
Genießen oder lieber meiden? © Andreas Hermsdorf / pixelio
Cholesterin-Mythos Ei
Sie gelten als Cholesterin-Bomben: Knapp 300 mg Cholesterin stecken in einem großen Hühnerei (XL). Es ist ausschließlich im Dotter enthalten. Sollte man deshalb Eier nur selten essen oder sogar ganz darauf verzichten? Immer wieder beschäftigen sich Studien mit diesem Thema.
Studien-Ergebnisse
Es gibt nicht das eine Studien-Ergebnis – je nach Art der Studie, Teilnehmerauswahl und Auswertungskriterien kommen die Forscher zu etwas unterschiedlichen Aussagen. Hier sind drei typische Beispiele:
In einer aktuellen Studie aus Boston hat das Wissenschaftler-Team um Mahshid Dehghan bei den Daten von knapp 150.000 Personen aus 21 Ländern keinen statistisch relevanten Zusammenhang zwischen Eierverzehr (7 oder mehr Eier pro Woche) und Cholesterinspiegel gefunden. „Ein moderater Eierkonsum, was für die meisten ein Ei pro Tag bedeutet, erhöht das kardiovaskuläre Risiko nicht“, so die Forscherin. Das beträfe, so Dehghan, sowohl bislang Gesunde als auch Menschen mit einer kardiovaskulären Vorerkrankung.
Victor Zhong sein Team (Chicago) werteten im Jahr 2019 sechs Studien mit Daten von insgesamt etwa 30.000 Erwachsenen aus. Ihren Ergebnissen nach erhöht ein täglich zusätzlich zur sonstigen Cholesterinzufuhr gegessenes Ei das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme um etwa 3 %.
Bei Experimenten aus den 1990er Jahren wurde das LDL-Cholesterin bei jungen Erwachsenen bestimmt, die sich gesund und fettarm ernährten und zusätzlich eine festgelegte Anzahl von Eiern aßen. Eine zusätzliche Cholesterinaufnahme von 300 mg (also etwa 1 Ei pro Tag) erhöhte nach 8 Wochen den LDL-Spiegel im Blut bei Frauen um etwa 6 mg/dl, bei Männern 4,5 mg/dl. Bei einem oberen Blutwert von 200mg/dl, der als gesundheitlich unbedenklich gilt, fällt das Extra-Ei also kaum ins Gewicht.
Was bedeutet das?
Die Studien belegen, dass – wenn überhaupt ein Einfluss des Eierverzehrs auf den Cholesterinspiegel ermittelt wurde – dieser nur gering ist. Das Cholesterin in der Nahrung macht nur einen geringen Teil des Gesamtcholesterins aus. Der Körper bildet den größten Teil des Cholesterin selbst – vor allem aus gesättigten Fetten, wie sie z. B. im Speck zu finden sind, der gerne mit gebratenen Eiern gegessen wird.
All diese Studien beschäftigten sich mit dem Einfluss von regelmäßigem, praktisch täglichem Eierverzehr – gegen das Sonntagsei oder die „Eierei“ zu Ostern ist nichts einzuwenden. Zudem wurde in der Regel untersucht, wie sich die zusätzliche Cholesterin-Aufnahme durch Eier auswirkt – wer zugunsten des Eies bei anderen cholesterinhaltigen oder cholesterinerhöhenden Lebensmitteln kürzer tritt, muss sich also kaum Gedanken machen.
Das bedeutet aber nicht, dass jeder immer so viele Eier essen sollte, wie sein Appetit es wünscht. Eier sind energiereich und müssen – wie alle Lebensmittel – bei der täglichen Kalorien- und Fettaufnahme mitgerechnet werden. Dabei ist für Menschen, die ohnehin schon einen hohen Cholesterinspiegel haben, besondere Sorgfalt geboten.
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