
Auch in Blutgefäßen werden Verletzungen durch Blutgerinnsel verschlossen. © Robocop / iStock
Neuer Weg zur Vorbeugung von Blutgerinnseln in Sicht?
Thrombosen zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen, weil dabei Blutgerinnsel Blutgefäße verstopfen und damit zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Patienten, bei denen eine erhöhte Neigung zu Blutgerinnseln besteht, bekommen zur Vorbeugung meist sogenannte Blutverdünner. Forschende der Universität Tübingen entdeckten einen körpereigenen Mechanismus, der gefährliche Blutgerinnsel hemmt. Er könnte künftig die Therapiemöglichkeiten verbessern.
Der Mechanismus
Wunden schließt unser Körper, indem Blutplättchen die beschädigten Gefäßwände verkleben – das Blut gerinnt. Das geschieht äußerlich, wenn wir uns in den Finger schneiden, aber auch bei kleinen Verletzungen innerhalb von Adern.
Wie aber verhindert der Körper, dass das gerinnende Blut das verletzte Blutgefäß völlig verstopft? Anfangs ist das in der Ader entstehende Gerinnsel noch klein, das Blut kann das Hindernis noch relativ gut umfließen. Je größer das Gerinnsel, desto mehr Kraft übt das vorbeiströmende Blut darauf aus: Die sogenannte Schubspannung steigt. Das setzt einen Mechanismus in Gang, der bewirkt, dass in den verklebten Blutplättchen mehr cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) gebildet wird. Dieser Botenstoff verhindert, dass weitere Blutplättchen haften bleiben, und das lebensbedrohliche Gerinnsel beginnt, sich aufzulösen. Fließt das Blut wieder ungehindert, sinkt die Schubspannung und der Mechanismus stoppt. Ein kleines Gerinnsel bleibt bestehen und verschließt weiterhin die Verletzung in der Gefäßwand. Das cGMP wirkt somit als eine Art „Antiblockiersystem für Blutgefäße“, das sich je nach Bedarf über die Schubspannung selbst ein- oder ausschaltet.
Menschen, die aufgrund eines genetischen Defekts weniger cGMP bilden, erleiden häufiger einen Herzinfarkt – der neuentdeckte Mechanismus kann eine Erklärung dafür sein.
Es gibt bereits Medikamente, die den Körper bei der Bildung von cGMP unterstützen. Sie wurden für andere Zwecke entwickelt, könnten aber möglicherweise auch zur Behandlung bei Thrombosegefahr eingesetzt werden. Das muss aber erst noch durch Studien belegt werden.
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