
Diastolische Herzinsuffizienz – Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF)
Eine chronische Herzschwäche kann bei zu schwachen Herzmuskeln auftreten oder wenn das Herz sich nicht genug mit Blut füllt. Für letztere Erkrankung sind zwei Begriffe üblich:
- Diastolische Herzschwäche
- Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion
- Englisch: Heart Failure with preserved Ejection Fraction = HFpEF
Die diastolische Herzschwäche/HFpEF tritt häufig bei älteren Menschen auf und ist oft mit einer Verdickung des Herzmuskels verbunden. Meist ist die linke Herzkammer von einer diastolischen Herzinsuffizienz betroffen, dann spricht man von einer Linksherzinsuffizienz.
- Unterschied zwischen systolischer und diastolischer Herzschwäche
Ein gesundes Herz pumpt so viel Blut in den Kreislauf, dass alle Organe gut versorgt werden. Bei Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz reicht die gepumpte Blutmenge dafür nicht aus.
In den Herzkammern ist immer Blut, die größte Menge befindet sich während der Entspannungsphase darin. Wenn sich die Muskeln der Kammern zusammenziehen, drücken sie einen Teil des Blutes in den Kreislauf. Beim gesunden Herz sind das etwa 60 % bis 70 % des Blutes. Das Maß dafür ist die Auswurfleistung bzw. Ejektionsfraktion.
Phasen des Herzschlages und die Formen der Herzschwäche. © dpmed Die Herzinsuffizienz kann wegen eines schwachen Herzmuskels auftreten, der nicht mehr kräftig genug pumpt. Dabei werden weniger als 60 % des Blutes aus dem Herz in den Kreislauf gepumpt. Dies heißt systolische Herzinsuffizienz.
Eine andere Form ist die diastolische Herzschwäche oder Herzschwäche mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF). Hierbei füllt sich das Herz nicht mehr mit ausreichend Blut. Das heißt, es werden zwar 60 % bis 70 % des Blutes aus dem Herzen herausgepumpt, es war aber vorher weniger drin.
Eine ungefähre Beispielrechnung soll das verdeutlichen:
(durchschnittlicher Erwachsener)
Blutmenge in voll gefüllter linker Herzkammer
Auswurfleistung
Blutmenge, die bei einem Herzschlag in den Körperkreislauf gepumpt wird
Gesundes Herz
Ca. 120 ml
65 %
Ca. 80 ml
Systolische Herzschwäche
Ca. 120 ml
50 %
Ca. 60 ml
Diastolische Herzschwäche
Ca. 100 ml
65 %
Ca. 65 ml
- Wie entsteht eine Herzschwäche mit erhaltener Pumpleistung?
Es gibt zwei wesentliche Gründe, warum bei diastolischer Herzinsuffizienz/HFpEF nicht genug Blut ins Herz fließt:
- Herzmuskeln sind nicht mehr elastisch genug (verminderte Dehnbarkeit)
- Herzmuskeln entspannen sich nicht ausreichend (diastolische Relaxationsstörung)
Diese Probleme können verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören Durchblutungsstörungen des Herzens, eine Zunahme der Herzwanddicke oder die Versteifung wegen zu viel Bindegewebe (z. B. Amyloidose). Beide Gründe für diastolische Herzinsuffizienz/HFpEF können aber auch einfach durch ein hohes Alter bedingt werden.
- Beschwerden und Folgen
Eine diastolische Herzinsuffizienz/HFpEF entsteht selten plötzlich, sondern entwickelt sich meist über über Monate oder gar Jahre. Die Herzinsuffizienz verläuft häufig für lange Zeit schleichend und unbemerkt, denn dem Körper gelingt es lange, die Herzschwäche auszugleichen und durch körpereigene Anpassungsmechanismen die Pumpleistung aufrecht zu erhalten.
Typische Beschwerden, die sich nach und nach einstellen:
- Nachlassende Leistungsfähigkeit
- Zunehmende Atemnot
- Erhöhter nächtlicher Harndrang
- Flüssigkeitseinlagerungen, zunächst an Knöcheln und Fußrücken, dann auch im Bereich des Bauches (Fachbegriff: Ödeme)
- Venen am Hals sind erweitert und gestaut
- steigendes Körpergewicht durch die Flüssigkeitseinlagerungen
Bei der akuten Herzinsuffizienz staut sich das Blut im Lungengewebe und es kann zu einer Wasseransammlung in der Lunge kommen.
Typische Symptome der akuten Linksherzinsuffizienz sind:
- Atemnot bei Belastung, später auch in Ruhe
- rasche Ermüdbarkeit
- Rasselgeräusche über der Lunge und Husten, besonders nach dem Hinlegen (bedingt durch die in der Lunge angestaute Flüssigkeit)
- eine Blauverfärbung der Haut- und Schleimhäute, die an den Lippen am augenscheinlichsten ist (Zyanose).
- Untersuchungen
Eine diastolische Herzschwäche ist nicht ohne Weiteres zu diagnostizieren. Erste Anhaltspunkte bietet die Krankengeschichte, bei der Symptome und Risikofaktoren abgefragt werden. Bei der körperlichen Untersuchung, zu der das Abhören des Herzens und der Lungen gehört, schaut die Ärztin bzw. der Arzt nach körperlichen Zeichen einer Herzinsuffizienz.
Typischerweise wird ein Ruhe-EKG geschrieben, gelegentlich auch ein Belastungs-EKG. Allerdings können diese Untersuchungen nur Hinweise auf eine Herzschwäche oder eine verminderte Belastbarkeit liefern. Ob es eine systolische oder diastolische Herzinsuffizienz ist, zeigt sich daran nicht.
Am wichtigsten für die Unterscheidung ist die Echokardiografie des Herzens unter Belastung. Beim sogenannten Stressecho lassen sich u. a. Strömungsgeschwindigkeiten und Druckverhältnisse in den Herzkammern und den Herzklappen bestimmen. So lassen sich Veränderungen im Sinne einer verminderten Füllung der linken Herzkammer feststellen. Ist die Auswurfleistung dennoch normal oder nur leicht vermindert (höher als 50 %), liegt eine diastolische Herzinsuffizienz vor. Außerdem kann eine verdickte Herzwand ein Hinweis auf eine HFpEF sein.
Sind die Ergebnisse zu unklar, kann die Rechtsherzkatheteruntersuchung mit Ergometrie bei der Diagnose helfen. Gemessen werden die Blutdruckverhältnisse im Herzen, aus denen schließlich abgeleitet wird, ob eine diastolische Herzinsuffizienz/HFpEF vorliegt.
Seit Kurzem gibt es auch die Möglichkeit der Untersuchung mittels eines Echtzeit-MRT. Dabei fährt der Patient liegend Rad, während der Magnetresosanztomograf Aufnahmen vom Herzen macht. Darauf lässt sich wie in einem Film erkennen, wie das Herz arbeitet, z. B. wie es sich mit Blut füllt und wieder entleert. Diese Technik ist allerdings neu und gehört deshalb in den meisten Praxen noch nicht zum Standard.
- Schweregrade einer Herzschwäche
Wie stark eine Herzinsuffizienz die Betroffenen einschränkt, beschreibt die sogenannte Klassifikation der New York Heart Association (NYHA).
- NYHA Stadium I – Herzerkrankung ohne Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit
- NYHA Stadium II – Leichte Einschränkung der körperlichen Aktivität
- NYHA Stadium III – Deutliche Einschränkung der Belastbarkeit
- NYHA Stadium IV – Beschwerden treten schon in Ruhe auf. Sie verstärken sich erheblich bei körperlicher Aktivität.
Unabhängig davon kann eine diastolische Dysfunktion in verschiedene Stadien eingeteilt werden – je nachdem, wie schnell sich die linke Herzkammer füllt.
- diastolische Dysfunktion Grad 0: normale Füllung
- diastolische Dysfunktion Grad 1: Störung der Entspannungsfähigkeit (Relaxationsstörung)
- diastolische Dysfunktion Grad 2: Auf den ersten Blick normale Funktion, dabei sind Dehnbarkeit und Entspannung eingeschränkt (Pseudonormalisierung)
- diastolische Dysfunktion Grad 3: Blutfüllung ist eingeschränkt (restriktiv)
- Grad 3a: reversible Funktionsstörung, das heißt, nachdem der Patient ein bestimmtes Medikament, welches die Blutgefäße erweitert (Vasodilatator) erhalten hat, stellt sich der Zustand aus Grad 2 ein
- Grad 3b: auch wenn der Patient das Medikament bekommt, ändert sich sein Zustand nicht (irreversibel)
- Behandlung
Bisher waren die Behandlungsmöglichkeiten der diastolischen Herzschwäche/HFpEF stark eingeschränkt. Die meisten Medikamente, die bei der systolischen Herzinsuffizienz helfen, bleiben hier wirkungslos. Auch implantierbare Therapiesysteme, die den Füllungsgrad der Herzkammer positiv beeinflussen, gibt es nicht. Inzwischen hat sich die Situation jedoch geändert: Vor Kurzem wurden zwei erfolgreiche Studien zur HFpEF-Therapie mit sogenannten SGLT2-Inhibitoren vorgestellt. Dabei handelt es sich um blutzuckersenkende Medikamente, die bereits bei systolischer Herzinsuffizienz erfolgreich eingesetzt werden und seit Anfang 2022 auch für HFpEF zugelassen sind.
Im Zentrum der Therapie steht allerdings nach wie vor ein Sport- und Bewegungsprogramm, der Abbau von Übergewicht, ggf. Rauchentwöhnung und insgesamt eine Umstellung auf eine gesunde Lebensweise.
Zudem sollten Begleiterkrankungen behandelt werden, vor allem Bluthochdruck und Diabetes.
- Risikofaktoren und Vorbeugung
Von einer diastolischen Herzschwäche/HFpEF sind vor allem ältere Personen betroffen, Frauen sind dabei in der Überzahl. Zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine diastolische Herzschwäche/HFpEF gehören
- Bluthochdruck
- Starkes Übergewicht (Adipositas)
- Diabetes
- Rauchen
Vorbeugen kann man mit einer gesunden Lebensführung, die dem alterungsbedingten Nachlassen der Dehnbarkeit des Herzmuskels entgegenwirkt. Vor allem Sport ist ein gutes Training für das Herz. Zugleich ist ein aktiver Lebensstil hilfreich, um Bluthochdruck und Diabetes vorzubeugen und etwas gegen Übergewicht zu unternehmen. Daneben ist es immens hilfreich, nicht mit dem Rauchen anzufangen bzw. so schnell wie möglich damit aufzuhören.
- Leben mit diastolischer Herzschwäche
Da die Behandlungsoptionen für diastolische Herzschwäche/HFpEF eingeschränkt sind, ist es wichtig, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Dazu gehört zum Beispiel:
- Gesunde Ernährung
- Ausreichend Bewegung
- Mit dem Rauchen aufhöhen
- Alkoholkonsum einschränken
Vor allem sportliche Betätigung hilft, das Herz zu stärken. Ideal sind Ausdauersportarten. Beginnen Sie mit 5 Minuten Training täglich und steigern Sie sich über zwei Monate bis auf 20 Minuten täglich. Dann können Sie das Programm mit Kraftübungen ergänzen, die Sie zweimal pro Woche ausführen
Die Belastung sollte sich aber unbedingt an der Leistungsfähigkeit orientieren, um eine Überforderung des Herzens zu vermeiden. Ihnen sollten beim Training zwar warm werden bzw. Sie dürfen schwitzen, aber Sie sollten nicht zu sehr außer Atem geraten. Das Tempo passt, wenn Sie sich nebenbei noch in ganzen Sätzen unterhalten können.
Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt darüber und nutzen Sie während des Trainings Kontrollmöglichkeiten wie z. B. eine Pulsuhr.
Weitere Informationen finden Sie im Beitrag zum Thema Herzinsuffizienz. Lesen Sie hier auch etwas über die Auswirkungen auf Herz und Kreislauf.