgefäße, die die Schwellkörper des Penis versorgen, entspannen und damit den Bluteinfluss fördern. Beispiele für PDE-5-Hemmer sind Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil. Häufige vorübergehende Nebenwirkungen dieser Arzneimittel sind Sehstörungen, Gesichtsrötung, eine verstopfte Nase und Kopfschmerzen.

     

    Wichtig zu wissen ist, dass die PDE-5-Hemmer bei einigen Patienten nicht eingesetzt werden dürfen. Dazu gehören u. a. Patienten mit schweren Herz-Kreislauferkrankungen, starken Leberfunktionsstörungen oder Blutgerinnungsstörungen. Nach einem Herzinfarkt oder Schlafanfall muss mindestens 6 Monate abgewartet werden, bis die Einnahme unter bestimmten Bedingungen erfolgen kann. Patienten, die Nitrate zur notfallmäßigen Behandlung einer Angina Pectoris einnehmen, dürfen keine PDE-5-Hemmer einnehmen, um einen gefährlichen Blutdruckabfall zu vermeiden. Auch bei der Einnahme bestimmter anderer Medikamente oder bei bestimmten Augenerkrankungen dürfen keine PDE-5-Hemmer verabreicht werden.

    Weitere Behandlungsverfahren

    Bei Patienten, bei denen Medikamente nicht wirken oder nicht eingesetzt werden können, stehen weitere Behandlungsmöglichkeiten wie die Anwendung von Medikamenten direkt am Penis, Vakuum-Erektionspumpen sowie operative Verfahren zur Verfügung.