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Ein kleiner Einkaufswagen steht auf einem Holzbrett gefüllt mit einem Blutzuckermessgerät, einer Spritze, einer Ampulle und Einmal-Stechhilfen. Daneben liegen Tabletten und weitere Stechhilfen. © jcomp / freepik

Ein hoher Blutzuckerspiegel kann durch verschiedene Medikamente gesenkt werden © jcomp / freepik

Blutzuckersenkende Medikamente bei Diabetes – Wie bekommt man den Zucker in den Griff?

Ein hoher Blutzuckerspiegel ist für niemanden gut. Besonders für Diabetes-Patienten kann ein zu hoher, andauernder und unbehandelter Blutzuckerspiegel irreversible Folgen haben. Er kann zu einer Schädigung der Gefäße führen, bei der Herz, Gehirn, Nieren, Augen, Beine und die Nerven betroffen sein können. Umso wichtiger ist es, eine Diabetes-Erkrankung frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. Jede noch so kleine Senkung des Blutzuckerspiegels ist hierbei von Bedeutung, da ein gut eingestellter Blutzucker Folgeerkrankungen verhindern oder deren Fortschreiten verzögern kann.

Diabetiker haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Diabetes stellt einen von mehreren, aber wesentlichen Risikofaktoren für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Erkrankte haben ein doppelt bis viermal so hohes kardiovaskuläres Risiko. Frauen weisen sogar ein 6-fach erhöhtes Risiko auf. Diabetes-Medikamente, die nicht nur den Blutzucker senken, sondern einen zusätzlichen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bieten, sind daher besonders vorteilhaft.

  • Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes?

    Viele Menschen in unserer Gesellschaft sind an Diabetes erkrankt, jedoch nicht jeder am selben Typ. Je nach Auslöser der Zuckerkrankheit unterscheidet man verschiedene Typen des Diabetes. Die häufigsten Formen sind der Typ-1 und der Typ-2-Diabetes.

    Der Typ-1 tritt bevorzugt in jüngeren Lebensjahren auf, kann sich aber auch im späteren Lebensalter manifestieren. Hingegen tritt der Typ-2-Diabetes meist im Erwachsenenalter auf und wird manchmal erst entdeckt, wenn schon Folgekrankheiten vorhanden sind. Beide Typen haben gemeinsam, dass sie einen zu hohen Blutzuckerspiegel aufweisen. Dieser ist bei Typ-1-Diabetiker auf eine fehlende Insulin-Produktion in der Bauchspeicheldrüse zurückzuführen. Typ-2-Diabetiker produzieren meist noch Insulin, der Körper reagiert jedoch nur noch vermindert darauf (Insulinresistenz).

Welche Medikamente verschreibt mein Arzt mir?

Das Ziel der Diabetes-Behandlung ist die dauerhafte Senkung des Blutzuckerspiegels, um Folgeerkrankungen zu verhindern. Für die Therapie stehen zwei Gruppen von Medikamenten zur Verfügung: Die Insuline und Blutzuckersenker, die als Tabletten eingenommen werden (orale Antidiabetika). Welches Medikament der Arzt bzw. die Ärztin wann verschreibt, hängt vom Blutzuckerspiegel, der Insulinproduktion, Begleiterkrankungen und den Kontraindikationen ab.

Bisherige Standards

Wird ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert, versucht man zuerst den Blutzucker mit Hilfe von Lebensstilmaßnahmen zu senken. Dazu gehören vor allem Gewichtsabnahme, eine vermehrte körperliche Aktivität (Sport) und eine ausgewogene Ernährung. Kann der Zuckerspiegel durch solche Änderungen nicht ausreichend gesenkt werden, müssen Medikamente verschrieben werden.

Insuline begleiten Typ-1-Diabetiker ein Leben lang. Sie können auch beim Typ-2 zum Einsatz kommen und sind gut mit anderen Diabetes-Medikamenten zu kombinieren. Es gibt unterschiedliche Arten von Insulinen. Kurzwirksame Insuline, die schon nach wenigen Minuten zu einer Blutzuckersenkung führen und langwirksame Insuline, die ihre Wirkung erst nach längerer Zeit entfalten. Welche Insuline für Sie in Frage kommen, entscheidet Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt individuell für Sie. Insuline werden mit einer Spritze, dem sogenannten Pen verabreicht, können aber auch mit speziellen Pumpen dem Körper zugeführt werden.

Das Arzneimittel Metformin wird gut vertragen und gerne zu Beginn einer Diabetes-Therapie eingesetzt. Es senkt effektiv den Blutzuckerspiegel, wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und kann bei einigen Menschen zu einer Gewichtsabnahme führen. Zur Behandlung stehen noch weitere Arzneimittel zur Verfügung, wie die seit Jahrzehnten weitverbreiteten Sulfonylharnstoffe. Sie senken den Blutzucker ebenfalls effektiv und auf eine verträgliche Weise, gehen aber eher mit einer Gewichtszunahme einher. Auch neigen die Patienten eher zur Unterzuckerung.

Neue Antidiabetika mit weiter reichender Wirkung

Da Diabetiker ein hohes Risiko für Arterienverkalkungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen, ist es für Betroffene wichtig, den Blutzuckerspiegel zu normalisieren. Gleichzeitig sollten sie auch andere Risiken für Herz und Kreislauf in den Griff bekommen und damit z. B. einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbeugen.

Die Entwicklung von Arzneimitteln für die Behandlung des Diabetes, die nicht nur den Blutzucker senken, sondern darüber hinaus einen zusätzlichen Herz-Kreislauf-Schutz bieten, spielen eine immer größer werdende Rolle. Die neueren Antidiabetika wie GLP-1-Rezeptor-Agonisten (Glutide) und SGLT2-Inhibitoren (Gliflozine) konnten in unterschiedlichen neuen Studien zeigen, dass sie sich protektiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. SGLT2-Inhibitoren können möglicherweise von besonderem Nutzen für Patienten sein, die ein hohes Risiko für Herzinsuffizienz aufweisen. GLP-1-Rezeptor-Agonisten führen höchstwahrscheinlich zu einer Verringerung der mit Arterienverkalkungen verbundenen Ereignisse. Diese zwei Substanzklassen sollen deshalb bei Typ-2-Diabetikern empfohlen werden, die bereits an einer kardiovaskulären Erkrankung leiden.

  • Was kann ich zu meiner Gesundheit beitragen?

    Gesunde Ernährung
    Nicht nur Medikamente können Ihren Blutzuckerspiegel senken – Sie selbst können ihn beeinflussen. Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kochen Sie Gerichte selbst. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch meist gesünder. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette wie z. B. Raps- und Olivenöl und vermeiden Sie fettreiche Lebensmittel in großen Mengen (Chips, Sahne, fettes Fleisch).

    Sportliche Aktivität
    Gerne kann man mit kleinen Aktivitäten im Alltag anfangen: Die Treppe nehmen, anstatt den Lift zu benutzen. Das Fahrrad dem Bus vorziehen oder in der Mittagspause eine kleine Runde im Wald spazieren gehen. Wählen Sie eine Sportart oder Aktivität aus, die Ihnen Spaß macht und die Ihnen nicht allzu schwerfällt.

    Gewicht
    Das Körpergewicht wird anhand des Body-Mass-Index (BMI) beurteilt. Übergewicht besteht ab einem BMI von 25 kg/m2. Liegt der BMI zwischen 27 und 35 kg/m², sollte das Gewicht um 5 % reduziert werden. Bei einem BMI > 35 kg/m² sollte das Gewicht um 10 % gesenkt werden.

    Alkohol
    Der Konsum von Alkohol sollte minimiert werden. Alkohol kann zu einem Unterzucker führen, da er die Neubildung von Zucker in der Leber hemmt.

    Rauchen
    Tabakrauchen schadet der Gesundheit. Das Rauchen sollte reduziert und am besten ganz aufgegeben werden.

Fazit

Für Diabetes-Patienten ist es besonders wichtig ihren Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu bringen. Neben einer vermehrten körperlichen Aktivität, einer ausgewogenen Ernährung und einer Gewichtsabnahme stehen Typ-2-Diabetikern die Einnahme oraler Antidiabetika und gegebenenfalls Insulin zur Verfügung. Typ-1-Diabetiker sind hingegen ein Leben lang auf Insulin angewiesen. Manche blutzuckersenkenden Medikamente bieten noch einen zusätzlichen Schutz für das Herz-Kreislauf-System und sollten deshalb Typ-2-Diabetikern empfohlen werden, die bereits an einer kardiovaskulären Erkrankung leiden.

  • Über diesen Artikel

    Autor: Redaktion, Melanie Kahr

    Erstellt: 11.02.2021

    Literatur:

    • Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“, 1. Auflage. Version 1. 2015. www.dm-therapie.versorgungsleitlinien.de. Abgerufen am 11.02.2021
    • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE. Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2018. https://www.diabetesde.org/system/files/documents/gesundheitsbericht_2018.pdf. Abgerufen am 11.02.2021
    • Schlenger R. Aktualisierte Leitlinien: Therapiealgorithmen werden neu geschrieben. Dtsch Arztebl International 2020; 117: [12]
    • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK). ESD Pocket Guidelines – Diabetes, Prädiabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Version 2019. 2. Überarbeitet Auflage

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