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Operationsteam bei der Arbeit. 2022 wurde zum ersten Mal ein Schweineherz in einen Menschen verpflanzt. © Sasin Tipchai / Pixabay

Zum ersten Mal wurde einem Menschen ein Schweineherz implantiert. © Sasin Tipchai / Pixabay

Transplantation eines Schweineherzes

Wenn das Herz zu schwach ist, um den Körper zu versorgen, kann eine Herztransplantation nötig werden. Spenderherzen sind jedoch rar. Deshalb forscht man schon seit Jahren an der Möglichkeit, ein tierisches Organ zu verpflanzen. Der geeignetste Spender ist das Schwein, da die entscheidenden Gewebe-Merkmale denjenigen von Menschen am ähnlichsten sind. Zudem sind Menschen- und Schweineherzen anatomisch praktisch identisch. Für biologische Herzklappenprothesen werden Schweine schon seit vielen Jahren als Spender eingesetzt.

Im Januar 2022 erhielt ein Mann schließlich das erste genetisch veränderte Schweineherz. Obwohl der Erfolg nicht von Dauer war, stellt dieses Ereignis einen Meilenstein dar.

Vorbereitung der Transplantation

Obwohl Schweine an besten geeignet sind, kann man nicht das Herz irgendeines gesunden Tieres auf den Menschen verpflanzen. Es sind ein paar Veränderungen der Gene erforderlich. Deshalb stammte das Spenderschwein aus einer speziellen Zuchtlinie, bei der drei Schweinegene ausgeschaltet wurden, um eine Abstoßung des Organs im menschlichen Körper möglichst zu verhindern. Außerdem enthalten diese Schweine sechs zusätzliche Gene von Menschen, die Entzündungen und die Blutgerinnselbildung unterdrücken. Außerdem wurde das Tier regelmäßig auf Krankheitserreger getestet.

Der Patient war ein 57-jähriger Mann mit extremer Herzschwäche, dessen Atemfunktion für ihn von einer Maschine außerhalb seines Körpers übernommen wurde (ECMO,  künstliche Lunge). Seine Therapiemöglichkeiten waren ausgeschöpft und für die Transplantation eines menschlichen Spenderherzens wurde er als nicht geeignet eingeschätzt. Die experimentelle Transplantation eines Schweineherzens war daher die letzte Möglichkeit für ihn. Vor der Transplantation erhielt er eine umfassende immunsuppressive Behandlung. Dabei wird das Immunsystem so weit heruntergefahren, dass es das fremde Gewebe nicht abstößt.

Nach der Transplantation

Auch nach der Transplantation erhielt der Patient noch Immunsupressiva, die nach und nach reduziert wurden. Bereits am vierten Tag konnte die Maschine, die für die Atemfunktion des Mannes sorgte (ECMO), entfernt werden. Aufgrund eines Nierenversagens nach der OP war der Patient kurzfristig auf eine Dialyse angewiesen. Das Spenderherz arbeitete jedoch weiter.

Am Tag 12 kam es dann zu einer vorübergehenden Dünndarmblutung. Am Tag 21 musste die Immunsuppression angepasst werden – noch immer pumpte das Herz zufriedenstellend. Auch ein Test am Tag 34 zeigte keine Hinweise auf eine Abstoßungsreaktion. Neun Tage später verschlechterte sich dann der Zustand des Patienten, er musste beatmet werden. Das Lungenproblem konnte allerdings gelöst, die Beatmung am Tag 47 beendet werden. Noch immer waren keine Herzprobleme zu erkennen.

Das änderte sich erst am Abend des 49. Tages. Der Patient klagte über Unwohlsein, die Herzwerte verschlechterten sich, der Blutdruck stieg. Der Mann musste wieder beatmet werden.

Obwohl die linke Herzkammer weiterhin bei guter Leistung pumpte, zeigten Untersuchungen schließlich, dass das Herz massiv geschädigt war. Die Atemfunktion des Patienten musste wieder maschinell unterstützt werden (ECMO). Versuche, den Verfallsprozess aufzuhalten, gelangen zwar, aber das Herz war bereits zu stark geschädigt. Gemeinsam mit den Angehörigen fiel der Entschluss, alle Maßnahmen zu beenden. Der Patient verstarb schließlich an Tag 60 nach der Transplantation.

Stand heute

Bis heute ist nicht klar, warum das Spenderherz versagt hat. Eine klassische Abstoßungsreaktion konnte ausgeschlossen werden, denn alle Befunde waren eher untypisch. Die Untersuchungen nach möglichen Gründen laufen weiter. Einer davon ist ein für Schweine typisches Virus, das normalerweise für Menschen harmlos ist. Es konnte trotz der Vortests später im Organ nachgewiesen werden. Ob es in diesem Fall Schaden angerichtet hat, konnte noch nicht beantwortet werden. Bisher gibt es jedenfalls noch keinen Beweis dafür, dass das Virus eine Infektion bei dem Patienten verursacht oder andere Gewebe oder Organe als das Herz infiziert hat.

Ergebnis

Auch wenn der Patient nicht wie erhofft ein zweites Leben beginnen konnte, sehen Fachleute in dieser Transplantation zumindest einen Teilerfolg. Immerhin hat das Spenderherz länger als einen Monat normal funktioniert. Die Forschung zu Transplantationen mit Organen und Geweben anderer Lebewesen als dem Menschen, sogenannten Xenotransplantation werden weitergehen, um die Risiken zukünftig weiter zu verringern. Dennoch wird das Verfahren sicherlich noch lange eine Ausnahme bleiben und die Herztransplantation von Mensch zu Mensch nicht so bald ablösen.