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Symbolbild: Herz auf einem Hintergrund mit RNA-Strängen. Gegen Herzfibrose gibt es keine spezifische Therapie. Noch nícht. © kjpargeter /freepik

Gegen Herzfibrose gibt es keine spezifische Therapie. Noch nícht. © kjpargeter /freepik

Einsatz von RNA gegen Herzfibrose

Eine Fibrose ist die krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in menschlichen und tierischen Geweben und Organen. Dies führt dazu, dass das Gewebe des betroffenen Organes verhärtet. Es entstehen narbige Veränderungen, die im Laufe der Zeit die Funktionstüchtigkeit des Organs einschränken. Das bekannteste Beispiel ist das Herz, bei dem das krankhafte Wachstum der Bindegewebszellen Herzschwäche verursacht.

Therapieansatz 1: CAR-T-Zellen und mRNA

Im Blut gibt es Abwehrzellen, die unter anderem krankhaft veränderte Körperzellen erkennen und bekämpfen. Zu diesen Lymphozythen gehören auch die sogenannten T-Zellen. In der Krebstherapie – genauer in der CAR-T-Zell-Therapie – gelingt es bereits, diese so beeinflussen, dass sie Tumorzellen aufspüren und zerstören.

US-amerikanische Forscher haben in ersten Versuchen T-Zellen dazu veranlasst, die für die Fibrose verantwortlichen Zellen (Fibroblasten) anzugreifen. Sie nutzten dieselbe mRNA-Technologie wie bei der Herstellung von COVID-19-Impfstoffen. Dadurch wird die DNA die T-Zellen nicht dauerhaft verändert, wie es z. B. bei Krebstherapien wünschenswert ist, weil der Krebs langfristig in Schach gehalten werden soll. Im Fall der Fibrose-Therapie würde dies nämlich bedeuten, dass auch erwünschte Prozesse der Bindegewebsbildung wie bei der Wundheilung dauerhaft gebremst würden. Bei der mRNA-Technologie reagieren die T-Zellen aber nur so lange auf die Fibroblasten, bis die mRNA abgebaut ist, danach „lassen“ sie das Bindegewebe wieder „in Ruhe“. Diese Zeitspanne könnte reichen, um eine Fibrose aufzuhalten, gegebenenfalls müsste die Therapie in gewissen Abständen wiederholt werden. 

Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Im Experiment mit Mäusen gelang es den Wissenschaftlern zwar bereits, eine beginnende Herz-Fibrose aufzuhalten (die Herzfunktion der Mäuse erholte sich), doch die Forschungen stehen noch Anfang.

Therapieansatz 2: long non-coding RNA

In Hannover forscht ein Team in eine andere Richtung. Hier setzt man auf sogenannte „long non-coding RNAs“ (lncRNA). Das sind Bausteine unseres Erbgutes, die nicht für die Herstellung von Proteinen zuständig sind, sondern bestimmte Vorgänge in den Zellen steuern. Das Forschungsteam hat eine bestimmte lncRNA namens Meg3 entdeckt, die die Fibrosebildung bei Herzinsuffizienz steuert. Dann hat es einen passgenauen Blockade-Baustein (Inhibitor) hergestellt, der Meg3 stilllegt.

Im Versuch mit Mäusen verringerte sich die Fibrose-Neigung durch den Blockade-Baustein deutlich, auch in menschlichen Herzmuskelzellen und Herzgewebe konnte der Meg3-Inhibitor die Fibrose stoppen. Jetzt geht es um die Wirksamkeit und Sicherheit der Methode, bevor die klinischen Studien beginnen können.