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Junger Mann schreit und rauft sich die Haare. Wer oft wütend oder verärgert ist, hat ein höheres Herz-Kreislauf-Risiko. © Yogendra Singh / Pixabay

Wer oft wütend oder verärgert ist, hat ein höheres Bluthochdruck-Risiko. © Yogendra Singh / Pixabay

Stress und Blutdruck

„Der ist auf hundertachtzig!“, sagt man manchmal, wenn jemand so richtig wütend ist. Wenn es hin und wieder passiert, dass der Blutdruck bei Stress so hoch steigt, ist das nicht weiter schlimm. Bedenklich wird es allerdings, wenn Stress und Ärger oft oder sogar ständig zu erhöhtem Blutdruck führen. Dann kann sich das zu einer Bluthochdruck-Erkrankung auswachsen – und das auch unabhängig von den anderen Risikofaktoren wie z. B. Übergewicht und Rauchen. Hier zwei Beispiele, was Forscher zu diesem Thema ermittelt haben.

Mehr Stress, weniger Leben

Körperlicher Stress entsteht, wenn verstärkt Cortisol und/oder Adrenalin ausgeschüttet werden. Die Ausschüttung dieser Substanzen wird wiederum von verschiedenen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel durch psychischen Stress im Alltag oder Schlafmangel. Die Stresshormone selbst wirken erhöhend auf den Blutdruck.

Die Ausschüttung von Cortisol weist bei gesunden Menschen im Tagesverlauf ein charakteristisches Muster auf. Der Cortisolspiegel steigt nach dem Aufwachen zunächst stark an, erreicht nach etwa 30 Minuten ein Maximum und fällt dann bis zum Abend hin kontinuierlich ab. Studien konnten in der Vergangenheit zeigen, dass dieser rhythmische Verlauf bei Menschen, die unter chronischem Stress leiden, schwächer ausgeprägt ist. Ist diese Cortisol-Ausschüttung gestört, kann das lebensverkürzend wirken – so ein Ergebnis aus der deutschen KORA-Studie.

Die Teilnehmenden der Studie sammelten im Verlauf eines Tages vier Speichelproben, aus denen die Forscher ein Tagesprofil für das Stresshormon Cortisol bestimmten. In den Jahren danach wurde regelmäßig erfasst, ob die Getesteten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten oder verstarben.

In der aktuellen Untersuchung zeigte sich, dass Teilnehmenden mit einem gesunden Muster der Cortisolausschüttung – also mit starkem Anstieg am Morgen und deutlichem Abfall zum Abend hin – ein geringeres Risiko aufwiesen, einen Schlaganfall zu erleiden oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben. Personen, deren Cortisolausschüttung sich im Tagesverlauf weniger stark änderte, hatten dagegen ein höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben. Bei denjenigen, deren Cortisolspiegel abends höher war, war dieses Risiko ebenfalls erhöht.

Dabei scheint die Veränderung der Cortisolausschüttung über den Tagesverlauf wichtiger als die Gesamtmenge an Cortisol, die ausgeschüttet wird.

Bitte nicht ärgern!

Bluthochdruck hat in vielen Fällen keine organische Ursache. Man spricht dann von essenzieller Hypertonie. Ein Team aus deutschen und schweizer Forschern untersuchte in einer mehrjährigen Studie mit männlichen Probanden, inwieweit psychologische Faktoren hier eine Rolle spielen.

Sie fanden heraus, dass essenzielle Hypertoniker in Gesichtern von Personen, die gemischte Emotionen zeigten, häufiger Ärger erkannten als Probanden der Kontrollgruppe mit normalem Blutdruck. Darüber hinaus war diese Ärgerüberschätzung mit einer langfristigen Erhöhung des Blutdrucks verbunden, wenn der Proband dazu tendierte, sich häufig zu ärgern.

Essenzielle Hypertoniker könnten also von therapeutischen Maßnahmen profitieren, bei denen sie lernen, sich nicht vom Ärger anderer „anstecken“ zu lassen. Ob dieser Zusammenhang auch für Frauen gilt, muss noch erforscht werden