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Raynaud-Syndrom

Das Raynaud-Syndrom beschreibt eine plötzlich auftretende und meist nur kurz anhaltende schmerhafte Verfärbung der Finger oder der Zehen, die drei Stufen durchlaufen kann: weiß, blau und rot. Seltener können auch Nase, Lippen und Ohren betroffen sein. Bei der Hälfte der Patienten liegt eine familiäre Häufung vor.

  • Entstehung

    Die Ursache der Verfärbung ist für Finger, Zehen, Nase, Lippen und Ohren gleich. Daher ist die Entstehung des Raynaud-Syndroms im Folgenden beispielhaft für die Finger erklärt.

    Warum verfärben sich die Finger?

    Ursächlich für ein Raynaud-Syndrom sind Krämpfe der Muskeln im Bereich der kleinsten Blutgefäße. Solche Gefäßkrämpfe führen zu einer Verengung der kleinsten Blutgefäße, der sogenannten Kapillaren. Die Krämpfe können ohne erkennbaren Grund auftreten, besonders häufig aber bei Kälte oder emotionalem Stress. Die Beschwerden halten nur vorübergehend an.

    Es können einzelne oder alle Finger betroffen sein, oft auch nur das äußerste Fingerglied. Über die Jahre hinweg kann sich die Erkrankung auf weitere Fingerglieder und Finger ausweiten.

    Durch das anfallsartige Zusammenkrampfen der kleinsten Blutgefäße kann weniger Blut in die Finger gelangen. Diese stark eingeschränkte Durchblutung lässt den betroffenen Finger zunächst weißlich aussehen. Danach verfärben sich die Finger, insbesondere die Fingerspitzen, bläulich-violett, da es nun zu einem Sauerstoffmangel in den Fingern kommt. Das sauerstoffarme Blut in den Fingern scheint dann bläulich durch die Haut.

    Wenn sich die spastische Verengung der Blutgefäße schließlich zurückbildet, fließt sauerstoffreiches Blut wieder in die Finger. Um den zwischenzeitlichen Sauerstoffmangel auszugleichen, weiten sich die Blutgefäße und es gelangt sogar sauerstoffreiches Blut vermehrt in die Finger. Dies lässt sie leuchtend rot erscheinen.

    So durchlaufen die Finger beim Raynaud-Syndrom, z. B. als Reaktion auf Kälte, im Allgemeinen drei Farbstufen: weiß, bläulich und rot.

    Wieso verengen sich die Kapillaren?

    Das Raynaud-Syndrom tritt in den meisten Fällen auf, ohne dass ein anderes Gesundheitsproblem dahintersteckt (primäres Raynaud-Syndrom). Viel seltener steht das Raynaud-Syndrom im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen (sekundäres Raynaud-Syndrom), vor allem mit rheumatischen Erkrankungen, zum Beispiel Lupus erythematodes oder Sklerodermie. Doch auch andere Krankheiten wie Vaskulitis, Erkrankungen des Blutes oder anatomische Anomalitäten können die Beschwerden auslösen.

  • Beschwerden

    Nachdem die Finger erbleichen, fühlen sie sich meist taub und kalt an, bis die später wiedereinsetzende Durchblutung Kribbeln, Stechen und manchmal auch starke Schmerzen verursacht.

    Auch weitere Missempfindungen können auftreten. Insbesondere bei einem schweren, sekundären Raynaud-Syndrom können sich sehr selten schmerzhafte Geschwüre an den Fingerspitzen entwickeln, die nur schlecht heilen.

  • Untersuchung

    Die Beschwerden weisen in der Regel eindeutig auf das Raynaud-Syndrom hin. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt daher darauf, zu sehen, ob der Patient bzw. die Patientin eine Erkrankung hat, die das Raynaud-Syndrom auslöst.

    Dazu werden zunächst die Krankgeschichte und die Beschwerden besprochen und Blut abgenommen. Im Labor wird ein Blutbild angefertigt, auch Entzündungswerte und bestimmte Antikörper werden untersucht. Mit einem  speziellen Mikroskop betrachtet die Ärztin bzw. der Arzt die Blutgefäße unter dem Nagel (Kapillarmikroskopie).

    Sind alle Untersuchungsbefunde unauffällig, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein primäres Raynaud-Syndrom. Weisen die Untersuchungsbefunde jedoch darauf hin, dass es sich um ein sekundäres Raynaud-Syndrom handelt, sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die zugrundliegende Erkrankung zu finden.  

  • Behandlung

    Bei der primären Form des Raynaud-Syndroms sind meist keine Medikamente erforderlich. Zu den Maßnahmen zählen zum Beispiel das durchgängige Warmhalten der Hände und Füße, Fingermuskeltraining mit Grip-Trainern und Entspannungstraining zur Behandlung ausreichend.  Eine Einnahme von Medikamenten ist dann erforderlich, wenn trotz der genannten Maßnahmen weiterhin starke Beschwerden bestehen oder sich Geschwüre bilden.

    Bei einem sekundären Raynaud-Syndrom können zusätzlich zu den beschriebenen Maßnahmen bestimmte Medikamente erforderlich sein. Dazu zählen Kalzium-Antagonisten und Nitroglycerin, die die spastischen, krampfartigen Verengungen der Blutgefäße auflösen.

    Bei einem sekundären Raynaud-Syndrom sollte zudem die ursächlich verantwortliche Erkrankung behandelt werden.