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Fatigue – mehr als nur bloße Müdigkeit

Müdigkeit nach zu wenig Schlaf oder bei großer Anstrengung kennt jeder. Wenn man jedoch ständig müde oder erschöpft ist, obwohl man eigentlich genug schläft und sich genügend Ruhepausen gönnt, kann mehr dahinterstecken – die sogenannte Fatigue. Von einer Fatigue spricht man, wenn man sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch erschöpft fühlt. Der Begriff Fatigue stammt vom lateinischen Wort fatigatio, das wörtlich übersetzt „Ermüdung“ bedeutet. Auch im englischen und französischen Sprachgebrauch wird das Wort „fatigue“ mit der Bedeutung „Müdigkeit, Erschöpfung“ verwendet.

Keine Besserung durch Ruhe

Menschen, die unter Fatigue leiden, fallen normale Alltagsaktivitäten sehr schwer. Sie leiden unter Leistungsminderung. Bereits das Zähneputzen oder das Aufstehen aus dem Bett kann in schweren Fällen nicht mehr möglich sein. Diese Betroffenen sind auf Hilfe durch andere angewiesen. Fatigue kann man von reiner Müdigkeit oder Erschöpfung vor allem dadurch unterscheiden, dass Ruhephasen keine Linderung verschaffen.

  • Mögliche Ursachen

    Fatigue kann viele Ursachen haben. Besonders häufig leiden Menschen mit Krebserkrankungen, Multipler Sklerose, Rheuma und Parkinson unter einer chronischen Erschöpfung. Weitere mögliche Ursachen sind Anämie (Blutarmut), Eisenmangel, Diabetes, chronische Nierenschwäche, Schilddrüsenfunktionsstörung und eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Außerdem kann auch zu wenig Bewegung Müdigkeit verursachen. Hierbei ist die Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten, besonders groß. Denn durch die Müdigkeit, fällt es schwer, sich zu bewegen, die Muskeln bauen sich ab, der Betroffene ist noch erschöpfter, bewegt sich dadurch noch weniger und wird so noch müder.

    Fatigue bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

    Auch bei verschiedenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann Fatigue auftreten. Allgemein kann eine zunehmende Leistungsminderung ein Alarmzeichen für eine sich verschlechternde Herzleistung sein.

    Suchen Sie Ihren Arzt auf, wenn Ihnen normale Alltagsaktivitäten trotz ausreichender Ruhezeiten schwerfallen!

    Zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen Leistungsminderung oder Erschöpfung als Symptom auftreten können, gehören:

    Umgekehrt können auch Menschen, bei denen die Fatigue kein Symptom einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist, Herz-Kreislauf-Probleme bekommen. Denn viele Betroffene von chronischer Müdigkeit leiden unter Depressionen. Und die Forschung hat in den vergangenen Jahren herausgefunden, dass eine Depression das Risiko für die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöht.

    Weitere Ursachen: Medikamente, Suchtmittel und Umwelteinflüsse

    Neben den Erkrankungen können auch verschiedene Medikamente zu chronischer Müdigkeit führen. Dazu zählen Antiallergika, blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Betäubungsmittel (Opiate). Zudem können einige Medikamente, die für die Behandlung von Krebs, Parkinson und Multipler Sklerose verschrieben und eingenommen werden, als Nebenwirkung Fatigue verursachen.

    Suchtmittel, allen voran Alkohol, können ebenfalls für Müdigkeit verantwortlich sein. Und Umweltgifte wie Kohlenmonoxid, z. B. aus Gasöfen und Kohlenwasserstoffe, u. a. aus Klebstoffen, Holzschutzmitteln, Lösungs- und Reinigungsmittel sowie Insektiziden, können – v. a. wenn man ihnen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt ist – dazu führen, dass sich Menschen ständig erschöpft fühlen.

  • Untersuchungen

    Aufgrund der doch sehr breitgefächerten möglichen Ursachen wird der Arzt den Betroffenen zunächst ausführlich befragen. Wichtige Hinweise kann die Beantwortung der Fragen liefern, seit wann die Fatigue besteht, ob zeitgleich andere Beschwerden aufgetreten sind, welcher Beruf ausgeübt oder welche Freizeitaktivitäten unternommen werden, inwieweit die Müdigkeit die Alltagsaktivitäten beeinträchtigt und welche Medikamente eingenommen werden. Der Arzt wird zudem wissen wollen, wie stark der Betroffene den Erschöpfungszustand wahrnimmt und ob die Fatigue zu einer bestimmen Tageszeit schlimmer oder besser wird.

    Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung wird der Arzt u. a. Lymphknoten abtasten, den Puls und den Blutdruck messen und das Herz abhören. Bei Bedarf wird der Arzt weitere Untersuchungen einleiten, um der Ursache auf den Grund zu gehen, wie z. B.

    • Laboruntersuchungen, um Diabetes, Nierenprobleme, Schilddrüsenerkrankungen oder einen Herzinfarkt zu erkennen
    • Elektrokardiografie (EKG), um Hinweise auf eine Herzerkrankung abzuklären
    • Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiografie), um die Struktur und Funktion des Herzens zu überprüfen
    • Andere bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchung oder Magnetresonanztomografie, um die Größe und das Aussehen des Herzens beurteilen zu können
    • Schlafmedizinische Untersuchung, um Schlafstörungen diagnostizieren oder ausschließen zu können
  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion, Nicole Comtesse

    Erstellt: 29.7.2019

    Literatur:

    • Baum E, Donner-Banzhoff N, Maisel P.: „S3-Leitlinie Müdigkeit (2017)“, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Berlin (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-002.html, abgerufen am 26.7.2019)
    • Kuehl LK, Penninx BWJH, Otte C. Depression: „Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen“, Nervenarzt 2012;83:1379-1384

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