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Dicke Frau – Lässt sich unser braunes Fettgewebe gegen Übergewicht mobilisieren? © cocoparisienne / Pixabay

Lässt sich unser braunes Fettgewebe gegen Übergewicht mobilisieren? © cocoparisienne / Pixabay

Braunes Fett hilft beim Abnehmen

Der Schlüssel beim Abnehmen ist das Verhältnis von aufgenommen Kalorien zu vom Körper verbrannten Kalorien. Während z. B. Muskeln diese Energie in Arbeit umsetzen, verbrennt braunes Fett Kalorien rein zur Wärmegewinnung. Daran knüpfen Forscher bei der Suche nach einer Adipositas-Behandlung an.

  • Was ist braunes Fett?

    Bei Menschen und Säugetiere unterscheidet man generell zwischen weißem und braunem Fettgewebe. Braunes Fettgewebe befindet sich bei Menschen vor allem an Hals und Brust. Braunes Fettgewebe wird stärker durchblutet als weißes Fettgewebe und enthält deutlich mehr Mitochondrien, daher sieht es dunkler aus. Diese Zellorganellen sind maßgeblich am Energieumsatz der Zellen beteiligt.

    Weißes Fettgewebe kommt im menschlichen Körper viel häufiger vor, speichert Fett, und befindet sich vorzugsweise in den allgemein bekannten Polstern an Bauch, Gesäß und Oberschenkeln. Bei erhöhtem Energiebedarf – zum Beispiel bei körperlichen Aktivitäten – kann der Körper auf diese Depots zurückgreifen.

    Braunes Fett hingegen verbrennt Energie unter Freisetzung von Wärme. Vor allem Babys verhindern so, dass sie auskühlen; sie haben viel braunes Fettgewebe. Nach dem Säuglingsalter sinkt die Anzahl dieser Zellen allerdings. Lange Zeit dachte man, dass Erwachsene über keine aktiven braunen Fettzellen mehr verfügten, inzwischen weiß man, dass wenigstens ein paar Gramm „übrigbleiben“. 

    Ein junger Erwachsener hat  etwa 50 g braunes Fettgewebe. Die Menge nimmt im Laufe der Zeit ab – vor allem bei übergewichtigen Menschen. Könnte man diese 50 g dazu bringen, ihre volle „Verbrennungsleistung“ einzusetzen, verbrauchten sie pro Tag etwa 200 bis 400 Kilokalorien. Wenn man bedenkt, dass ein Erwachsener im Mittel etwa 2000 kcal am Tag umsetzt, wäre dies eine beachtliche Steigerung des Energieverbrauchs. Bei gleichbleibender Kalorienaufnahme könnte man so aufs Jahr gerechnet rund 16 Kilogramm weißes Fettgewebe abbauen.

  • Wie kann man das braune Fett aktivieren?

    Es gibt zwei Hauptwege, das braune Fettgewebe beim Erwachsenen zu aktivieren: durch Kältereize oder Medikamente.

    Versuche, bei denen Probanden mehrere Tage lang jeweils mehrere Stunden bei Temperaturen um die 16 °C frieren mussten, führten zur Zunahme an braunem Fettgewebe. Bei Übergewichtigen und Diabetikern war der Effekt allerdings schwächer als bei normalgewichtigen Probanden. Stundenlang zu frieren ist zudem keine ideale Option, denn Kälte beeinträchtigt auf Dauer nicht nur das Wohlbefinden sondern auch die die Gesundheit. Zum einen verengen sich die oberflächennahen Gefäße, um den Wärmeverlust einzudämmen, zum anderen bemüht sich der Körper, alle wichtigen inneren Organe warmzuhalten. Herz und Kreislauf werden dadurch stärker beansprucht, außerdem sind die Abwehrzellen des Immunsystems weniger aktiv. 

    Forscher beschäftigen sich deshalb mit Medikamenten zur Aktivierung des braunen Fettgewebes. Bisher wirkten die Substanzen entweder nicht spezifisch genug oder weisen starke Nebenwirkungen auf.

Aus der aktuellen Forschung 

Da die Aktivität des braunen Fettgewebes nicht nur bei der Gewichtszu- oder -abnahme, sondern auch im Zusammenhang mit dem Zuckerstoffwechsel eine Rolle spielt, wird in vielen Richtungen daran geforscht.

Einfluss der „Boten-DNS“ (RNA)

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln, der Medizinischen Universität in Wien und der Syddansk Universität im dänischen Odense fanden heraus, dass ein erst vor Kurzem entdeckter RNA-Typ sehr gewebespezifisch und effektiv den Kalorienverbrauch brauner Fettzellen erhöht. Im Mausmodell sorgte eine hohe Aktivität der H19 genannten RNA dafür, dass diese Tiere selbst mit einer fettreichen Ernährung kaum stärker zunahmen als ihre gesunden Artgenossen.

Interessante Wirkstoffkombination

Im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München (TUM) von einer neuen Kombinationstherapie. Dabei wird gleichzeitig der Appetit gezügelt und der Energieumsatz erhöht. Letzteres geschieht durch den Wirkstoff Icilin, der auch ohne Temperaturabfall die Kälterezeptoren der braunen Fettzellen aktiviert. Als Appetitzügler benutzten die Forscher Dimethylphenylpiperazin (DMPP), das im Gehirn wirkt und ein Sättigungsgefühl hervorruft. Dabei stellte sich heraus, dass die gleichzeitige Gabe beider Substanzen zu einem stärken Gewichtsverlust und auch einer deutlicheren Verbesserung des Zuckerstoffwechsels führte, als wenn man die Effekte zusammenrechnet, die bei Einzelgabe zu beobachten waren.

Kaffee kurbelt Aktivität des braunen Fetts an

Wissenschaftler der University of Nottingham haben anhand von Zellkulturen festgestellt, dass das in Kaffee enthaltene Koffein dafür sorgte, dass die Aktivität des brauen Fetts ansteigt. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler, ob der Effekt auch beim Menschen auftritt. Dazu haben sie mit wärmebildgebender Verfahren die Körpertemperatur vor und nach dem Trinken von  eine Tasse Kaffee verglichen. Bei den Probanden konnte nach dem Kaffeekonsum zum Beispiel oberhalb des Schlüsselbeins eine deutlich Erwärmung des Braunfetts festgestellt werden, was auf eine höhere Stoffwechselaktivität hinweist. Bei der Kontrollgruppe, die stattdessen Wasser erhielt, trat hingegen keine biologisch signifikante Temperaturerhöhung während des Experiments auf.