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Funktionelle Herzbeschwerden

Herzbeschwerden gehören zu den häufigsten Beschwerden. Dabei liegen die Ursachen von Schmerzen in der Brust, Atemnot oder Herzrasen oft gar nicht am Herzen selbst begründet. Die sogenannten funktionellen Herzbeschwerden, die auch als nervöse Herzbeschwerden, Herzneurose, Herzangst oder Da-Costa-Syndrom bezeichnet werden, werden zu den Angststörungen gezählt. Es ist die Angst, dass das Herz krank sein könnte, die die Symptome auslöst.

  • Was sind funktionelle Herzbeschwerden?

    Bei funktionellen Herzbeschwerden leiden die Betroffenen unter Schmerzen in der Brust, einem Engegefühl, Herzrasen, Schweißausbrüchen und sie empfinden ein starkes Gefühl der Angst und Bedrohung. „Funktionell“ bedeutet, dass man für diese Beschwerden keine organischen Ursachen findet, das Herz als Organ nicht erkrankt ist. Häufig waren die Betroffen schon bei vielen verschiedenen Ärzten und haben eine Reihe von teils belastenden Untersuchungen sowie möglicherweise sogar Krankenhauseinweisungen hinter sich, bevor die Diagnose „funktionelle Herzbeschwerden“ gestellt wird.

    Früher dachte man übrigens, nur junge oder jüngere Menschen seien von funktionellen Herzbeschwerden betroffen. Doch inzwischen weiß man, dass auch ältere Patienten unter entsprechenden Beschwerden leiden.

  • Ursache der Herzangst

    Für funktionelle Beschwerden gibt es keine organische Ursache. Häufige Auslöser sind oft unbewusste Ängste, innere Konflikte und weitere psychische Belastungen, die sich einen Weg nach außen suchen und sich durch körperliche Beschwerden an den Organen bemerkbar machen. Bei den funktionellen Herzbeschwerden ist das Herz das Zielorgan.

    Häufig besteht bei den Patienten eine erhöhte Erregbarkeit des vegetativen Nervensystems, die sie körperliche und seelische Empfindungen stärker wahrnehmen lässt als andere Menschen. Sie sind im normalen Alltag oft nervös und wenig belastbar: Stress, Probleme oder veränderte Anforderungen im Leben bringen sie leichter aus dem Konzept. Auf belastende Lebensereignisse, wie zum Beispiel den Verlust eines nahestehenden Menschen, eine Trennung oder auch Ärger mit dem Chef und Kollegen, können sie schnell mit Herzbeschwerden reagieren. Funktionelle Herzbeschwerden können auch im Zusammenhang mit einer Depression, einer Angst- oder einer Panikstörung auftreten.

    Teufelskreis aus Angst und Herzbeschwerden

    Die Herzbeschwerden sind meist mit starker Angst verbunden. Daraus kann sich ein Teufelskreis entwickeln: Der Körper schüttet unter Angst Stresshormone aus, die Blutdruck und Herzfrequenz erhöhen. Ängstliche Patienten empfinden diese Reaktion aber nicht als normale körperliche Reaktion, sondern als etwas Bedrohliches, und ihre Angst steigert sich noch mehr.
     

  • Beschwerden beim Da-Costa-Syndrom

    Menschen, die an funktionellen Herzbeschwerden leiden, klagen über Schmerzen und/oder Stechen in der Brust, die in den Arm und die Schulter ausstrahlen können, und Herzrasen. Auch ein Gefühl der Brustenge kann hinzukommen, ebenso wie Atemnot und Schweißausbrüche.

    Die Herzbeschwerden treten oft attackenartig und ohne Ankündigung, quasi „aus dem Nichts“ auf und sind meist mit innerer Unruhe und starken Angstgefühlen – sogar mit Todesangst – verbunden.

    Wenn ein solcher Anfall vorüber ist, leben die Betroffenen ständig in Angst vor der nächsten „Herzattacke“. Typischerweise vermeiden viele jede körperliche Aktivität – aus Angst vor einer Verschlimmerung und um ihr Herz zu schonen. Diese Inaktivität kann die Beschwerden jedoch noch verstärken, weil durch mangelndes Training die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels abnimmt.

    Typisch: die Ärzteodyssee

    Wenn nach einem solchen „Herzanfall“ keine körperliche Ursache gefunden wird, fühlen sich die Betroffenen dadurch häufig kaum oder gar nicht besser, da sie ihre Beschwerden eindeutig dem Herzen zuordnen und sich nicht vorstellen oder die Vorstellung nicht zulassen können, dass sich durch die Herzbeschwerden die Psyche bemerkbar macht. Häufig suchen die Patienten dann einen Arzt nach dem anderen auf – in der Hoffnung, dass „man etwas findet“.
     

  • Diagnose: Organische Ursachen müssen ausgeschlossen werden

    Herzbeschwerden bedürfen immer einer sorgfältigen Diagnostik! Erst wenn durch geeignete Untersuchungen ausgeschlossen werden konnte, dass die Herzbeschwerden durch organische Ursachen bedingt sind, kann die Diagnose „funktionelle Herzbeschwerden“ als Ausschlussdiagnose gestellt werden. Ausgeschlossen werden müssen zum Beispiel:

  • Untersuchungen

    Um eine Ursache von Seiten des Herzens auszuschließen, wird die Ärztin bzw. der Arzt bei jemandem, der sich zum ersten Mal mit Herzbeschwerden vorstellt, zuerst eine sorgfältige körperliche Untersuchung durchführen. Sie bzw. er wird Herz und Lunge abhören, Puls und Blutdruck messen und gezielte Fragen zum Auftreten der Beschwerden stellen. Außerdem werden verschiedene weiterführende Untersuchungen veranlasst. Im Einzelnen sind dies beispielsweise: 

  • Behandlung

    Medikamentöse Therapie

    Wenn der Blutdruck der Patienten mit funktionellen Herzbeschwerden zu hoch ist, dann wird der Arzt Medikamente, z. B. Betablocker, zur Blutdrucksenkung und zur Verlangsamung der meist erhöhten Herzfrequenz verordnen. Manchmal ist auch eine Behandlung mit Antidepressiva hilfreich.

    Psychotherapie

    Die wichtigste therapeutische Maßnahme bei funktionellen Herzbeschwerden ist jedoch eine Psychotherapie, zum Beispiel eine kognitive Verhaltenstherapie, in der die Patienten lernen, dass ihr Herz nicht die Ursache ihrer Herzbeschwerden ist, oder auch Gesprächstherapien, die den Patienten helfen, sich ihren unbewussten Ängsten zu stellen und diese zu bearbeiten.

    Darüber hinaus sollen die Patienten mit Hilfe von körperlichem Training ihre Leistungsfähigkeit steigern und auch erfahren, dass die Erhöhung der Herzfrequenz bei körperlicher Betätigung ein normaler körperlicher Vorgang ist. Am besten geeignet ist Ausdauersport, dessen Intensität langsam und angepasst an die körperliche Verfassung gesteigert werden soll.

    Zusätzlich helfen leicht erlernbare Entspannungstechniken wie die „Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“, autogenes Training oder auch Atemübungen.
     

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. med. vet. Susanna Gervasini​​​​​​​

    Erstellt: 28.03.2019

    Literatur:

    • Grabhorn R, Jordan J.: Funktioneller Herzschmerz; Herz 2004; 29: 589–594
    • Hermann C, Rüger U.: Funktionelle Herzbeschwerden; Dtsch Ärztebl 1999; 96: A-131–A-136
    • Kunschitz E, Friedrich O, Sipötz J.: Unspezifische funktionell-somatoforme „Herz"-Beschwerden.; Journal für Kardiologie – Austrian Journal of Cardiology 2016; 23: 74–78
    • Scheubel R.: Herz, Pleura oder Muskel. Was verbirgt sich hinter Thoraxschmerzen?; Der Hausarzt 2013; 19: 30–34

    Bildnachweise:

    • Titelbild © oneblink1 / fotolia.de
    • Illustration Entspannungstechnik © fizkes / fotolia.de