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Lächelnde Frau: Zu hoher Blutdruck macht sich kaum bemerkbar – gut, wenn man seine Werte kennt. © marcisim / Pixabay

Zu hoher Blutdruck macht sich kaum bemerkbar – gut, wenn man seine Werte kennt. © marcisim / Pixabay

Blutdruck messen – so geht es richtig

Der Blutdruck gehört zu den wichtigen Gesundheitswerten, die man selbst im Blick behalten kann – und auch sollte. Der Grund: Während sich ein zu niedriger Blutdruck recht schnell durch z. B. Schwindel und Abgeschlagenheit bemerkbar macht, stellen sich bei zu hohem Blutdruck erst Symptome ein, wenn die Gefäße bereits Schaden genommen haben.

  • Warum selbst Blutdruck messen?

    Unbehandelt kann Bluthochdruck zu gefährlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzschwäche führen. Schätzungsweise die Hälfte aller durch Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche bedingten Todesfälle könnte durch die Früherkennung und konsequente Behandlung von Bluthochdruck vermieden werden. Außerdem kann Bluthochdruck zu Nierenversagen, Netzhautveränderungen und nach neueren Erkenntnissen auch Demenz führen. 

    Blutdruckmessungen zählen zwar zu den Standard-Untersuchungen bei ärztlichen Check-ups, aber die so erhaltenen Werte sind nur begrenzt aussagekräftig. Oft ist der Blutdruck allein durch die Anspannung während des Arztbesuches erhöht, zudem schwankt der Blutdruck im Lauf des Tages je nach aktueller Belastung.

    Die europäischen Leitlinien zum Thema Hypertonie empfehlen deshalb die Selbstmessung des Blutdrucks zu Hause. Insbesondere Patienten mit Bluthochdruck sollten mindestens an drei Tagen vor jedem Arztbesuch, besser an sechs oder sieben Tagen, zu Hause morgens und abends die Blutdruckwerte bestimmen. Besser ist allerdings das tägliche Messen zur gleichen Uhrzeit und vor der Einnahme der Blutdrucksenker.

Der Markt bietet inzwischen verschiedene Hilfsmittel, um den Blutdruck zu bestimmen:

  • Blutdruckmessgeräte mit Manschette für den Oberarm
  • Blutdruckmessgeräte für das Handgelenk
  • Gesundheits- oder Fitness-Apps mit Blutdruckmessfunktion

Messen am Oberarm 

Bei der Messung des Blutdrucks am Oberarm ist Folgendes zu beachten:

  • Eine Manschette in der passenden Größe benutzen: Ist sie zu schmal, liegen die Messwerte zu hoch.
  • Die Manschette sollte zwei Querfinger oberhalb der Ellenbeuge nicht zu stramm angelegt sein, sodass noch ein Finger leicht unter die verschlossene Manschette passt. Zu locker angelegte Manschetten ergeben zu hohe Messwerte.
  • Die Manschette so anlegen, dass sich der aufblasbare Teil an der Innenseite des Oberarms befindet. Der Verschluss sollte außen liegen, der Schlauch nach unten zur Hand zeigen. 
  • Manschetten nicht über der Kleidung anlegen, das verfälscht das Ergebnis. Bei hochgekrempeltem Ärmel kann der Oberarm zu sehr eingeengt sein, auch dann bekommen man keine zuverlässigen Werte.
  • Der Messpunkt muss sich auf Herzhöhe befinden. Liegt er unterhalb der Herzhöhe, so sind die gemessenen Werte zu hoch, liegt er oberhalb der Herzhöhe, sind die Werte zu niedrig. 
  • Die Messung am besten im Sitzen vornehmen; die Beine sollten nebeneinander stehen, bei übereinander geschlagenen Beinen steigt der Blutdruck durch die Anspannung der Muskulatur.
  • Kommen Sie vor dem Messen zur Ruhe! Man sollte sich vor der Blutdruckmessung hinsetzen und fünf Minuten lang entspannen – ohne Telefonieren, Nachrichten-Tippen oder Fernsehen. Außerdem sollten körperliche oder seelische Belastungen rund 30 Minuten vor dem Messen vermieden werden.
  • Man misst dreimal hintereinander im Abstand von einer Minute. Notiert wird jeweils der Mittelwert von oberem (systolischem) und unterem (diastolischem) Blutdruck.

Notieren Sie Ihr Blutdruckwerte! Eine Excel-Tabelle mit integrierter Diagramm-Funktion finden Sie z. B. unter blutdrucktabelle.net. Einen Vorschlag für ein Blutdrucktagebuch auf Papier haben wir für Sie an dieser Stelle zum Download bereit gelegt:

Messen am Handgelenk

Beim Messen des Blutdrucks am Handgelenk können häufiger Fehler unterlaufen, da die Armhaltung stärker variieren kann. Das Anlegen des Geräts erfolgt entsprechend den Angaben des Herstellers. Unterschiede ergeben sich durch die unterschiedliche Konstruktion der im Gerät integrierten Manschetten. Neue Geräte beginnen erst dann die Messung, wenn der Messpunkt auf Herzhöhe liegt und die Armhaltung stimmt.

Messen mit Apps

Es gibt Apps, in die man seine gemessenen Blutdruckwerte eintragen und archivieren oder/und auswerten lassen kann. Auch für die Blutdruckmessung selbst gibt es Angebote.

Die neueste Entwicklung auf diesem Gebiet ist sind Apps, die aus einem Selfie-Video anhand des unter der Haut erkennbaren Blutflusses den Blutdruck berechnen. Andere Apps nutzen die optischen Daten, die durch Auflegen der Fingerkuppe auf die Kamera gewonnen werden, oft in Kombination mit den akustischen Infos bei gleichzeitigem Abhören des Herzschlages. Die meisten dieser Apps halten allerdings einem Test auf Genauigkeit der ermittelten Daten nicht stand. Informieren Sie sich deshalb vorher gut oder wählen Sie eine zertifizierte App. Hypertonie-Patienten sollten zur Sicherheit ein System mit Oberarmmanschette wählen.

Bei Kombinationen von Manschetten fürs Handgelenk und Apps, zu denen die Manschette die Daten übermittelt, erhält man glaubhaftere Werte. Wie bei herkömmlichen Geräten mit Oberarmmanschette oder Handgelenksensoren sollte man die Genauigkeit der Messungen aber überprüfen.

  • Prüfsiegel für Blutdruck-Apps

    Seit November 2019 zertifiziert die Deutsche Hochdruckliga (DHL) Apps zum Thema Blutdruck/Blutdrucksenkung. Geprüft werden Sicherheit, Leitlinienkonformität, Nutzerfreundlichkeit und Transparenz. Die qualitative Bewertung erfolgt durch Experten der Hochdruckliga und durch Betroffene.

    Inhaltlich wird geprüft u. a. auf:

    • Neutralität und Fachlichkeit
    • Evidenz und Leitlinienkonformität
    • Ausgewogenheit
    • Aktualität

    Des Weiteren werden Benutzerfreundlichkeit, Datenschutz, Datensicherheit und Transparenz beurteilt.

    Erarbeitet wurde zudem eine Liste von 22 „ko-Kriterien“. Wenn auch nur gegen eine dieser Anforderungen verstoßen wird, erfolgt keine Zertifizierung. Dazu zählen z. B. eher „technische Kriterien“ wie ein fehlendes Impressum oder die fehlende Transparenz im Hinblick auf die Finanzierung, aber auch inhaltliche wie die Nicht-Berücksichtigung von Leitlinien oder die Benennung von Experten, die bei der Entwicklung der App eingebunden waren, die die Deutsche Hochdruckliga aber nicht als ausreichend qualifizierte Bluthochdruckexperten einstuft.

Weitere Tipps

  • Lassen Sie sich das richtige Blutdruckmessen in einer Schulung zeigen.
  • Messen Sie am Arm mit dem höheren Blutdruck; ein Unterschied bis zu 10 mmHg ist normal.
  • Stellen Sie anhand von Kontrollmessungen beim Hausarzt oder in der Apotheke sicher, dass Ihr Messgerät zuverlässige Werte liefert.
  • Bei Herzrhythmusstörungen muss ein geeignetes Messgerät verwendet werden: Es muss die Rhythmusstörung erkennen können und die Messwerte entsprechend korrigieren. Die meisten modernen Oberarm- und Handgelenk-Geräte tun das.

Weitere Informationen zu diesem Themenkreis finden Sie hier: