
Frisches Obst enthält entzündungshemmende Stoffe. Das ist gut für Herz und Blutgefäße. © casc / Pixabay
Essen und Entzündungen
Zivilisationskrankheit – der Begriff beschreibt das Phänomen, dass in Gegenden und Ländern mit gehobenem Lebensstandard bestimmte Erkrankungen häufiger – zum Teil sogar viel häufiger – auftreten als in ärmeren Regionen. Vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu diesen Wohlstandsproblemen. Klar: Zu wenig Bewegung, zu viel und zu ungesundes Essen sind die Gründe. Aber warum eigentlich? Zumindest in Sachen Ernährung kann die folgende Studie einen Anhaltspunkt geben:
Die Studie
Ein internationales Team untersuchte mehr als 300 Menschen aus Tansania, von denen einige in der Stadt Moshi und einige auf dem Land leben. Das Team fand heraus, dass die Immunzellen der Teilnehmer aus Moshi mehr entzündliche Proteine produzierten. Die untersuchten Personen hatten keine gesundheitlichen Probleme und waren nicht krank.
Die Wissenschaftler nutzten neue Techniken, um die Funktion des Immunsystems und die Faktoren, die seine Aktivität beeinflussen, zu untersuchen. Sie sahen sich aktive RNA-Moleküle im Blut – das sogenannte Transkriptom – und die Zusammensetzung von Stoffwechselprodukten im Blut an.
Die Analysen zeigten, dass Stoffwechselprodukte aus der Nahrung einen Einfluss auf das Immunsystem haben. Teilnehmer aus ländlichen Gebieten hatten höhere Werte an Flavonoiden und anderen entzündungshemmenden Substanzen im Blut. Die traditionelle ländliche tansanische Ernährung, die reich an Vollkorn, Ballaststoffen, Obst und Gemüse ist, enthält hohe Mengen dieser Substanzen.
Bei Menschen mit einer städtischen Ernährung, die mehr gesättigte Fette und verarbeitete Lebensmittel enthält, wurden erhöhte Werte von Metaboliten gefunden, die am Cholesterinstoffwechsel beteiligt sind. Es gab auch eine saisonale Veränderung in der Aktivität des Immunsystems: In der Trockenzeit, die im Untersuchungsgebiet die Zeit der Ernte ist und auch in der Stadt zu einem größeren Angebot an frischem Obst und Gemüse führte, hatten die Stadtbewohner ein weniger aktiviertes Immunsystem.
Was hat das mit Herz und Kreislauf zu tun?
Ein aktiviertes Immunsystem bedeutet, dass im Körper mehr entzündliche Prozesse stattfinden. Die meisten „schwelen“ unbemerkt vor sich hin, trotzdem stressen sie die betroffenen Organe. Vor allem die Blutgefäße leiden – ihre innere Oberfläche (das Endothel) wird angegriffen, es bilden sich Ablagerungen, Atherosklerose entsteht. Diese wiederum ist Ursache verschiedener weiterer Probleme und Erkranken.
Fazit
Um sein Herz-Kreislauf-Risiko zu senken, sollte man auf „ländliche“ Kost umstellen – also auf frisches Obst und Gemüse, rustikale Vollkornprodukte und möglichst wenig vorverarbeitete Lebensmittel. Nebeneffekt: Oft führt so eine Umstellung bereits zur Gewichtsreduktion. Und wenn Sie sich dann noch körperlich mehr bewegen, haben Sie die wichtigsten Elemente für einen gesunden Lebensstil gelegt.