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Tachykarde Herzrhythmusstörungen

Eine Tachykardie ist eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz zu schnell schlägt. Das kann die Pumpleistung des Herzens und damit die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigen.

  • Was ist eine Tachykardie?

    Bei körperlicher Anstrengung ist es normal, dass das Herz schneller als 100 Schläge pro Minute schlägt.

    Ist der Herzschlag jedoch ohne körperliche Betätigung auf mehr als 100 Schläge pro Minute erhöht, bezeichnet man das als Tachykardie (Herzrasen). Ist der Herzschlag zu schnell, kann das Herz das Blut unter Umständen nicht mehr richtig weiterpumpen und der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

    Eine Tachykardie ist eine Herzrhythmusstörung, also eine Störung im Erregungsleitungssystem des Herzens.

    Wie entsteht eine Tachykardie?

    Eine Tachykardie kann von den Herzvorhöfen (Atrien) oder den Herzkammern (Ventrikeln) ausgehen. Je nach Entstehungsort der Tachykardie unterscheidet man deshalb zwischen Vorhof- (supraventrikulären) und Kammer- (ventrikulären) Tachykardien.

    • Bei den Vorhoftachykardien (Vorhofflattern und Vorhofflimmernkommt es zu schnell aufeinander folgenden, ungeordneten elektrischen Impulsen vom Vorhof an die Herzkammer. Die Erregung wird zudem unregelmäßig an die Herzkammer weitergeleitet. Vorhöfe und Herzkammern schlagen während des Vorhofflimmerns also unabhängig voneinander und unterschiedlich schnell. Vorhoftachykardien sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, können jedoch das Schlaganfall-Risiko erhöhen.
    • Eine Kammertachykardie (ventrikuläre Arrhythmie) ist eine gefährliche Herzrhythmusstörung, die ihren Ursprung in den Herzkammern hat und zu einem sehr uneffektiven Herzschlag führt. Diese Tachykardie kann in das lebensbedrohliche Kammerflimmern übergehen. Beim Kammerflimmern schlägt das Herz nicht mehr richtig, sondern „zuckt“ nur noch, und das mehr als 320 Mal pro Minute. Dadurch kann kein Blut mehr weitergepumpt werden und es kommt zum Herz-Kreislauf-Stillstand.
  • Ursachen

    Eine Tachykardie kann verschiedene Ursachen haben, z. B:

  • Beschwerden

    Mögliche Beschwerden bei Tachykardien sind:

  • Untersuchungen

    Ein zu schneller Herzschlag kann schon im Rahmen der körperlichen Untersuchung am Puls erkannt werden. Die Ärztin oder der Arzt benötigt zusätzlich von Ihnen Informationen über die Krankengeschichte, z. B. zu Vorerkrankungen und Medikamenten.

    Laboruntersuchungen zeigen u. a., ob Stoffwechselerkrankungen oder Störungen des Mineralstoffhaushalts die Ursache einer Tachykardie sind.

    Eine genaue Diagnose ermöglicht das EKG (Elektrokardiogramm). Es zeichnet die elektrische Aktivität aller Herzmuskelfasern auf. Im Ruhe-EKG lässt sich erkennen, ob die Störung im Vorhof oder in der Kammer entsteht. Auch das Belastungs-EKG kann bei der Diagnosestellung hilfreich sein, da manche Rhythmusstörungen nur unter körperlicher Belastung auftreten. Tachykardien, die nur gelegentlich auftreten, werden am besten in einem Langzeit-EKG erfasst.

    Um der Ursache für eine Tachykardie weiter auf den Grund zu gehen, ist in manchen Fällen eine elektrophysiologische Untersuchung des Herzens sinnvoll. Dabei werden die elektrischen Aktionen des Herzmuskels direkt im Herzen gemessen. So kann der Arzt den Ort und die Ursache der Rhythmusstörungen genau ermitteln.

    Zur Diagnosestellung und Ursachenabklärung einer Tachykardie können weitere Untersuchungen hilfreich sein:

  • Behandlung

    Eine Kammertachykardie kann in das lebensgefährliche Kammerflimmern übergehen und im plötzlichen Herztod enden und sollte unverzüglich behandelt werden. Vorhoftachykardien sind in der Regel nicht lebensbedrohlich. Sie können jedoch das Schlaganfall-Risiko erhöhen.

    Je nach Art und Schweregrad der Tachykardie stehen mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die individuell auf den Patienten abgestimmt werden:

    • Medikamente: Einige Tachykardien werden mit Medikamenten (sog. Antiarrhythmika) behandelt, z. B. mit Natrium-, Kalium- und Kalziumkanalblockern, Betablockern und Digitalisglykosiden. Nutzen und Risiko müssen individuell abgewogen werden, da manche der Medikamente selbst gefährliche Rhythmusstörungen verursachen können. Bei Vorhoftachykardien werden außerdem gerinnungshemmende Medikamente verordnet, damit sich keine Blutgerinnsel im linken Vorhof bilden, die zu einem Schlaganfall führen können.
    • Kardioversion: Dabei wird ein normaler Herzrhythmus mit Hilfe eines starken Stromstoßes durch einen Defibrillators oder durch Medikamente wieder hergestellt. Die elektrische Kardioversion wird auch als Notfallbehandlung angewendet, z. B. bei Kammerflimmern.
    • Bei einer Katheterablation werden über einen Herzkatheter Gewebestellen am Herzmuskel zerstört, welche die Herzrhythmusstörung auslösen.
    • Die Bereiche des Herzmuskels, die Rhythmusstörungen auslösen, können auch durch eine Operation entfernt werden. Diese Technik wird aber nicht mehr oft angewendet, seit mit der Katheterablation gute Erfolge erzielt werden.

    Behandlung der Grunderkrankung

    Wichtig ist es auch, nach Ursachen für eine Tachykardie suchen, denn einige Ursachen lassen sich behandeln. Bei Menschen mit einer Herzerkrankung oder einer Stoffwechselerkrankung (z. B. Schilddrüsenüberfunktion), sollte auf jeden Fall die zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden.

    Vorbeugung: Ein ICD als Lebensretter

    Eine Kammertachykardie kann in das lebensbedrohliche Kammerflimmern übergehen und zum plötzlichen Herztod führen. Das kann durch einen so genannten implantierbaren Kardioverter Defibrillator (ICD) verhindert werden. Ein ICD überwacht den Herzrhythmus und gibt bei Herzrasen oder Kammerflimmern elektrische Impulse oder Elektroschocks ab, die den normalen Herzrhythmus wieder herstellen.

    Auch manche Menschen mit einer schweren Herzinsuffizienz leiden an Tachykardien, die in das gefährliche Kammerflimmern übergehen können. In einigen dieser Fälle kann ein so genanntes CRT-D-Gerät eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus einem speziellen Herzschrittmacher mit einem ICD-Elektroschockgerät.

  • Leben mit Tachykardien

    Nehmen Sie die Ihnen verordneten Medikamente regelmäßig nach den ärztlichen Anweisungen ein, auch wenn Sie keine Beschwerden haben – natürlich auch am Wochenende und im Urlaub! Setzen Sie auf keinen Fall Medikamente ohne Rücksprache ab! Treten neue Beschwerden auf oder verschlechtern sich Ihre Beschwerden, sollten Sie sich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben. 

    Lebensstil – was kann ich selbst tun?

    Herzrhythmusstörungen wie Tachykardien liegt oft eine Herzerkrankung zugrunde. Durch viele allgemeine Maßnahmen können Sie ihr Herz entlasten und so dazu beitragen, dass sich eine Herzerkrankung nicht verschlimmert. 

    Gesunde Ernährung, normales Gewicht und der Verzicht aufs Rauchen – das alles sind Maßnahmen, die Ihnen helfen, ein gutes Leben zu führen.

    Auch Bewegung tut gut: Radfahren, Wandern, Spazierengehen sind gut für Menschen mit Herzproblemen geeignet. Sprechen Sie aber unbedingt vorher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt! 

    Falls Ihr Alltag von Stress und Zeitmangel geprägt ist, versuchen Sie, regelmäßige Pausen einzulegen, in denen Sie entspannen können. Viele Krankenkassen, die Volkshochschulen und Selbsthilfegruppen bieten Kurse für Methoden zur Stressbewältigung an. Falls Sie unter seelischen Belastungen und Konflikten leiden, sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber.

    Leben mit ICD

    Kammertachykardien werden häufig mit implantierbaren Therapiesystemen behandelt. (ICD oder CRT-D-Gerät). Viele Patientinnen und Patienten können schrittweise zu dem Lebensstil zurückkehren, den sie vor dem Eingriff hatten. Ihre Lebensqualität schätzen sie danach sogar höher ein als zuvor und bemerken, dass sie wieder belastbarer sind.

    Generell sind Arbeit, gewöhnliche Hobbys, sexuelle Kontakte, Sport und Reisen mit einem implantierbaren System ohne Probleme möglich.

    Lesen Sie dazu: Leben mit implantierten Therapiesystemen

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Dr. Corinna Powell​​​​​​​

    Aktualisierung: 07.07.2021

    Literatur:

    • Kirchhof P et al. 2016 ESC guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with EACTS. Eur Heart J. 2016; 37:2893-2962
    • Priori SG et al. 2015 ESC guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death. Eur Heart J. 2015; 36:2793-2867

    Bildnachweise: 

    • Titelbild © Blend Images / fotolia.com
    • Illustration Ernährung © BMehls / pixelio.de