
Im Augenhintergrund kann man das Herz-Kreislauf-Risiko erkennen. © StockSnap auf Pixabay
Schau mir in die Augen
Die Augen sind der einzige Ort des menschlichen Körpers, bei dem man ohne Eingriff die Blutgefäße betrachten kann. Genauer: Im Augenhintergrund kann man die feinen Arterien und Venen sowie die Übergangsstellen zwischen ihnen (Kapillaren) sehen.

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Breite der winzigen Venen und Arterien (Arteriolen und Venolen) der Netzhaut früh auf eine Durchblutungsstörung hinweisen könnte. Augenärzte können also durchaus der Hausärztin bzw. dem Hausarzt ihrer Patienten eine Information zukommen lassen, dass Herz-Kreislauf-Untersuchungen angebracht sind. Sie tun es allerdings selten, denn bisher besteht die Schwierigkeit darin, aus dem Befund im Auge den konkreten Grad des Herz-Kreislauf-Risikos abzuleiten.
Jetzt wurde in Großbritannien eine Künstliche Intelligenz (KI) dafür genutzt, eine entsprechende Kennzahl – einen Risiko-Score – zu bestimmen. Dazu wurde die Software mit den Daten von etwa 88.000 Probanden „gefüttert“. Sie verglich die Aufnahmen vom Augenhintergrund mit den klinischen Daten zu späteren Herzinfarkten, Schlaganfällen und kardiovaskulären Todesfällen und entwickelte so einen Vorhersagealgorithmus (QUARTZ = „QUantitative Analysis of Retina Vasculature Topology and siZe“).
In einer zweiten Studie wurde das Programm an ca. 7.500 anderen Probanden getestet, deren Augenhintergrund zwischen 2012 und 2018 fotografiert worden war. QUARTZ sagte ca. drei Viertel der kardiovaskulären Todesfälle in den folgenden 10 Jahren richtig voraus. Bei Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und Raucherstatus konnte die Treffsicherheit noch erhöht werden.
In Zukunft könnte der Risiko-Score von QUARTZ genutzt werden, um Gefäßprobleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken.