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Rehabilitation: Der Weg zurück in den Alltag

Ereignisse wie ein Herzinfarkt oder eine Herz-Bypass-OP können den Betroffenen gesundheitlich völlig aus der Bahn werfen. Hier helfen Reha-Maßnahmen, so gut wie möglich in den Alltag zurückzufinden.

Nach einer größeren Operation (z. B. Herz-Bypass) schließt sich in der Regel eine stationäre Rehabilitation an. Dabei bleibt der Patient bzw. die Patientin für einige Zeit rund um die Uhr unter ärztlicher Kontrolle, um gegebenenfalls sofort auf Komplikationen reagieren zu können. 

Ist eine so intensive Überwachung nicht (mehr) nötig, bietet sich eine ambulante Rehabilitation an. Das heißt, der bzw. die Betroffene lebt zu Hause im gewohnten Umfeld und sucht nur für die einzelnen Reha-Maßnahmen die Klinik auf. Voraussetzung dafür ist, dass die Patientin bzw. der Patient körperlich fit genug für die regelmäßigen Wege zur Reha-Einrichtung ist und zu Hause zurechtkommt. Eine räumliche Nähe von Einrichtung und Wohnung des Patienten ist dabei von großem Vorteil.

Für Patienten, die keine ständige Überwachung benötigen, bieten viele Rehakliniken auch die Möglichkeit, dass man für die Dauer der Reha in der Klinik wohnt und von dort aus zu den einzelnen Maßnahmen geht.

Rehabilitationsmaßnahmen können auch angezeigt sein, wenn es noch nicht zu einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder Ähnlichem gekommen ist. Bei starken Beschwerden oder einer Häufung von Risikofaktoren kann eine Reha Besserung bringen und die Gefahr eines lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Ereignisses senken.

  • Ziele und Inhalte der Rehabilitation

    Rehabilitationsmaßnahmen zielen auf drei Ebenen ab: 

    • Wiederherstellung der Gesundheit
    • Wiederherstellung die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft 
    • Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit und der Sicherung eines Erwerbseinkommens.

    Die konkreten Rehabilitationsmaßnahmen werden vom Arzt bzw. der Ärztin zusammengestellt – je nach Ausgangssituation (Herzinfarkt, Operation, chronische Herzkrankheit), individueller Belastbarkeit, allgemeinem Gesundheitszustand und persönlichen Risikofaktoren. Sie können medizinische, psychotherapeutische, soziale und auch beruflichen Leistungen umfassen.

    Körperliche Rehabilitation – Bewegungstherapie

    Ziel dieses Reha-Bereiches ist die Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Herzgesundheit des Patienten. Im Zentrum steht Ausdauertraining, aber auch leichtes Krafttraining kann nötig sein. Im Einzelnen können Gymnastikübungen, Schwimmen, Geh- und Lauftraining sowie Training auf dem Fahrradergometer auf dem Plan stehen. Meist werden auch Entspannungsübungen erlernt, die in Stresssituationen helfen können.

    Psychologische Betreuung

    Nicht selten leiden Patienten nach einem Herzinfarkt oder der Diagnose einer chronischen Herzkrankheit an Depressionen oder Angstzuständen. Diese können mit Hilfe von Psychologen behandelt werden. Auch für Patienten mit anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann es sinnvoll sein, das Erlebte unter psychologischer Begleitung zu verarbeiten. 

    Vorbereitung auf einen gesunden Alltag

    Wichtigster Teil der vorbeugenden Arbeit während einer Reha ist das Erlernen und Einüben einer gesunden Lebensweise. Grundlage dafür sind Informationen zu Zusammenhängen zwischen Lebensweise und Gesundheit. Darauf aufbauend helfen Tipps und Anweisungen, den Lebensstil zu ändern und Risikofaktoren zu vermindern.

    In der Regel ist eine Ernährungsberatung Kernstück dieser Maßnahmen. Oft können die Patienten in Lehrküchen die praktische Umsetzung einer herzgesunden Ernährung erlernen. 

    Welche sportlichen Betätigungen geeignet sind, erfahren die Patienten meist bereits während der körperlichen Rehabilitation. Im Alltag ist es wichtig, weiterhin aktiv zu bleiben: Dafür gibt es Tipps oder es werden konkrete Kontakte – zum Beispiel zu Kardiosportgruppen – angebahnt.

    Auch das Thema Raucherentwöhnung steht für Betroffene auf dem Reha-Programm. In manchen Einrichtungen gehören spezielle Kurse zum Angebot.

    Soziale und berufliche Rehabilitation

    Eine Herz-Kreislauf-Erkrankung kann zu großen Veränderungen im Alltag führen. Oft kehren die Patienten nach der Behandlung in die gewohnte Lebensumgebung zurück. Was aber, wenn die Wohnung im 5. Stock nicht mehr problemlos erreichbar ist oder das Autofahren nicht mehr möglich ist? Auch im Beruf können Änderungen nötig werden. Hierfür sieht der Gesetzgeber eine Reihe von möglichen Leistungen vor. Lassen Sie sich beraten!

  • Wie lange dauert die Reha?

    Wie lange eine Rehabilitation dauert, hängt natürlich vom vorausgehenden Ereignis ab. Auch die persönliche gesundheitliche Konstitution spielt eine Rolle. Stationäre Rehas sind meist für kürzere Zeiten ausgelegt als ambulante.

    Die Rehabilitation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird laut ärztlicher Leitlinie in drei Phasen eingeteilt:

    Phase I – Frühmobilisation

    Bereits im Krankenhaus werden die Patienten ermuntert, unter fachlicher Anleitung einfachste Bewegungen zu machen – ein paar Schritte gehen oder auf der Stelle treten zum Beispiel.

    Phase II – Rehabilitation

    Die als Anschlussheilbehandlung (AHB) oder Anschlussrehabilitation (AR) bezeichnete Phase erfolgt direkt nach dem Krankenhausaufenthalt. Sie dauert in der Regel 3 Wochen. Nach akutem Koronarsyndrom oder einer Bypass-Operation mit unkompliziertem Verlauf kann sie bereits nach einer Woche beginnen. 

    Phase III – Langzeitbehandlung

    Die lebenslange Nachsorge und Betreuung sollte am Wohnort in der Regel von niedergelassenen Ärzten erfolgen. Dabei geht es unter anderem um die Kontrolle der Risikofaktoren.

    Empfehlenswert ist – besonders nach einem Eingriff am Herzen – die Teilnahme an einer ambulanten Herzgruppe. Hier wird regelmäßiges körperliches Training gefördert und man bekommt Hilfe für nötige Änderungen des Lebensstils. 

    Zum Bereich der Langzeitbehandlung gehören auch weitere zeitlich begrenzte Rehabilitationen in einer darauf spezialisierten Einrichtung (ambulant oder stationär). Diese können nötig sein werden, wenn …

    • … Sie trotz Behandlung Beschwerden haben, die Sie in Ihrem Alltag einschränken;
    • … bei Ihnen viele Risikofaktoren vorliegen;
    • … Sie seelisch oder durch Ihr Umfeld stark belastet sind;
    • … Sie voraussichtlich bald berufs- oder erwerbsunfähig oder pflegebedürftig sind.
  • Wer bezahlt die Reha?

    Grundsätzlich steht jedem Patienten bzw. jeder Patientin mit einer chronischen Herzkrankheit oder einem Herzinfarkt eine Reha im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung zu. Dabei entscheidet der Arzt bzw. die Ärztin, inwieweit sie im individuellen Fall sinnvoll ist. Sprechen Sie ihn bzw. sie gegebenenfalls darauf an, denn eine Reha, egal ob ambulant oder stationär, hilft, einem weiteren Herz-Kreislauf-Notfall vorzubeugen.

    In jedem Fall müssen Reha-Maßnahmen beantragt werden. In Ihrer Arztpraxis kann man Ihnen bei der Wahl der zuständigen Stelle helfen, denn leider gibt es keinen zentralen Anlaufpunkt für diese Fragen. Medizinische Reha-Maßnahmen und -Leistungen zum Beispiel werden bei Patienten, die noch im Erwerbsleben stehen, von der Rentenversicherung bezahlt. Bei Altersruhegeld-Empfängern zahlt die Krankenversicherung. Für die berufliche und soziale Reha sind je nach konkretem Fall die Bundesagentur für Arbeit, Rentenversicherung, Sozialhilfe oder weitere Träger zuständig.

     

  • Wie finde ich die passende Klinik?

    Grundsätzlich haben Sie das Recht, eine für Sie geeignete Rehaklinik selbst auszusuchen. Sie sollten schon bei Ihrem Antrag einen entsprechenden Wunsch formulieren. 

    Eine Orientierung darüber, welche Kliniken für Sie geeignet sind, bekommen Sie im Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin, mit dem Sozialdienst im Krankenhaus, bei der Beratungsstelle des Rehabilitationsträgers oder im Internet. Neben der passenden Lage, dem Service und der Ausstattung der Klinik ist vor allem die zertifizierte Qualität der medizinisch-therapeutischen Leistungen wichtig. Und natürlich muss die Klinik überhaupt die für Sie nötigen Reha-Maßnahmen anbieten und einen Vertrag mit dem Rehabilitationsträgers haben.

  • Was kann ich selbst tun?

    Sie selbst haben einen großen Einfluss darauf, wie erfolgreich der Weg zurück in den Alltag ist. Eine Rehabilitationsmaßnahme unter fachlicher Anleitung ist ein wichtiger erster Schritt. Arbeiten Sie in den angebotenen Kursen und bei den Übungen bewusst mit. Ebenso wichtig ist die langfristige Therapietreue, das heißt unter anderem, dass Sie auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten achten.

    Werden Sie selbst aktiv! Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt, wie viel und welche Bewegung Ihnen guttut. Ideal ist z. B. die Teilnahme an einer Herzsportgruppe oder (je nach ärztlicher Empfehlung) andere regelmäßigen sportlichen Aktivitäten. Eine Selbsthilfegruppe bietet nicht nur Informationen und Anregungen, der Austausch mit anderen stärkt zudem das Netz sozialer Kontakte, das für das seelische Gleichgewicht wichtig ist.