
Modernes Blutzuckermessen: Scannen statt piksen. © Abbott
Blutlos den Zuckerspiegel messen
Die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist für Diabetiker immens wichtig. Derzeit werden vor allem zwei Methoden angewendet. Forscher arbeiten auch an anderen Verfahren, die den Komfort und die Zuverlässigkeit der Messungen verbessern sollen.
Klassische Messung: Mehrmals täglich piksen
Bei Messgeräten mit Lanzetten müssen die Patienten durch einen kleinen Stich einen Bluttropfen hervorrufen, der dann zur direkten Blutzuckerbestimmung verwendet wird. Die Geräte sind im Laufe der Entwicklung immer genauer und anwenderfreundlicher geworden – der Piks ist aber nach wie vor nötig.
Moderne Messung: Sensoren in der Unterhaut
Ohne täglichen Stich kommen moderne Blutzuckersensoren aus. Sie ermitteln im Unterhautfettgewebe bzw. in der dortigen Gewebsflüssigkeit die nötigen Daten. Für diese Methode gibt es immer wieder neue medizintechnische Lösungen.
Seit einigen Jahren gibt es bereits Sensoren, die am Oberarm oder am Bauch fixiert werden und deren Daten per Scanner oder Smartphone ausgelesen und ausgewertet werden können. Das mehrmalig tägliche Stechen entfällt dadurch.
Neu sind Minikapseln, die unter der Haut implantiert werden und ihre Daten an einen auf der Haut aufgeklebten Sender übertragen, der wiederum die Messwerte an das Smartphone schickt.
Vor allem die Funktionsdauer der Sensoren unterscheidet sich: Müssen bei älteren Systemen die Sensoren schon nach wenigen Tagen ausgetauscht werden, arbeiten zum Beispiel die Minikapseln bis zu drei Monate.
Blick in die Zukunft: Nichtinvasive Methoden
Beide Methoden – die Messung direkt in einer Blutprobe und die Messung des Zuckerspiegels im Unterhautgewebe – sind invasiv. Das heißt, gesundes Gewebe wird verletzt, auch wenn in diesem Fall nur eine sehr kleine Wunde entsteht. Darum suchen Mediziner und Techniker nach neuen Wegen zur Blutzuckerbestimmung.
Vorgestellt wurden bereits einige Prototypen, die noch für eine alltagstaugliche Anwendung weiterentwickelt werden müssen. So gibt es Kontaktlinsen, die den Glukosespiegel in der Tränenflüssigkeit messen. Auch an Pflastern mit Schweißzuckersensoren wird geforscht.
Eine weitere Option bietet in Zukunft möglicherweise ein Pflaster, das britische Nanophysiker entwickelt haben. Es „saugt“ eine Flüssigkeit aus den Haarfollikeln und bestimmt darin mittels Nanosenoren den Zuckerwert. Nach Angaben der Forscher kommt das System ohne Kalibrierung durch Bluttests aus.
Ebenfalls aus Daten, die auf bzw. an der Haut gemessen werden, soll zukünftig eine spezielle Smart-Watch den Gewebezuckerspiegel messen können.
Auch Tätowieren könnte diagnostisch interessant werden. Ein Wissenschaftlerteam aus Deutschland stellte vor Kurzem Tattoo-Substanzen vor, die ihre Farbe wechseln. Einer der tätowierten Sensoren zeigt die Änderung der Glucosekonzentration durch eine Farbänderung von Gelb nach Dunkelgrün an. Ob dieser Weg tatsächlich für die Überwachung des Blutzuckerspiegels taugt, muss noch untersucht werden.
Immer gültig: Kontrolle ist wichtig!
Jede neue Technik, die es erlaubt, komfortabler und sicherer ihren Blutzuckerspiegel zu überwachen, ist Diabetikern willkommen. Ohne regelmäßige Messung ist eine optimale Einstellung des Glucosespiegels nicht möglich, denn Blutzuckerschwankungen erzeugen erst sehr spät oder bei extremen Werten Symptome.
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