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Auch in Blutgefäßen werden Verletzungen durch Blutgerinnsel verschlossen. © Robocop / iStock

Auch in Blutgefäßen werden Verletzungen durch Blutgerinnsel verschlossen. © Robocop / iStock

Neues Mittel gegen Blutgerinnsel?

Bei einer koronaren Herzerkrankung sind die Herzkranzgefäße verengt. Wenn die Ärzte mithilfe eines Katheters die Gefäße weiten, können die Ablagerungen (Plaques) reißen und die Wände der Blutgefäße verletzt werden. Solche kleinen Verletzungen sind ein Risikofaktor für Durchblutungsstörungen und Herzinfarkte, da sich an diesen Stellen Blutplättchen anlagern und Gerinnsel bilden können. Deshalb erhalten die Patienten schon während des Eingriffs blutverdünnende Medikamente, die verhindern, dass sich die Blutplättchen zusammenlagern.

Nachteil der bislang eingesetzten Medikamente ist, dass sie auch das Risiko für potenziell lebensbedrohliche Blutungen erhöhen. Denn sie hemmen einen zentralen Schritt der Blutstillung, das Zusammenlagern der Blutplättchen, im gesamten Körper. Der neuartige Plättchenhemmer Revacept könnte – so die Hoffnung – die Bildung von Blutgerinnseln bei einer Herzkatheteruntersuchung verringert, ohne das Blutungsrisiko zu erhöhen. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Blutverdünnern bindet Revacept nur an die verletzten Gefäßstellen und schirmt sie so ab, dass sich keine Blutplättchen anlagern können.

Ein anderer Nachteil der bisherigen Blutplättchenhemmer: Sie werden als Tablette verabreicht, es dauert drei bis vier Stunden, bis sie über den Darm ins Blut gelangen und dort wirken. Das neue Medikament kann man direkt ins Blut der Patienten spritzen, sodass er sehr schnell wirken kann.

Das Prinzip

Der Entwicklung des neuen Mittels sind Jahre intensiver Grundlagenforschung vorausgegangen, in denen Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität München daran geforscht haben, wie Blutplättchen an verletzte Gefäßstellen binden. Entscheidend war es, Strukturen ins Visier zu nehmen, die zwischen gesunden und atherosklerotischen Gefäßen unterscheiden. Deshalb haben die Wissenschaftler sich auf die Bindung der Blutplättchen an das Kollagen konzentriert, das nur bei verletzten Gefäßwänden in den Blutstrom ragt. Aus ihren Ergebnissen entstand der Wirkstoff Revacept. Er bindet gezielt an das Kollagen der geschädigten Stellen und verhindert so, dass sich dort Blutplättchen anlagern.

Studien haben bereits die Verträglichkeit des Mittels bewiesen, die Studien zur Effektivität beim Verhindern von Blutgerinnseln laufen noch.