
Raus aus dem Tabakrauchen mit Hilfe der E-Zigarette? © Frank Eckgold / fotolia
Rauchentwöhnung mit E-Zigarette?
Tabakrauchen gehört zu den stärksten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem macht Nikotin süchtig. Wer seiner Gesundheit zuliebe das Rauchen aufgeben will, hat es also nicht leicht. Kann die E-Zigarette die Lösung sein?
- Wie sollen E-Zigaretten helfen?
Beim Tabakrauchen werden eine Reihe von Substanzen inhaliert. Viele davon sind erwiesenermaßen krebserregend, schädigen das Erbgut, begünstigen Nervenkrankheiten, schwächen das Immunsystem und wirken direkt auf das Herz-Kreislauf-System, insbesondere die Gefäße. Nikotin beispielsweise beeinflusst das vegetative Nervensystem und wirkt über diesen Weg gefäßverengend.
Die größte Hürde bei der Rauchentwöhnung ist die Entwöhnung von Nikotin, aber auch auf die positive Rückkopplung beim Vorgang des Rauchens zu verzichten, fällt vielen schwer. E-Zigaretten können Nikotin und „Rauchgefühl“ bieten, während die Aufnahme vieler anderer Stoffe, die in Tabak enthalten sind, ausgeschlossen wird. Durch den Konsum von E-Zigaretten werden die gesundheitlichen Schäden verringert und der Verzicht auf Tabakwaren erleichtert, so die Hoffnung. Eine stetige Verringerung des Nikotin-Anteils kann dann die komplette Entwöhnung bewirken.
Vor Kurzem wurde im „New England Journal of Medicine“ eine Studie veröffentlicht, die prüft, ob die E-Zigarette als Methode der Raucherentwöhnung wirklich geeignet und wie vielversprechend sie ist.
Die Studie
In der Studie wurden 886 im Durchschnitt 41 Jahre alte Raucher (Frauen und Männer) nach einer persönlichen Beratung in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt ein Starterpaket mit E-Zigarette und einer nikotinhaltigen Inhaltsflüssigkeit und es stand ihnen frei anschließend weitere Einheiten zu kaufen. Die zweite Gruppe wurde für bis zu 3 Monate mit anderen Nikotinersatzpräparaten (z. B. Pflaster, Kaugummi, Lutschtabletten, medikamentöse Therapie etc.) ausgestattet. Alle Teilnehmer wurden zudem ermutigt, an einer regelmäßigen Verhaltenstherapie teilzunehmen. Nach 12 Monaten waren 18 % der E-Zigaretten-Raucher tabakabstinent. Diejenigen, die mit Ersatzpräparaten den Ausstieg erreichen wollten, zeigten diese Abstinenz nur zu 9,9 %.
Das Ergebnis kritisch betrachten!
Langjährigen Raucher, die gewillt waren, das Tabakrauchen zu beenden, gelang der Abschied von Zigaretten oder anderen Tabakwaren über die E-Zigarette also doppelt so häufig wie mit Nikotinersatzstoffen. Das ist die wichtigste Nachricht, und sie ist gut.
Allerdings sind 80 % derjenigen Probenanden, die den Tabak-Ausstieg mittles E-Zigarette schafften, dauerhaft bei der E-Zigarette geblieben. Von denjenigen, die erfolgreich mit Hilfe von Pflastern oder anderen Nikotinersatzpräparaten vom Tabakrauchen loskamen, verwendeten nur 9% weiterhin diese Nikotinersatzprodukte.
Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) sehen die Ergebnisse der Studie kritisch. „Die meisten Patientinnen und Patienten sind also auf die E-Zigarette umgestiegen, ein wirklicher Ausstieg bzw. eine vollständige Abstinenz erfolgte nicht“, erklärt Prof. Dr. Rainer Hambrecht, Vorsitzender der DGK-Projektgruppe Prävention. Prof. Dr. Harm Wienbergen fügt hinzu: „Bedenklich ist hierbei vor allem, dass bislang keine fundierten Ergebnisse über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten vorliegen, es gibt allerdings erste beunruhigende Hinweise auf ernste Spätschäden durch E-Zigaretten.“
So zeigte eine US-amerikanische Studie, dass der Konsum von nikotinhaltigen Liquids der E-Zigaretten Auswirkungen auf die Bonchialepithelzellen hat, wie sie sonst nur bei von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) Betroffenen beobachtet werden. Anfang des Jahres hatte bereits die American Heart Association in einer Pressemitteilung davor gewarnt, dass der Konsum von E-Zigaretten mit einer deutlich erhöhten Rate von Schlaganfällen und Herzerkrankungen einhergeht.
Hinzu kommt die Vorbildfunktion: E-Zigaretten-Raucherinnen und Raucher sind schlechte Vorbilder für Jugendliche, die besonders empfänglich dafür sind, E-Zigaretten zu konsumieren. Dadurch wird bei den Jugendlichen nachweislich auch der Beginn konventionellen Zigarettenrauchens gebahnt.