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Frau in einem Labor, sie ist von hinten zu sehen. Die Suche nach Mittel gegen Atherosklerose läuft auf Hochtouren. © Michal Jarmoluk / Pixabay

Forschung: Die Suche nach Mittel gegen Atherosklerose läuft auf Hochtouren. © Michal Jarmoluk / Pixabay

Immuntherapie gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen

In der Krebsmedizin kommt seit einigen Jahren die Immuntherapie zum Einsatz. Dabei werden die Krebszellen vom eigenen Immunsystem der Betroffenen bekämpft. Je nach Krebsart und Patient ausgewählte Medikamente sorgen dabei dafür, dass das Immunsystem diese Zellen auch erkennt. Forscher aus Heidelberg und Stanford (USA) haben das gleiche Prinzip nun genutzt, um eine Immuntherapie für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.

Wie funktioniert die Immuntherapie?

Ein wichtiger Teil des Immunssystems sind die Immunzellen im Blut, die sogenannten Fresszellen (Makrophagen). Sie verschlingen andere Zellen und entfernen sie auf diese Weise. Damit sie dabei nicht die gesunden Körperzellen „auffressen“, haben diese bestimmte Moleküle auf der Oberfläche, die den Immunzellen signalisieren, dass sie nicht entsorgt werden dürfen.

Krebszellen tarnen sich vor den Fresszellen, indem sie ebenfalls diese Moleküle auf ihrer Oberfläche bilden. Spezielle Medikamente schalten die Wirkung dieser Moleküle aus – die Krebszellen werden von den Fresszellen wieder als Feinde erkannt.

Wenn bei entzündlichen Prozessen Körperzellen absterben, behalten diese die Erkennungsmoleküle (Marker) noch ein Weilchen und werden deshalb nicht sofort entsorgt. Die Anwesenheit der geschädigten Körperzellen lässt die Entzündung fortbestehen. Bestimmte Wirkstoffe aus der Krebs-Immuntherapie schalten nun die Marker auf diesen geschädigten Zellen ab – die Fresszellen finden die kranken Zellen viel schneller, die Entzündung bleibt klein und klingt schneller ab.

Was hat das mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun?

Hauptursache vieler Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Atherosklerose. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, bei welcher es verstärkt zu der oben beschriebenen Immunstörung kommt. In der Folge bilden sich Ablagerungen (Plaques), welche die Gefäße verengen und das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen.

Wenn man nun Atherosklerose bremsen oder gar teilweise rückgängig machen könnte, würde man einen wesentlichen Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Erkrankungen minimieren.

Und tatsächlich haben allererste Versuche gezeigt, dass man durch die passenden Medikamente das Entfernen von entzündetem Gewebe aus dem Gefäßplaque reaktivieren kann. Allerdings wurden erstmal nur neun Patienten mit jeweils unterschiedlichen Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit (KHK)/Herzinfarkt untersucht – die Forscher stehen also noch ganz am Anfang.