
Blutkörperchen: Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. © dp
Neues über die Blutgerinnung
Wenn Blutplättchen aktiviert werden, führt das letztlich zur Blutgerinnung. Solche Gerinnsel können Thrombosen auslösen und zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Einen interessanten Ansatz für blutgerinnungshemmende Medikamente könnten die neuen Erkenntnisse zur Aktivierung der Blutplättchen bieten.
- Aktivierung der Blutplättchen
Blutkörperchen: Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. © dp Thrombozyten (Blutplättchen) sind kleine Zellen, die im Ruhezustand kompakt sind und an Plättchen erinnern. Werden sie aktiviert, nehmen sie an Größe zu, werden runder und „entfalten“ Tentakeln, die noch mehr Raum einnehmen. Zugleich wird ein Enzym freisetzt, das zur Bildung von Eiweißfasern (Fibrinfasern) führt. Die Vergrößerung der Thrombozyten, ihr Zusammenlagern und das Fibrinnetz halten die anderen Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen) auf – letztlich bildet sich ein Blutgerinnsel.
Was bislang bekannt war
Kalzium ist in fast allen Zellen ein wichtiges Signalmolekül. Auch Blutplättchen, in der Fachsprache Thrombozyten genannt, werden durch Kalzium aktiviert und tragen dann zur Blutstillung und zum Wundverschluss bei. Allerdings kann eine fehlgeleitete Aktivierung der Blutplättchen durch unkontrollierte Kalzium-Signale auch zu akut lebensbedrohlichen Ereignissen wie Thrombosen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen, sowie Entzündungsreaktionen in den Blutgefäßen auslösen.
Bisher war vor allem das Molekül stromal interaction molecule 1 (STIM1) als wichtiger Baustein bei der Regelung von Kalziumsignalen bekannt. Allerdings hat es diese Funktion in fast allen Zellen des Körpers inne und ein Verlust von STIM1 hat daher starke Auswirkungen, wie die Schwächung des Immunsystems. Aus diesem Grund eignet es sich nicht als Zielstruktur für die Entwicklung von Medikamenten.
Die neue Erkenntnis
Würzburger Forscherinnen und Forscher vom Rudolf-Virchow-Zentrum fanden heraus, dass das weitgehend unbekannte Molekül namens bridging integrator 2 (BIN2) bei der Aktivierung der Blutplättchen eine zentrale Rolle spielt. Es interagiert unter anderem mit STIM1, kommt aber nur in den Blutplättchen vor – die Interaktion wirkt sich also auch nur dort aus.
Die Entdeckung wurde durch die Zusammenarbeit mehrerer Forschungsgruppen aus dem Sonderforschungsbereich Transregio 240, der Universität Würzburg und des Uniklinikums Würzburg und deren breites Methodenspektrum möglich.
Ansatz für neue Medikamente?
Mäuse, die kein BIN2 haben, weisen stark reduzierte Kalziumsignale in den Thrombozyten auf. Dadurch kommt es in ihren Blutgefäßen nach Beschädigung der Gefäßwand zu kleineren Blutgerinnseln als bei Mäusen mit BIN2, die Tiere sind teilweise geschützt vor arterieller Thrombose und Schlaganfälle haben einen milderen Verlauf. Das zeigt, dass Moleküle wie BIN2 ein Ansatzpunkt für die Medikamentenentwicklung gegen Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle sein könnten. Dazu müssen nun die genauen molekularen Mechanismen und weitere Interaktionspartner untersucht werden.
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