
Wer ständig unter Hochdruck steht, erhöht sein Hypertonie-Risiko. © PxHere
Blutdruck senken – mit und ohne Medikamente
Ein dauerhaft zu hoher Blutdruck schadet den Gefäßen und erhöht so unter anderem das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber muss man immer gleich zu Medikamenten greifen?
Auch junge Menschen können erkranken
Bluthochdruck wird noch immer als Alterserkrankung wahrgenommen und tatsächlich steigt der Blutdruck mit den Lebensjahren an. Das bedeutet jedoch, dass die Werte auch schon in der Mitte des Lebens über die normalen hinausgehen können. Etwa jeder zehnte 30-Jährige hat bereits eine primäre arterielle Hypertonie, also eine, die nicht als Symptom einer anderen Erkrankung auftritt. Beunruhigend ist, dass selbst Kinder und Jugendliche immer öfter erhöhte Blutdruckwerte aufweisen.
Ursachen
Die primäre Form des Bluthochdrucks ist zum einen genetisch bedingt. Noch stärker scheinen aber die Risikofaktoren zu wirken, denn die Zahl der Hypertoniker steigt stetig. Übergewicht, Stress, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum – all das begünstigt Bluthochdruck. Auf https://www.hypertonie.app/dhl können Sie Ihr persönliches Hypertonie-Risiko bestimmen.
Blutdruck senken
Um zu bestimmen, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, müssen Sie Ihren Blutdruck kennen. Als normal gelten Werte unter 140 mmHg (oberer/stystolischer Wert) und unter 90 mmHg (unterer/diastolischer Wert).
Falls Sie die Werte noch nie bestimmt haben, ist es günstig, etwa eine Woche lang morgens und eventuell abends den Blutdruck zu messen – so bekommen Sie einen ersten Langzeitwert. Alternativ kann auch der Arzt eine 24-Stunden-Messung veranlassen.
Lebensstil anpassen
In allen Fällen, in denen der Ruhe-Blutdruck über 140/90 mmHg (systolischer/diastolischer Wert) liegt, ist der erste Schritt eine mehr oder weniger deutliche Änderung des Lebensstils. Dabei geht es um die Reduzierung der Risikofaktoren. Im Einzelnen heißt das:
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht
- Umstellung der Ernährung (salzarme und mediterrane Kost)
- Regelmäßige körperliche Bewegung
- Verzicht auf Rauchen, wenig Alkohol
- Pausen zur Entspannung
- Beseitigung bzw. Behandlung weiterer Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Zuckerkrankheit, zu hohe Blutfettwerte)
Stress-Management
Zu den Auslösern für Blutdruckanstieg gehört Stress. Methoden zum Stressabbau und Stressmanagement sind also recht hilfreich. Dass sie zu einer besseren Lebensqualität beitragen, ist ebenfalls ein Pluspunkt – der schöne „Nebeneffekt“ hierbei: die Umstellung des Lebensstils fällt leichter.
Dass dies wirklich funktioniert, hat eine kleine US-amerikanische Studie mit 43 Probanden ergeben. Sie starteten mit unterschiedlich hohen Blutdruckwerten in ein achtwöchiges Programm, dessen Kernstück das das Achtsamkeitstraining „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR) war. Die MBSR verbindet Elemente der buddhistischen Meditationspraxis mit Yoga-Übungen. Parallel dazu wurden die Teilnehmer angehalten, ihren Lebensstil zu verbessern. Nach diesen acht Wochen hatten vor allem Teilnehmer mit einem Ausgangswert von 140 mmHg (systolisch) ihren Blutdruck deutlich senken können. Nach 6 und 12 Monaten waren die Werte wieder etwas gestiegen, lagen aber immer noch unter den Ausgangswerten – wie stark dieser Effekt war, hing deutlich davon ab, ob der oder die Betreffende weiterhin das Achtsamkeitstraining ausgeführt hatte.
Medikamente
Wenn eine Blutdrucksenkung über die Veränderung der Lebensstiles nicht oder nicht in ausreichendem Umfang gelingt, stehen eine Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung. In der Regel wird eine Kombination von zwei oder drei Wirkstoffen eingesetzt – entweder als einzelne Tabletten oder immer öfter auch in Kombipräparaten.
Wichtig ist die regelmäßige Einnahme.
- Blutdrucksenker morgens oder abends nehmen?
Eine Studie von 2020 hat ergeben, dass Medikamente langfristig besser wirken, wenn man sie abends einnimmt. Von den mehr als 19.000 Studienteilnehmern mit Bluthochdruck nahmen die Hälfte die Medikamente abends, die übrigen nach dem Aufwachen. Sechs Jahre lang überprüften Ärzte mindestens einmal im Jahr den Blutdruck der Probanden. Bei der Gruppe mit der abendlichen Einnahme war der durchschnittliche Blutdruck tagsüber und nachts niedriger, er nahm während des Schlafs zudem stärker ab als bei der Morgen-Gruppe. Das könnte auch der Grund sein, dass in der Abend-Gruppe das Risiko ernsthafter Folgeerkrankungen stark sank. Frühere Studien hatten gezeigt, dass ernste Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt vor allem mit erhöhten nächtlichen Werten in Zusammenhang stehen.1752 Patienten der Studie erlitten ein solch schweres kardiovaskuläres Ereignis. Das Risiko, daran zu sterben, lag in der Gruppe, die ihre Medikamente abends nahm, fast um die Hälfte niedriger.
Im Jahr 2023 andererseits wurden Studienergebnisse veröffentlicht, nach denen der Vorteil abendlicher Einnahme so gering ist, dass man daraus keine generelle Empfehlung ableiten kann. Lesen Sie hier mehr dazu.
Weitere Methoden
Lassen sich die erhöhten Blutdruckwerte trotz regelmäßiger und korrekter Medikamenteneinnahme nicht unter den Zielwert senken, spricht man von einem unkontrollierbaren Bluthochdruck. Etwa ein Zehntel der Bluthochdruck-Betroffenen leidet an einer sogenannten behandlungsresistenten Hypertonie.
Andere Betroffene vertragen die Hochdruckmedikation nicht oder haben Probleme mit der täglichen Einnahme von Medikamenten. Auch hier lassen sich die hohen Blutdruckwerte nicht absenken.
Betroffene, bei denen die Bluthochdruckbehandlung nicht anschlägt, haben ein besonders hohes Risiko, an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu erkranken. Für diese Betroffene gibt es die Option eines Blutdruckschrittmachers oder der renalen Denervation.
Ein Blutdruckschrittmacher ist ein kleines Gerät, welches über einen chirurgischen Eingriff unter dem Schlüsselbein platziert wird, und mittels sanfter elektronischer Impulse den Blutdruck normalisiert.
Bei der renalen Denervation werden in einem minimalinvasiven Verfahren überaktive Nervenstränge in der Nierenarterienwand verödet (diese spielen bei der Steuerung des Blutdrucks eine Rolle).
Beide Verfahren können bei der Mehrheit der betroffenen mit zuvor unkontrollierbarem Bluthochdruck zu einer deutlichen und langanhaltenden Blutdrucksenkung führen.