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Stent im Einsatz: Das Gefäß wird offengehalten, das Blut kann fließen. © PhonlamaiPhoto / iStock

Stent im Einsatz: Das Gefäß wird offengehalten, das Blut kann fließen. © PhonlamaiPhoto / iStock

Neue Entwicklungen bei Stents

Wenn Gefäße sich verengen oder die Gefäßwand an Stabilität verliert, kommen oft Stents zum Einsatz. Inzwischen gibt es Stents für die verschiedensten Einsatzgebiete. Die Röhrchen aus Drahtgeflecht sind allerdings Fremdkörper, was gelegentlich zu Problemen führt. Aber auch in diesem Bereich konnten schon viele Verbesserungen erreicht werden. Und die Forschung geht immer weiter.

  • Effektiv und sicher

    Forscherteams der Klinik für Kardiologie am Inselspital, Universitätsspital Bern haben in zwei Studien eine deutliche Überlegenheit der neusten Stent-Generation bei akutem Herzinfarkt nachweisen können: Stents mit ultradünnen Metallträgern und Trägerschichten für Medikamente erwiesen sich als wirksam (sie halten das Gefäß offen) und sicher (es treten nur selten Komplikationen auf). Dabei haben die Medikamentenbeschichteten Stents, deren Trägerschicht vom Körper resorbiert werden kann, deutlich besser abgeschnitten als Stents mit permanenter Beschichtung.

  • Biologisch abbaubar

    Sind die Herzkranzgefäße gefährlich verengt, kann es zum Herzinfarkt kommen. Mit einem Stent, einem röhrenförmigen Drahtgeflecht, lässt sich die Engstelle weiten und stabilisieren. Doch die Betroffenen müssen dauerhaft Medikamente nehmen, um das Risiko von Thrombosen und Gefäßverschlüssen zu verringern. Ein Konsortium von Ärztinnen, Ärzten und Forschern des Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen (UHZ) entwickelt derzeit gemeinsam mit Ingenieuren einen Stent aus dem bioresorbierbaren Spurenlement Zink. Das Material wird – anders als bisher eingesetzte Materialien – vom Körper nicht als Fremdkörper erkannt, ist besser sichtbar, wächst schneller in die Gefäßwand ein als ein herkömmlicher Stent und ist innerhalb von zwei Jahren vollständig abgebaut. Dadurch könnte eine dauerhafte Medikamenteneinnahme entfallen.

  • Miniaturisiert

    Ungefähr eines von Tausend Kindern bildet – manchmal schon als Fötus im Mutterbauch – Engstellen in den Harnwegen aus. Damit sich der Urin nicht lebensgefährlich staut, müssen Kinderchirurgen die Verengungen an der Harnröhre herausschneiden und die offenen Enden der Röhre wieder aneinander nähen. Es wäre schonender für die Nieren, wenn die Engstelle mit Hilfe eines Stents bereits im Mutterleib erweitert werden könnte. So kleine Stents gibt es derzeit nicht, aber Züricher Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sie detailreiche Strukturen im Bereich von weniger als 100 Mikrometer Durchmesser herstellen können. Damit haben sie den kleinsten Stent der Welt gedruckt. Sie haben dafür ein Polymer mit Formgedächtnis benutzt. So kann man den Stent zum Implantieren zusammendrücken, im Körper entfaltet er sich dann wieder. Die ersten Ergebnisse im Tierversuch sind vielversprechend. Der Stent im Bild ist nur 50 Mikrometer dick und rund 300 Mikrometer lang

  • Besser verträglich

    Verengen Ablagerungen die Blutgefäße, setzen Mediziner Stents ein: Sie sollen die verstopften Passagen weiten. Doch mitunter wehrt sich das Immunsystem des Patienten gegen diese Implantate, es kann zu Fremdkörperreaktionen Entzündungen, einer Abstoßung des Fremdkörpers oder die Anlagerung von Gewebe kommen. Beschichtungen aus Titanoxinitrid (Titan, Sauerstoff und Stickstoff) sollen dem Effekt entgegenwirken. Das Problem: Die Schichten gelingen nicht immer, ergo können die Beschichtungen das Risiko von Fremdkörperreaktionen zwar senken, aber nicht gänzlich ausschließen.

    Ein Forscherteam des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS konnte die Stent-Beschichtungen nun optimieren und damit deren Biokompatibilität deutlich verbessern. Erreicht haben die Forscher dies durch eine Veränderung der Mischung des Titanoxidnitrid. Die neue Beschichtung bedecken den Stent besser, sie sind elastisch genug, damit der Stent ohne Beschädigung der Schicht in der Blutbahn aufgedehnt werden kann, und die Beschichtung hält auch dem Druck des vorbeiströmenden Blutes stand.

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  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion

    Erstellt: 14.9.2020

    Quellen:

    • „Kardiologie-Studie: Wirksame neue Stent-Generation“, Pressemitteilung des Universitätsspitals Bern, September 2019
    • „Biologisch abbaubarer Stent soll Komplikationen verringern“, Pressemitteilung der Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen, Juli 2019
    • „Der kleinste Stent der Welt“, Pressemitteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich), August 2019
    • „Besser verträgliche Stents verhindern Verschluss von Blutgefäßen“, Pressemitteilung der Fraunhofer-Gesellschaft, September 2019

    Bildnachweise:

    • Titelbild © PhonlamaiPhoto / istockphoto.com
    • Illustrationen: Beschichtung © Fraunhofer IKTS; Mini-Stent. Bild: aus de Marco C. et al, Adv. Mater. Technol., 2019