
Klassisches Blutdruck-Messen: Manschette und Stethoskop. © Peter Atkins / fotolia
Renale Denervation bei Bluthochdruck
Obwohl viele nichts von ihrer Erkrankung ahnen, stellt Bluthochdruck ein großes Gesundheitsproblem dar: Die Senkung des erhöhten Blutdrucks ist wichtig, um Folgen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche und periphere Gefäßkrankheiten zu vermeiden.
- Europäische Behandlungsempfehlungen: Richtwert 130/80 mmHg
Bei einem Blutdruck ab 140/90 mmHg besteht medikamentöser Handlungsbedarf. Anders als früher versuchen Ärzte jedoch heute nicht mehr, den Blutdruck so weit wie möglich zu verringern, denn bei einer zu starken Senkung des Blutdrucks durch Medikamente können potenzielle Risiken (z. B. Stürze bei Schwindel) die Vorteile der Behandlung überwiegen. Stattdessen gibt es individuelle Zielwerte, die sich nach Alter, Begleiterkrankungen, Risikofaktoren und Blutdruckhöhe richten. Allgemein wird eine Senkung in den Normalbereich angestrebt (<130/80 mmHg).
Um den Blutdruck und das damit verbundene Risiko von gesundheitlichen Folgeproblemen mit Augenmaß zu senken, werden vorrangig Maßnahmen zur Veränderung des Lebensstils empfohlen, z. B. eine Ernährungsumstellung und der Beginn regelmäßigen Ausdauersports. Dies ist bei vielen Patienten erfolgreich, so dass Tabletten nicht immer erforderlich sind. Genügt eine Anpassung des Lebensstils nicht, kann der hohe Blutdruck in den meisten Fällen durch Medikamente erfolgreich gesenkt werden. Hierzu stehen dem Arzt verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, die gegebenenfalls auch kombiniert werden können.
Wenn die Bluthochdruckbehandlung nicht anschlägt
Bei einigen Patienten lassen sich die erhöhten Blutdruckwerte trotz regelmäßiger Einnahme von drei oder mehr Medikamenten in der richtigen Dosierung nicht unter den Zielwert senken. Man spricht dann von unkontrollierbarem Bluthochdruck. Annähernd jeder zehnte Patient mit Bluthochdruck leidet unter einer solchen behandlungsresistenten Hypertonie.
Bei anderen Betroffenen lassen sich die hohen Blutdruckwerte nicht absenken, weil sie die Hochdruckmedikamente nicht vertragen oder weil sie Probleme mit der regelmäßigen täglichen Einnahme von Medikamenten haben. Das Problem dabei: Diese Bluthochdruckpatienten haben ein besonders hohes Risiko, an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu erkranken.
Nierenarterienverödung mittels renaler Denervation
Für solche Patienten gibt es die Option einer sogenannten renalen Denervation. Hierbei handelt es sich um ein kathetergeführtes, minimal-invasives Behandlungsverfahren.

Wie funktioniert dieses Verfahren?
Bei der Steuerung des Blutdrucks spielen die Nieren eine bedeutende Rolle. Überaktive sympathische Nervenfasern in den Nierenarterien tragen wesentlich zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutdrucks bei. Bei der renalen Denervation werden diese krankhaft überaktiven Nervenfasern in der Wand von Nierenarterien gezielt durch Erwärmung verödet, entweder mit Radiofrequenz-Energie oder Ultraschallwellen. Hierbei führt der Arzt – ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung – einen Katheter über die Leiste in eine Beinarterie ein und schiebt die Katheterspitze bis in den Bereich der Nierenarterie vor. Dort lagert er spezielle Elektroden mithilfe eines kleinen aufblasbaren Ballons an die Nierenarterienwand an. Schließlich gibt der Arzt über die Elektroden gezielt Energie ab und verödet so die überaktiven Nervenfasern in der Arterienwand. Der Katheter wird anschließend zurückgezogen und der kleine Schnitt an der Leiste verschlossen.
Das Behandlungsverfahren der renalen Denervation kann den erhöhten Blutdruck bei der Mehrheit der Patienten mit zuvor unkontrollierbarem Bluthochdruck deutlich und anhaltend senken. Mehrere Studien zeigen, dass der systolische Blutdruck nach dieser Behandlung im Mittel um etwa 9 mmHg sank. Wie bei jeder Behandlung können Nebenwirkungen auftreten, insgesamt aber ist die renale Denervation ein ziemlich sicheres Verfahren.
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