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Herzschrittmacher auf EKG-Streifen. In Deutschland werden jährlich etwa 77.000 Herzschrittmacher implantiert. Seit Kurzem befinden sich nun sogenannte biologische Schrittmacher in der Entwicklung. © Ulrike Leone / pixabay

In Deutschland werden jährlich etwa 77.000 Herzschrittmacher implantiert. © Ulrike Leone / pixabay

Biologische Herzschrittmacher – Traum oder Realität?

Im Jahr 2017 wurden allein in Deutschland etwas mehr als 77.000 Herzschrittmacher implantiert. Zusätzlich fanden etwa 28.000 weitere Eingriffe an bereits implantierten Herzschrittmachern statt, zum Beispiel zum Austausch des Gerätes oder bei Komplikationen. Über die letzten Jahre kam es zu stetigen technischen Neuerungen, von denen wir Ihnen hier eine ganz besondere vorstellen möchten – den biologischen Herzschrittmacher.

Herzschrittmacher und ihre Probleme

Herzschrittmacher werden erfolgreich in der Behandlung verschiedener Herzerkrankungen eingesetzt. Dennoch müssen dabei auch einige Probleme und Risiken bedacht werden. Dazu zählen eine begrenzte Batterielaufzeit, Infektionen aufgrund des Gerätes oder der Kabel sowie Fehlfunktionen der Elektroden. Außerdem dürfen bei Trägern von bestimmten Geräten keine MRT-Aufnahmen gemacht werden. Doch für diese Probleme könnte es vielleicht in der Zukunft Lösungen geben – Herzschrittmacher ohne Elektroden kommen bereits seit einigen Jahren zum Einsatz, sogenannte biologische Schrittmacher befinden sich momentan in der Entwicklung.

Biologische Herzschrittmacher – Was ist das?

Hinter dem Begriff „biologische Herzschrittmacher“ steckt eine spannende und völlig neuartige Idee, die Kabel und Batterien überflüssig machen soll. Das würde viele der Probleme, die bei herkömmlichen Schrittmachern auftauchen, elegant umschiffen. Statt den Herzschlag durch einen Gerät anzuregen, soll ein Teil der Zellen im Herz so programmiert werden, dass sie die Funktion eines natürlichen Herzschrittmachers übernehmen können. Auf diese Weise könnte ein regelmäßiger Herzschlag aufrechterhalten werden, ohne dass Impulse von außen notwendig sind.

Dazu werden zwei Methoden getestet: Bei der einen erhalten die Zellen im Herzen eine zusätzliche Erbinformation, wodurch sie eine neue Funktion erlernen können, nämlich als Schrittmacher den Rhythmus des Herzschlages zu bestimmen. Alternativ können spezialisierte Zellen, die diese Eigenschaften bereits besitzen, gezielt in das Herz implantiert werden und sich dort ansiedeln.

Biologische Herzschrittmacher – Zukunftsvision oder bald schon Realität?

Biologische Herzschrittmacher sind noch kein Standard in der Behandlung herzkranker Patienten und befinden sich momentan noch in der Entwicklung. Die Technik hinter der Idee ist nämlich ziemlich komplex und muss noch weiterentwickelt werden. Das ist ein vielversprechender, aber langer Weg. Als erstes werden Tiere mit dieser neuen Methode behandelt und beobachtet, um zu prüfen, wie zuverlässig und für wie lange biologische Schrittmacher funktionieren. Erst im nächsten Schritt können die ersten Menschen einen biologischen Schrittmacher bekommen. Wann die Methode bei Patienten zur Anwendung kommen können, ist deswegen im Moment noch ungewiss.

 

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  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion / Katrin Repkow

    Erstellt: 10.02.2021

    Literatur:

    • Fachgruppe Herzschrittmacher und Defibrillatoren beim IQTIG – Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen: Jahresbericht 2017 des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers – Teil 1: Herzschrittmacher. Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie. 2019; 30: 377–388.
    • Valentinuzzi VE. Biological Pacemakers: Still a Dream? IEEE Pulse. Sep-Oct 2019;10(5):18-19.
    • Cingolani E et al. Next-generation pacemakers: from small devices to biological pacemakers. Nat Rev Cardiol. 2018 Mar; 15(3): 139–150.
    • Vegh AMD et al. Toward Biological Pacing by Cellular Delivery of Hcn2/SkM1. Front Physiol. 2021 Jan 6;11:588679.

    Bildnachweis: Titelbild © Ulrike Leone / pixabay