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Belladonna-Lilie – Sie könnte Grundlage für ein neues Herzmedikament werden. © ToryYu1989 / pxhere

Die Belladonna-Lilie könnte Grundlage für ein neues Herzmedikament werden. © ToryYu1989 / pxhere

Naturstoffe gegen Herzschwäche gefunden

Wissenschaftler sind sich einig, dass die Natur noch viele medizinisch interessante Stoffe bereithält. Es ist jedoch aufwändig, sie zu finden.

Jetzt ist es einem internationalen Forscherteam aus den USA, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland gelungen, gleich zwei Verbindungen zu entdecken, die das als Fibrose bekannte krankhafte Wachstum des Herzmuskels verhindern und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich das Herz in der sogenannten diastolischen Pumpphase entspannen und wieder mit Blut füllen kann.

  • Das aktuelle Fachwort: Fibrose

    Eine Fibrose (fachsprachlich auch Fibrosis) ist die krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in menschlichen und tierischen Geweben und Organen. Dies führt dazu, dass das Gewebe des betroffenen Organes verhärtet. Es entstehen narbige Veränderungen, die im Laufe der Zeit die Funktionstüchtigkeit des Organs einschränken. Das bekannteste Beispiel ist das Herz, bei dem das krankhaftes Wachstum der Bindegewebszellen Herzschwäche verursacht.

Im Rahmen des multidisziplinären EU-Förderprojektes FIBROTARGETS zur Identifizierung neuer therapeutischer Ansätze gegen Fibrose haben die Wissenschaftler aus einer Naturstoffbibliothek mit mehr als 150.000 natürlich vorkommenden Substanzen 480 genauer untersucht. Dabei offenbarten zwei Stoffe das Potenzial, die krankhafte Vermehrung von Bindegewebszellen (Fibroblasten) des  geschwächten Herzens  zu verhindern und gleichzeitig seine Pumpfunktion zu verbessern. Die eine Antifibrose-Substanz heißt Lycorin und ist ein Pflanzenwirkstoff aus der Belladonna-Lilie. Der andere Fibrose-Hemmer heißt Bufalin, stammt ursprünglich aus dem Gift der Chinesischen Kröte und beeinflusst die Herzfunktion.

Getestet wurden beide Stoffe erst im Labor in menschlichen Fibroblasten und dann in Mäusen und Ratten. In beiden Tiermodellen sei es gelungen, dank der Naturstoffe Fibrose im Herzen zu verhindern und die diastolische Funktion des Herzens zu verbessern. Dabei sind die Stoffe richtig dosiert offenbar gut verträglich und schädigen nach ersten toxikologischen Untersuchungen weder Leber noch Nieren. 

„Das Sensationelle daran ist, dass es für eine diastolische Funktionsstörung des Herzens bislang keine Therapie gibt“, betont Professor Dr. Dr. Thomas Thum, der die Studie leitete. Das bedeute große Hoffnung für weltweit über 30 Millionen Patienten, die an Herzinsuffizienz und gleichzeitiger diastolischer Herzschwäche leiden. 

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion

    Erstellt: 30. 1. 2020

    Quelle: „Naturstoffe gegen Fibrose und diastolische Herzschwäche entdeckt“, Pressmitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover, 22.1.2020; Autor der PM: Stefan Zorn (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

    Bildnachweis: Titelbild © ToryYu1989 / pxhere.com