
Träger von Schrittmachern können beruhigt Elektroauto fahren. © Jan Claus / pixelio
Elektroautos sind für Herzschrittmacherträger ungefährlich
Elektromagnetische Felder können implantierte Therapiesysteme wie Herzschrittmacher oder Kardioverter-Defibrillator (ICD/„Defi“) stören. Elektroautos erzeugen ein elektromagnetisches Feld, so dass auch von diesen Fahrzeugen Störeinflüsse auf Herzschrittmacher und ICD ausgehen könnten.
Deswegen hat der Kardiologe Dr. med. Carsten Lennerz, Oberarzt am Deutschen Herzzentrum München (DHM), eine Untersuchung durchgeführt, die klären sollte, ob für Schrittmacher- und Defi-Patienten bedenkliche Störeinflüsse von Elektroautos ausgehen.
Die Arbeit wurde mit dem renommierten August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung (DSHF) in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet.
- Das Problem
Herzschrittmacher und ICDs haben die Funktion, elektrische Signale des Herzens aufzunehmen und diese Signale zur Steuerung der Therapie-Impulse zu verwenden. Diese Impulse sorgen für eine ungestörte Pumparbeit des Herzens. Die Therapiegeräte können in Nähe eines elektromagnetischen Feldes Signale wahrnehmen, die nichts mit dem Herzschlag zu tun haben, diese Signale jedoch als „Herzschlag“ fehlinterpretieren. Dadurch würde das Gerät fälschlicherweise aussetzen und das Herz des Patienten würde dann nicht mehr ausreichend bei seiner Pumparbeit unterstützt. Defibrillatoren könnten auch fälschlicherweise Schocktherapien abgeben, falls das elektromagnetische Feld als Kammer-Rhythmusstörung fehlinterpretiert würde. Außerdem wird diskutiert, dass elektromagnetische Felder die implantierten elektrischen Herzgeräte umprogrammieren könnten.
- Die Studie
Dr. Carsten Lennerz bei der Untersuchung eines Herzpatienten am Deutschen Herzzentrum München. © DHM/Lennerz Dr. Lennerz und Kollegen haben vier Elektroauto-Modelle mit dem (bei Untersuchungsbeginn) höchsten Marktanteil bei 108 Probanden mit Herzschrittmacher bzw. ICD aller Hersteller getestet. Jeder Proband bekam eines der vier Elektroautos zugeteilt und hat es auf einem Rollprüfstand maximal beschleunigt, bis 120 km/h ausgefahren und das Auto anschließend mit Strom aufgeladen.
Gemessen wurde das elektromagnetische Feld im und außerhalb des Autos beim Fahren und Aufladen. Das Fahrzeuginnere ist sehr gut gegen elektromagnetische Felder abgeschirmt. Das Aufladen mit Strom stellt, wenn überhaupt, das kritischere Moment dar, weil hier die stärksten elektromagnetischen Felder auftreten.
Während der Fahrt auf dem Rollprüfstand wurde bei den Probanden ein Elektrokardiogramm (EKG) aufgezeichnet, um durch elektromagnetische Felder ausgelöste Störungen der Therapiegeräte zu registrieren.
Das Ergebnis
„Unsere Untersuchungen ergaben keinen Hinweis darauf, dass von den Elektroautos für Herzpatienten bedenkliche elektromagnetische Interferenzen ausgehen. Fehlfunktionen der Herzimplantate aufgrund der Nutzung von Elektroautos sind somit unwahrscheinlich“, resümiert Dr. Carsten Lennerz. Eine dauerhafte Entwarnung sei allerdings nicht möglich. „Elektroautos entwickeln sich in Bauweise und Ladetechnik rapide weiter, was zukünftig neue Untersuchungen erforderlich macht.“
Tipp
Für Patienten mit Herzschrittmacher und ICD bietet die Herzstiftung den kostenfreien Ratgeber „Häufig gestellte Fragen zu Störeinflüssen auf Herzschrittmacher“ (24. S.) an, anzufordern per Telefon unter 069 955128400 oder per Mail unter bestellung@herzstiftung.de
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