Ihr Herz-Kreislauf-Portal

Patientin zieht Kompressionsstrumpf an. Die Kompressionstherapie ist eine wichtige Behandlung der chronisch-venösen Insuffizienz. Oftmals besteht eine Assoziation zu Krampfadern oder tiefen Beinvenenthrombosen. © Sergey Dogadin / iStock

Die Kompressionstherapie ist eine wichtige Behandlung der chronisch-venösen Insuffizienz © Sergey Dogadin / iStock

Venenschwäche als Risiko-Indikator

Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Erkrankung der Beinvenen, die zu schweren Venen- und Hautveränderungen bis hin zu chronischen Wunden führen kann. Bislang wurde die Erkrankung vorwiegend als ein ästhetisches und lokales Problem der Venen betrachtet. Mainzer Forscher zeigten jedoch, dass die chronische Venenschwäche mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie einer höheren Sterblichkeit einhergeht und zukünftig als Indikator für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nutzbar sein könnte.

Venenschwäche weit verbreitet

„Unsere Untersuchung ist die erste und umfangreichste bevölkerungsbezogene Studie, die systematisch das gesamte Spektrum der Veneninsuffizienz untersucht und in Verbindung mit etablierten Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswertet“, erläutert Dr. Jürgen Prochaska, Oberarzt am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz und Arbeitsgruppenleiter am CTH.

Eine Grundlage der Untersuchung war die Gutenberg-Gesundheitsstudie. Sie ist eine der größten lokalen Gesundheitsstudien der Welt und wird seit April 2007 durchgeführt. Sie ergab unter anderem, das dass die chronisch-venöse Insuffizienz ausgesprochen verbreitet ist: Bei rund 41 % der 40- bis 80-jährigen Probanden wurde eine symptomatische chronische Venenschwäche mit Ödemen, Hautveränderungen oder offenen Wunden der unteren Gliedmaßen diagnostiziert. Die Studiendaten belegen außerdem, dass die Häufigkeit der chronisch-venösen Insuffizienz mit zunehmendem Alter deutlich ansteigt. Während bei den 40- bis 50-Jährigen mehr als jeder Fünfte betroffen ist, sind es bei den 70- bis 80-Jährigen sogar mehr als zwei Drittel. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Frauen erkranken etwas häufiger als Männer.

Erhöhtes Risiko für Schlagabfall oder Herzprobleme

Zudem stellte das Mainzer Forscherteam fest, dass Personen mit einer chronisch-venösen Insuffizienz mit einer etwa 60 % höheren Wahrscheinlichkeit gleichzeitig eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung aufweisen als Personen mit gleichem Alter und Geschlecht ohne CVI. Die Wissenschaftler konnten darüber hinaus zeigen, dass das Risiko, in den nächsten zehn Jahren an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche oder der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern zu erkranken, bei Personen mit CVI fast doppelt so hoch ist wie bei Personen ohne Zeichen einer Venenschwäche. Mit der Diagnose einer chronisch-venösen Insuffizienz sollte daher immer auch nach Risikofaktoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesucht werden.

Für die Untersuchung wurden die Daten von rund 12.400 Teilnehmenden der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) aus Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen sowie von mehr als 2.400 Teilnehmenden der MyoVasc-Studie berücksichtigt.