Ihr Herz-Kreislauf-Portal

Jemand zeigt auf ein Blutdruckmessgerät, im Hintergrund ein Arm mit Blutdruckmessmanschette. Bei Blutdruck denken die meisten an den arteriellen Blutdruck, der am Arm gemessen wird. © jcomp / freepik

Bei Blutdruck denken die meisten an den arteriellen Blutdruck, der am Arm gemessen wird. © jcomp / freepik

Besondere Formen des Bluthochdrucks

Der Blutdruck – also der Druck des Blutes auf die Gefäßwand – ist nicht an allen Stellen des Kreislaufsystems gleich groß. Außerdem hängt er von verschiedenen Faktoren ab, die sich einzeln oder im Zusammenspiel unterschiedlich auswirken. Dementsprechend gibt es verschiedene Formen von Bluthochdruck. Einige müssen behandelt werden, bei anderen ist das nicht nötig.

Arterieller Bluthochdruck im Körperkreislauf

Wenn von Blutdruck gesprochen wird, ist meist der arterielle Blutdruck gemeint, der am Arm oder Handgelenk gemessen wird. Er spiegelt in der Regel den Druck im Körperkreislauf wider. Bluthochdruck (Hypertonie) bedeutet dann, dass der obere (systolische) Wert über 139 mmHg beträgt und/oder der untere (diastolische) Wert bei 90 mmHg oder mehr liegt. Wenn das ein Dauerzustand ist, sprechen Mediziner auch von einer manifesten Hypertonie. In diesen Fällen werden blutdrucksenkende Maßnahmen ergriffen, um Folgeschäden vorzubeugen. Mehr dazu finden Sie in unserem Beitrag zu „Bluthochdruck (Hypertonie)“.

Weißkittel- oder Praxis-Hypertonie

Der Blutdruck steigt bei Stress an. Deshalb ergeben Blutdruckmessungen beim Arzt oft höhere Werte als im Alltag. Vor einer Therapieentscheidung muss deswegen die sogenannte „Praxis-Hypertonie“ ausgeschlossen werden. In der Regel erfolgt das durch eine Langzeit-Blutdruckmessung.

Maskierte Hypertonie

Gelegentlich tritt aber auch der umgekehrte Effekt ein: Die in der Praxis gemessenen Werte sind normal, im Alltag steigt der Blutdruck aber regelmäßig oder dauerhaft auf hohe Werte. Fachleute sprechen dann von einer „maskierten Hypertonie“. Diese wird nicht selten übersehen. Blutdruckmessungen zu Hause helfen beim „Demaskieren“. Bei Anzeichen wie Nervosität, Schwindel, Schlafstörungen, Ohrensausen und/oder spontanem Nasenbluten sollte eine Langzeit-Blutdruckmessung erfolgen. Erweist es sich dabei, dass der Blutdruck über lange oder sehr lange Zeitspannen hinweg erhöht ist, sollte eine blutdrucksenkende Therapie erwogen werden.

Stressinduzierte Hypertonie

Eine maskierte Hypertonie ist in der Regel eine stressinduzierte Hypertonie. Wenn sie nur hin und wieder, also in besonders stressigen Momenten auftritt, lässt sie sich mit Stressmanagement fast immer gut in den Griff bekommen. Lösen schon weniger stressige Moment den Bluthochdruck aus, so dass praktisch den ganze Tag über immer wieder Hochdruckphasen die Gefäße belasten, ist sicher eine tiefergehende Stressreduktion – z. B. durch einen Lebensstilwechsel – angebracht. Auch Medikamente stehen zur Verfügung, diese wirken aber in der Regel nicht nur in den Stresszeiten, so dass in ruhigen Phasen der Blutdruck unter Umständen zu weit unter den Normalwert sinkt.

Morgenhypertonie

Der Blutdruck ändert sich im Laufe des Tages. Während wir schlafen, ist er am niedrigsten. Schon kurz vor dem Aufwachen fährt der Körper ihn wieder hoch. Wenn das nicht gut klappt, kann es zu einer orthostatischen Hypotonie kommen, die sich z. B. durch Schwindel beim Aufstehen bemerkbar macht. Funktioniert das Hochfahren zu gut, also schießt der Blutdruck zu steil und zu weit nach oben, nennt man das Morgenhypertonie. Wer ohnehin schon an Bluthochdruck leidet, hat in diesen ersten Morgenstunden ein nochmals erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Blutdruckunterschiede im/am Körper

Der arterielle Blutdruck im Körperkreislauf ist – zumindest im Liegen – normalerweise überall gleich. Wenn allerdings Arterien verengt sind, kann der Blutdruck in den dahinterliegenden Bereichen geringer ausfallen.

Verengte Becken- und/oder Beinarterien zum Beispiel erkennt man daran, dass der Blutdruck am Knöchel geringer ist als am Arm. Das wird für die ABI-Untersuchung (Knöchel-Arm-Index) bei Verdacht auf eine periphere Arterielle Verschlusskrankheit genutzt.

Sind die Blutgefäße, die von der Aorta zu den Armen hin abzweigen, unterschiedlich gut durchlässig, unterscheidet sich der Blutdruck, der am rechten Arm gemessen wird, von dem des linken Arms. Der höhere Blutdruck entspricht eher dem im restlichen Körper. Darum sollte man bei der ersten Messung ermitteln, welcher Arm das ist, und diesen dann für die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks nutzen.

Isolierte systolische oder diastolische Hypertonie

Viele gehen davon aus, dass  bei den oben genannten Formen des Bluthochdrucks sowohl oberer als auch unterer Blutdruckwert in etwa gleichem Maße erhöht sind. Das ist zwar oft so, aber nicht immer.

Isolierte systolische Hypertonie (ISH)

Es gibt auch die Variante, dass der obere (systolische) Blutdruck deutlich über dem Normalwert liegt, der untere (diastolische) aber nicht oder kaum. Fachleute sprechen von einer isolierten systolischen Hypertonie (ISH), wenn bei der konventionellen Blutdruckmessung am Arm der systolische Wert höher als 140 mmHg und der diastolische unter 90 mmHg liegt.

Dieses Phänomen tritt mit fortschreitendem Lebensalter immer häufiger auf – mehr als 75 % der über 70-jährigen Hypertoniker haben diese Form. Deshalb wird die ISH auch oft als „Altershochdruck“ bezeichnet. Ursache dieses Phänomens ist die nachlassende Elastizität der Arterien. Wenn das Herz sich zusammenzieht und einen Schwall Blut in die Aorta pumpt, kann eine jüngere Schlagader sich ein wenig ausdehnen und so den Druck abmildern. Wird das Gefäß steifer, liegt gewissermaßen der volle Druck im System an.

Der ständige starke Wechsel zwischen hohem und normalem Blutdruck belastet die Gefäße deutlicher, als es ein gleichmäßiger Bluthochdruck tut. Darum sollte die ISH unbedingt behandelt werden.

ISH kann auch in der Jugend auftreten (juvenile ISH). Betroffen sind insbesondere große, schlanke sportliche Jugendliche und junge Männer. Mit speziellen Methoden kann man nachweisen, dass die zentralen Blutdrücke (also die in den großen Schlagadern) normal sind, es aber zu einer Verstärkung nach außen hin kommt – also auch in den Armarterien, wo der Blutdruck ja klassischerweise gemessen wird.

Die juvenile ISH legt sich in der Regel bis zum 30. Lebensjahr und muss sehr selten behandelt werden.

Isolierte diastolische Hypertonie

Bei dieser Form der Hypertonie bewegt sich der obere Blutdruckwert im Normbereich, der untere liegt jedoch bei 90 mmHg oder höher. Die Forschung hierzu steckt wegen der nicht allzu großen Zahl an Fällen noch in den Kinderschuhen. Es scheint aber auch bei dieser Form ein (im Vergleich zu Normaldruck) erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko zu geben.

Sekundäre Hypertonie

Von einer sekundären Hypertonie spricht man, wenn diese Folge einer anderen Erkrankung ist. Beispielsweise führen Nieren- oder hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Morbus Chushing oft zu Bluthochdruck. Mehr dazu finden Sie im Hauptartikel Bluthochdruck.

Venöser Bluthochdruck

Der Blutdruck in den Venen ist sehr niedrig und hängt von Art und Lage der Vene ab. In den kleinsten Venen, die das Blut gewissermaßen in den Geweben „einsammeln“, liegt er bei 15 – 20 mmHg, in den großen Venen des Körperkreislauf um die 10 mmHg. Wenn man steht, erhöht sich der Druck durch die Schwerkraft allerdings – in den Venen am Fußrücken beträgt dann auch schon mal um die 95 mmHg.

Wenn es in den Venen zu Stauungen kommt, z. B. bei einer Venenschwäche, oder sie verengt sind, kann der venöse Blutdruck ansteigen. Dadurch kann sich die Venenschwäche noch verschlimmern.

Im Alltag meint der venöse Bluthochdruck den leichter messbaren Wert in den Armen bzw. den Beinen. Kardiologisch von Bedeutung ist aber auch der zentrale Venendruck. Er ist nur mit etwas mehr Aufwand zu messen. Das ist der Blutdruck vor dem rechten Vorhof des Herzens in der oberen Hohlvene. Er liegt bei 3 – 5 mmHg, also nur minimal über null.

Pulmonale Hypertonie

Die pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) ist eine seltene und schwerwiegende Erkrankung, bei der der Blutdruck im Lungenkreislauf erhöht ist. Ursache ist häufig eine Linksherzschwäche, aber auch chronische Lungenkrankheiten können zu Lungenhochdruck führen. Lesen Sie mehr in unserem Beitrag zum Lungenhochdruck.

Portale Hypertonie (Pfortaderhochdruck)

Die Pfortader ist eine Vene, die in die Leber hinein führt. In ihr strömt Blut, in dem sich Stoffwechselendprodukte und mit der Nahrung aufgenommene Stoffe befinden. In der Leber werden z. B. Giftstoffe aus dem Blut entfernt und Nährstoffe so verstoffwechselt, dass sie später in den anderen Organen genutzt werden können. Wie in anderen Venen kann es auch hier zu Stauungen kommen. Problematisch ist der entstehende Pfortaderhochdruck, weil sich das Blut andere, leichter passierbare Venen sucht und so an der Leber vorbeiführt.