
Übergewicht erhöht das Risiko für Begleiterkrankungen wie Diabetes. Langfristige Gewichtsabnahme hat einen hohen Stellenwert zur Förderung der Gesundheit. © Kurhan / fotolia
Abnehmspritze
Übergewicht zählt zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Leider bleiben Abnehmversuche oft erfolglos. Und obwohl inzwischen eine ganze Industrie gut davon lebt, Abnehmprodukte zu verkaufen, ist Adipositas weiter verbreitet denn je.
Der aktuelle Stand
Die medizinische Forschung hat dieses Problem ebenfalls im Blick, vor allem im Zusammenhang mit Diabetes mellitus.
Jetzt hat man zu einem neuen Medikament aus der Gruppe der sogenannten Glucagon-like-peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) ausreichend Daten gesammelt, sodass Mediziner von einem Durchbruch sprechen. Semaglutid, so die Erkenntnis, führt zu einer deutlichen Reduktion des Körpergewichtes. Es hat zwar Nebenwirkungen, die sind aber überschaubar und werden durch den positiven Effekt aufgewogen.
Seit Januar 2022 ist es in der EU zur Behandlung von Adipositas zugelassen – genauer bei Patienten mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 27 oder höher mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung oder mit einem BMI von 30 oder höher, jeweils verbunden mit einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität.
Ursprünglich ist Semaglutid ein Präparat für die Diabetes-Therapie. Es wird einmal wöchentlich durch eine Injektion unter die Haut verabreicht. Seine Wirkung aufs Gewicht beruht auf einer Appetitregulierung, indem es das Sättigungsgefühl steigert. Nach Absetzen des Mittels – so die Forschung – ging der Effekt verloren, die Betroffenen nahmen wieder zu.
Hoffnung für Adipöse?
Schon jetzt gilt das Medikament in manchen Kreisen als Wundermittel. Die Sache hat allerdings mehrere Haken. Zum einen sind wöchentliche Spritzen im Alltag nicht gut handhabbar. Auch scheint es nach Absetzen wieder zu einer deutlichen Gewichtszunahme zu kommen, was eine dauerhafte Einnahme notwendig machen könnte. Zum anderen können Nebenwirkung wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen auftreten. Außerdem besteht die Gefahr des Missbrauches durch nur leicht übergewichtige, normal- oder sogar bereits untergewichtige Personen.
Fachleute betonen deshalb, dass dieses Medikament nur für die medizinisch indizierte Therapie der Adipositas, die mit mindestens einer Begleiterkrankung wie Diabetes einhergeht, zugänglich sein und immer nur die Lebensstilumstellung ergänzen und unterstützen sollte. Ziel jeder Adipositas-Therapie ist und bleibt, dass der oder die Betroffene lernt, sich dauerhaft gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen.