
Sport mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung
Sport und Bewegung senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber auch nach Herzinfarkt oder Schlaganfall, bei Bluthochdruck oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Sport zu empfehlen. Es sollte natürlich der richtige sein.
- Bewegung ist immer wichtig
Der Mensch ist ein „Bewegungstier“. Das heißt nicht nur, dass alles in uns darauf ausgelegt ist, dass wir laufen, Dinge heben und „herumturnen“ können, sondern auch, dass Stoffwechsel und andere Prozesse am besten funktionieren, wenn wir unseren Körper ausreichend fordern.
Das bedeutet: Auch nach einer Krankheit oder mit einer dauerhaften Erkrankung funktionieren Gesundungsprozesse besser mit Bewegung. Es kann spezifische Einschränkungen geben, aber das heißt lediglich, dass man zur Erkrankung passende Sport- und Bewegungsarten wählen sollte.
Ein komplettes Sportverbot gilt übrigens nur in den seltensten Fällen – zum Beispiel bei einer Herzentzündung.
Hilft Sport, meine Krankheit zu heilen?
Bei fast allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann man durch körperliche Aktivität die Lebensqualität verbessern. Eine vollständige Heilung ist zwar nur selten möglich, aber ein gutes Fitnesstraining kann selbst nach einem Herzinfarkt die Prognose verbessern.
Durch eine gesunde Lebensweise – zu der Sport gehört – kann man Bluthochdruck, Blutfettwerte und Typ-2-Diabetes so positiv beeinflussen, dass sich die Werte im besten Fall auf die von Gesunden reduzieren lassen.
Welchen Sport sollte ich betreiben?
Welchen Sport Sie machen, ist weniger wichtig. Wichtig ist, dass Sie Sport machen. Falls Sie bereits eine Rehabilitation durchlaufen haben, haben Sie vielleicht schon Kontakt zu einer Herzsportgruppe. Auch Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin kann Ihnen sagen, ob so eine Gruppe sinnvoll für Sie ist.
Ausdauersport
Wir sind vor allem für Ausdauer-Aktivitäten mit gelegentlichen Hochleistungsphasen wie geschaffen. Training für Herz und Gefäße heißt also vor allem Ausdauersport – welcher, hängt von Ihren persönlichen Vorlieben, den räumlichen und technischen Möglichkeiten und Ihrem Gesundheitszustand ab.
Der klassische und unserer Natur am meisten entsprechende Ausdauersport ist das Laufen oder Joggen. Bei Übergewichtigen und Patienten mit Gelenkproblemen ist die Alternative Walking die bessere Wahl – ob nun als Nordic-Walking, Power-Walking oder zügiges Wandern.
Auch viele Wintersportarten und ihre „Sommer-Verwandten“ wie Eisschnelllauf und Inlineskating, Skilanglauf und Rollski bzw. Nordic Blading und ähnliche gehören in diese Gruppe.
Schwimmen gilt ebenfalls als Ausdauertraining. Es wird oft als leichter empfunden, weil im Wasser das eigene Gewicht keine Rolle spielt. Auch die Gelenke werden geschont. Deutlicher als bei den Laufsportarten werden hier auch Rumpf und Arme trainiert.

Radfahren zählt zum Ausdauersport, wenn die Strecken lang genug sind. Die Belastung (und damit der Trainingseffekt) ist – zumindest in ebenem Gelände – nicht ganz so stark wie beim Joggen oder Schwimmen, aber gerade das macht Radfahren für viele attraktiv. Die Indoor-Version, das Ergometer-Training, bietet zwar weniger Landschaft, dafür aber eine bessere Möglichkeit, den Belastungsgrad zu bestimmen.
Übrigens: Tanzen wirkt ebenfalls wie ein Ausdauertraining. Die möglichen Belastungsstufen reichen hier von „sich (regelmäßig) etwas bewegen“ bis zu „Leistungssport“.
Kraftsport
Beim Thema Kraftsport ist es besonders wichtig, mit der Ärztin bzw. dem Arzt zu sprechen – sowohl über die Art der Belastung als auch hinsichtlich der geplanten Intensität. Es ist ein Unterschied, ob man mit leichtem oder moderatem Training einfach nur die Muskeln in Bewegung halten möchte oder einen Muskelaufbau anstrebt. Vorsicht: Die Belastungsspitzen – insbesondere durch plötzlichen Blutdruckanstieg – könnten z. B. dem Herzen schaden.
Nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall geht es anfangs weniger um die Ertüchtigung des Herzens und des Kreislaufs, sondern eher um die Wiedererlangung motorischer Fähigkeiten. Deshalb stehen während der manchmal langwierigen Rehabilitation für die Betroffenen Physio- und Ergotherapie im Vordergrund. Auch die Bewegungstherapie ist individuell auf den Patienten bzw. die Patientin zugeschnitten.
Nach der Reha-Phase profitieren aber auch Schlaganfall-Patienten von sportlichen Aktivitäten. Diese richten sich natürlich nach den Möglichkeiten. Im Ergebnis steigt die Lebensqualität durch eine insgesamt bessere Fitness und auch durch die Stärkung des Selbstbewusstseins. Auf dieser Basis können weitere Therapiemaßnahmen, die spezielle Handicaps lindern sollen, besser wirken. Außerdem unterstützt Sport die Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls.
Wie viel Sport darf es sein?
Die Trainingsintensität hängt von individuellen Bedingungen ab – sowohl von der Herz-Kreislauf-Krankheit selbst, als auch vom allgemeinen Gesundheits- und Fitnesszustand. Beginnen Sie langsam und steigern Sie Ihr Pensum und Ihre Belastung nach und nach bis zu der für Sie angemessenen Intensität. Darum ist es zwingend nötig, vor der Aufnahme des geplanten Trainings ärztlich zu klären, was für Sie gesund ist.

Viele Erkrankungen erlauben durchaus das gelegentliche kurzzeitige „Auspowern“. Eine moderate, dafür aber etwas länger anhaltende Belastung ist nahezu immer sinnvoll.
Vorsicht ist bei Herzinsuffizienz, einer Durchblutungsstörung des Herzens (kardiale Ischämie), Kardiomyopathie und belastungsinduzierten Herzrhythmusstörungen geboten. Hier gilt es, (auch kurzzeitige) Überlastungen zu meiden, weil dies die Erkrankung verschärft oder es sogar zu akuten Herzproblemen (Rhythmusstörungen, plötzlicher Herzstillstand) kommen kann.
Völlig tabu sind Sport und Anstrengungen bei allen Formen von akuten Herzentzündungen. Hier muss die Infektion erst komplett ausheilen, damit es nicht zu ernsthaften Folgeschäden kommt.
Dass Herz-Erkrankungen bei entsprechender Therapie sogar mit Leistungssport vereinbar sein können, belegen unsere Patienten-Geschichten.
… und wenn ich keinen Sport machen kann?
Manche Menschen schreckt schon das Wort „Sport“ ab, andere sind gesundheitlich nicht in der Verfassung für so „große“ Aktivitäten. Man kann aber auch ohne regelrechten Sport mehr Bewegung in sein Leben bringen.
Die bekannten Tipps wie „Treppe statt Fahrstuhl“ und „Fahrrad statt Auto“ markieren einen Anfang für mehr Aktivität. Den Arbeitsweg – wenn er nicht zu lang ist – zu Fuß zurückzulegen, wäre ein weiterer Schritt. Spazierengehen statt Fernsehen erfordert ebenfalls nicht viel Aufwand. Oder: Manche Fernsehsendung kann man auch durchaus nutzen, um beim Zuschauen auf dem Hometrainer zu „radeln“ oder ein paar unkomplizierte Übungen zu machen. Und muss man denn in Haus und Garten wirklich für alles ein technisches Gerät einsetzen? Natürlich gibt es Spaßigeres, als Staubsaugen oder Kehren – aber aktiver, als für den Saugroboter die Füße zu heben, ist es allemal.
Wichtig ist es, jede Chance für Bewegung zu nutzen. Wenn man sich auf diese Weise erstmal ein bisschen aktiviert hat, fällt auch der nächste Schritt leichter.
Sport mit implantiertem Therapiegerät
Grundsätzlich tut es auch Trägern von Herzschrittmachern, CRT oder ICD gut, sportlich aktiv zu werden. Die Rücksprache mit dem Arzt bzw. der Ärztin ist für sie besonders wichtig. Worauf Sie speziell achten müssen, finden Sie in unserem Artikel „Sport mit Therapiegerät“.