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Rote und transparente Plättchen wirbeln vor einem roten Hintergrund durcheinander. © Narupon Promvichai/ Pixabay

Blutverdünner bremsen die Verklumpung des Blutes aus. © Narupon Promvichai/ Pixabay

Lösen neue Faktor-XI-Präparate NOAKs ab?

Sowohl bei Vorhofflimmern als auch zur Vorbeugung von spontanen Thromboembolien oder nach Operationen zum Gelenkersatz haben NOAKs heute einen festen Platz in der Herz-Kreislauf-Medizin. Neue Faktor-XI-Inhibitoren könnten ihnen in Zukunft Konkurrenz machen.

Was sind NOAKs?

NOAKs wirken auf die Blutgerinnung und werden umgangssprachlich auch als Blutverdünner bezeichnet. Die Abkürzung NOAK steht für neue orale Antikoagulantien. Da NOAKs gar nicht mehr so neu sind, wird der Begriff DOAK (direkte orale Antikoagulantien) synonym verwendet. Sie verdünnen das Blut allerdings nicht wirklich, sondern verändern die Zusammensetzung des Bluts. Dadurch gerinnt das Blut schlechter und das Risiko der Bildung von Blutgerinnseln wird gesenkt.

Blutverdünnende Medikamente greifen an unterschiedlichen Stellen in die Blutgerinnung ein. Die wichtigsten NOAKs greifen an den sogenannten Gerinnungsfaktoren IIa (gesprochen 2a) und Xa (gesprochen 10a) an.

  • Wann kommen NOAKs zum Einsatz?

    Die Blutgerinnung und die Bildung von Blutgerinnseln haben grundsätzliche eine überlebenswichtige Funktion, da wir sonst schon bei kleinen Verletzungen verbluten würden. Manchmal können sich jedoch auch in anderen Situationen Blutgerinnsel bilden und Blutgefäße verstopfen. Man spricht dann von Thrombosen und Embolien, die teilweise sehr schwere Folgen haben können. In manchen Fällen kann deswegen eine Therapie mit NOAKs angezeigt sein. Mögliche Anwendungsgebiete sind:

    • Vorhofflimmern. Betrifft 1-2 % der Deutschen und ist damit eine häufige Herzrhythmusstörung. Da Vorhofflimmern unter anderem einen Schlaganfall zur Folge haben kann, ist eine Behandlung mit „Blutverdünnern“ (Antikoagulantien), wie z. B. NOAKs, wichtig.
    • Zur Behandlung oder Vorbeugung wiederholter oder besonders schwerer Thrombosen oder Embolien (z. B. tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie)
    • Nach Einsatz einer totalen Endoprothese (TEP) im Hüft- oder Kniegelenk. In Deutschland werden pro Jahr ca. 200.000 künstliche Hüftgelenke eingesetzt, damit ist ein Gelenkersatz eine der am häufigsten durchgeführten Operationen. In Folge des Eingriffs ist das Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Lungenembolien erhöht. Durch den Einsatz von Blutverdünnern kann dieses Risiko gesenkt werden.

(Warum) Brauchen wir Alternativen zu NOAKs?

NOAKs führen gewollt zu einer verringerten Gerinnung, erhöhen damit aber gleichzeitig das Blutungsrisiko. Insbesondere Hirnblutungen sind eine gefürchtete Nebenwirkung von Blutverdünnern. Optimal wäre also ein Medikament, das eine Gerinnungshemmung bewirkt, ohne das Risiko für eine Blutung zu erhöhen. Hier kommt eine neue Medikamentengruppe ins Spiel – die Faktor-XI-Inhibitoren.

Was sind Faktor-XI-Inhibitoren?

Bei der Blutgerinnung werden zunächst die Blutplättchen aktiviert, parallel läuft die sogenannte Gerinnungskaskade ab. Diese beinhaltet viele Schritte, bei denen unterschiedliche Gerinnungsfaktoren aktiviert werden. Einer dieser Faktoren ist der Faktor-XI (= Faktor 11).

Wird der Faktor-XI durch Faktor-XI-Inhibitoren gehemmt, werden weniger Blutgerinnsel gebildet. Man erhofft sich von Faktor-XI-Inhibitoren, dass sie die Blutgerinnung hemmen, ohne – wie die NOAKs – das Blutungsrisiko zu erhöhen. Aktuell laufen mehrere Studien, die Faktor-XI-Inhibitoren untersuchen und unter anderem mit NOAKs vergleichen. Ein geringeres Blutungsrisiko nachzuweisen ist aber schwierig, da Blutungen auch unter NOAKs nur selten auftreten.

Wie weit ist die Forschung?  

Die Wirkstoffe Osocimab und Abelacimab sind Beispiele für Faktor-XI-Inhibitoren. Die Wirksamkeit von Abelacimab bei Vorhofflimmern wird aktuell in einer Studie untersucht. Ein Nachteil einer Behandlung mit Abelacimab ist, dass der Wirkstoff im Moment nicht oral (also z.B. als Tabletten) verabreicht werden kann.

Anders sieht es bei zwei weiteren Medikamentenkandidaten aus: Asundexian und Milvexian zählen zu den „small molecules“ und können oral, also z. B. als Tablette, verabreicht werden. Bei beiden Wirkstoffen handelt es sich ebenfalls um Faktor-XI-Inhibitoren. Asundexian führte in einer Studie bei Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern zu deutlich weniger Blutungen als die Standardmedikation mit Apixaban, einem weit verbreiteten NOAK.

Es gibt also erste vielversprechende Ergebnisse aus verschiedenen Studien für die Faktor-XI-Inhibition. Allerdings werden weitere Studien benötigt, um diese zu bestätigen und eine mögliche Markteinführung wird somit sicherlich noch eine Weile auf sich warten lassen.

 

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