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Niedriger Blutdruck (Hypotonie)

Der niedrige Blutdruck (arterielle Hypotonie) fand lange Zeit nur wenig medizinische Aufmerksamkeit. Die Hypotonie selbst wirkt sich – anders als Bluthochdruck – auch tatsächlich nicht schädigend auf die Gefäße aus. Allerdings führt sie zu einer schlechteren Versorgung der Organe (z. B. des Gehirns) mit Sauerstoff und kann außerdem auf andere, durchaus ernst zu nehmende Erkrankungen hindeuten.

  • Was ist arterielle Hypotonie?

    Der normale Blutdruck liegt laut WHO zwischen 120 und 129 mmHg beim systolischen Wert und zwischen 80 und 84 mmHg beim diastolischen Wert. Werte unter 120/80 mmHg werden von der WHO als optimal bezeichnet.

    Ein Blutdruck unter 110/60 mmHg bei Männern bzw. 100/60 mmHg bei Frauen gelten als niedrig – es liegt eine Hypotonie vor.

Wie äußert sich ein zu niedriger Blutdruck?

Niedriger Blutdruck macht sich mitunter gar nicht bemerkbar. Oft geht er aber wegen der Unterversorgung der Organe (z B. des Gehirns) mit einem oder mehreren der folgenden Symptome einher:

  • Schwindel, vor allem beim raschen Aufstehen
  • Ohnmacht
  • Sehstörungen („Sternchen-Sehen“)
  • Ohrensausen
  • Kühle blasse Haut
  • Kalte Hände und Füße
  • Kopfschmerzen
  • Schnelle Ermüdung
  • Konzentrationsprobleme
  • Depressive Verstimmungen
  • Herzrasen
  • Atemnot

Treten diese Symptome öfter und/oder ohne erkennbaren Grund auf, sollten Sie Ihren Blutdruck messen bzw. messen lassen.

Wann wird es gefährlich?

Der niedrige Blutdruck selbst ist in der Regel ungefährlich.

Die resultierende Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff kann allerdings zu Schwindelanfällen und sogar Ohnmachten führen. Es besteht Sturz- und damit Verletzungsgefahr; in schweren Fällen sollten Sie nicht mit dem Auto fahren.

In der Schwangerschaft kann eine Unterversorgung der Gebärmutter zu Problemen führen – besondere ärztliche Kontrolle ist angeraten.

Ernst zu nehmen ist eine Hypotonie als Symptom verschiedener Erkrankungen.

  • Ursachen für Hypotonie

    Bei der anlagebedingten bzw. konstitutionellen Hypotonie (auch primäre Hypotonie) funktioniert die normale Blutdruckregelung des Körpers nicht optimal, sie ist dauerhaft auf einen zu niedrigen Soll-Wert eingestellt.

    Bei einer orthostatischen Hypotonie, also Anpassungsschwierigkeiten der Blutdruckregulation beim Wechsel der Körperposition (schnelles Aufstehen), reagiert die Blutdruckregelung zu langsam.

    In einer akuten Schocksituation kann ebenfalls eine Hypotonie auftreten. Eine solche Situation kann z. B. bei einer starken allergischen Reaktion (anaphylaktischer Schock) oder durch starken Blutverlust entstehen, auch bei einer nicht sichtbaren, inneren Blutung. Starker Flüssigkeitsverlust (übermäßiges Schwitzen, Durchfall) verringert das Blutvolumen ebenfalls – mit der gleichen Wirkung.

    Von sekundärer Hypotonie spricht man, wenn sie Folge einer Erkrankung oder Medikamenteneinnahme ist. Ursachen können sein:

    • Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz oder eine Verengung der Aortenklappen (Aortenstenose)
    • Venenschwäche
    • Hormonstörungen durch Erkrankungen der Schilddrüse und/oder Nebenniere
    • Neurologische Erkrankungen
    • Medikamentennebenwirkungen wie z. B. bei Diuretika oder manchen Psychopharmaka

    Übrigens: Auch bei einem Aortenbogen-Syndrom können Symptome einer Hypotonie einschließlich niedriger Blutdruckwerte auftreten. Von der Aorta zweigen im Bereich der Schlüsselbeine die Arterien ab, die Arme und Kopf versorgen. Hier kann es zu einer Verengung kommen, sodass zwar im größten Teil des Körpers genug Blut fließt, in den Armen (wo der Blutdruck meist gemessen wird) und im Kopf der Blutdruck aber zu niedrig ist.

  • Therapie der Hypotonie

    Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Einen leicht oder vorübergehend erniedrigten Blutdruck kann man lindern durch

    • Salzreiche Ernährung
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
    • Körperliche Bewegung
    • Kneipp-Anwendungen (z. B. Wechselduschen)
    • Kaffee oder Schwarzen bzw. Grünen Tee
    • Stützstrümpfe

    Für stark ausgeprägte Hypotonie stehen Medikamente zur Verfügung. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin!

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

Ein gelegentlich zu niedriger Blut ist nicht besorgniserregend. Wenn Sie sicher gehen wollen, dass nichts Schlimmes dahintersteckt, notieren Sie, in welchen Situationen die Symptome auftreten, und sprechen Sie dann mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt.

Sind die Symptome so stark, dass sie ein Risiko für Sie selbst oder andere darstellen können (z. B. Ohnmacht, Sturzgefahr wegen Schwindel oder Sehstörungen), sollten Sie ebenfalls Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt aufsuchen. Auch wiederholtes Herzrasen und/oder Atemnot bedürfen der Abklärung.

Einen andauernd zu niedrigen Blutdruck sollten Sie auf jeden Fall abklären lassen. Hilfreich für die Diagnose sind Informationen darüber, ob die Symptome ständig oder unregelmäßig auftreten und in welchen Situationen sie am heftigsten sind.

Am besten ist es, wenn Sie bereits vor dem Arztbesuch selbst den Blutdruck in verschiedenen Situationen messen und die Werte notieren. Eventuell wird der Arzt bzw. die Ärztin zusätzlich eine 24-Stunden-Messung veranlassen.